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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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weißt du. Ich bezog die Äußerung auf denjenigen, der dir diesen Schatz aushändigte und sich vermutlich dabei ins Fäustchen lachte. Niemand auf der ganzen Welt würde ein solches Vermögen freiwillig herausrücken. Komm, sei wieder gut.“
    „Und doch ist es so“, schnaubte Victor, „ob du’s glaubst oder nicht.“ Immer noch verletzt, trottete er Christian  hinterher, nicht um sich auszusöhnen, sondern um ihm die Angelegenheit zu erklären.        
    Ausführlich erstattete er dem Bischof Bericht über die Erlebnisse der vergangenen Tage. Dessen Gesicht wurde länger und länger.
    „Und du hast ernsthaft vor, das Zigeunermädchen zu ehelichen?“
    „Ich liebe sie und werde ihr ein treu sorgender Gemahl sein.“
    „Das ist ja alles sehr romantisch. Aber hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, was dein Vater zu der Verbindung sagen wird? Und erst der Hochadel? Niemand akzeptiert Rubinas Tochter. Du bist ein Edelmann und den Regeln der Gesellschaft verpflichtet, wenn du nicht deinen Grafentitel verlieren willst. Sei gewiss, dass du dann keinen Anspruch mehr auf den Thron hast“, gab Christian zu bedenken, der sich genau an die Zeit erinnerte, als er vor Sehnsucht nach dem hübschen Mädchen nachts kein Auge zugetan hatte, aber aus Rücksicht auf den ungeheuren Standesunterschied stets Distanz gewahrt hatte, obwohl ihn der Verzicht fast zugrunde gerichtet hatte. 
    „Weder Thron noch Titel sind mir so wichtig wie mein Lebensglück. Und das ist Isabella. Es gibt Alwin, der statt meiner die Thronfolge antreten kann.“
    „Du musst wissen, was du tust.“
    „Eben.“ 
    Dunkelheit sandte ihre Vorboten durch die Fensterscheiben. Christian läutete nach einem Diener, der die Kerzen anzünden sollte. Victor fiel sein Versprechen, das er dem Grafen gegeben hatte, wieder ein.
    „Ich muss los. Vater erwartet mich bei Einbruch der Dämmerung, will vor Alwin und mir eine Art Lebensbeichte ablegen“, rief Victor.
    „Bleib doch noch ein Viertelstündchen, bis wir unsere Aussprache beendet haben.“
    „Ich sehe s elbige als beendet an. Schön, zu wissen, wie sehr dich mein Geschenk erfreut hat.“
    „Ich bitte dich in aller Form um Entschuldigung, bin glücklich über solche großzügige Spende. Übermittle auch Isabella meinen innigsten Dank. Trotzdem möchte ich gern das von mir Gesagte ins rechte Licht rücken, spüre, dass du mir nicht vollends vergeben hast.“
    „Doch. Habe ich. Aber es kann nie wieder so zwischen uns sein, wie vor deinen Worten. Tut mir leid, Christian.“
    Er verließ eilends das Schloss, froh, dass ihm die Herzogin mit ihren liebeskranken Blicken nicht über den Weg lief.
    Christian war betrübt und die bösen Stimmen in seinem Kopf marterten ihn voll Häme. Er bestaunte noch einmal die Kostbarkeiten, packte sie dann sorgfältig in die Säcke zurück und schleppte sie bei Nacht in den Park unter die alte Buche.
    „Nie im Leben nehme ich einen Taler von Isabella an. Sie braucht das Gold dringender als ich. Sobald Gras über die Sache gewachsen ist und sich die Gemüter beruhigt haben, händige ich ihr Rubinas sauer verdienten Schatz aus“, sprach er halblaut vor sich hin, während er mit dem Spaten eine Grube aushub und ihn darin versenkte. Eine ungewohnte Arbeit, aber er vertraute keinem seiner Diener. So musste er notgedrungen die eines Prinzen unwürdige Aufgabe selbst übernehmen. 
     
     
    20
     
    Victor verspätete sich. Die Sichel des Mondes hatte seiner Liebsten, der Nacht, das Firmament erobert.
    Der Jüngling schlich sich durch die Hallen des gräflichen Schlosses, denn sein Vater duldete keine Nachlässigkeit. Weder eine Spur von ihm noch von Alwin, nur gähnende Leere in den Salons. 
    Sie werden ausgeritten sein, um mir eine Lektion zu erteilen, dachte Victor. Er beschloss, der in der Kapelle aufgebahrten Katharina einen letzten Besuch abzustatten. Und dort fand er die beiden. Eng an die Verstorbene geschmiegt, hielten sie sich bei den Händen und schliefen den Schlaf der Gerechten.
    Reglos verharrte Victor auf der Sch welle in stummer Zwiesprache mit der Dahingeschiedenen, vergab ihr die Lieblosigkeit, mit der sie ihn zeitlebens behandelt hatte und bat, dass auch sie ihm verzeihen möge.
    Als er ein Husten nicht mehr unterdrücken konnte, schlug der Vater die Augen auf.
    „Wie lange stehst du schon so da und betrachtest uns drei?“
    „Eine geraume Weile.“
    „Dann ist es gut. Warst du bei Anbruch der Dämmerung daheim?“
    In diesem Augenblick

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