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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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aber statt einladender Freundlichkeit strahlte es Abwehr aus. Dunkle, gespenstische Abwehr.
    Der schwarzbraun marmorierte Fuß boden, mit Ebenholz verschalte Wände, die von Tod und Teufel kündende Deckenmalerei versetzen sie in Furcht und Schrecken. Durch die bunt verglasten Fenster drang kein Sonnenstrahl. Vom Kristalllüster warfen wenige Kerzen nur spärliches Licht, dafür lange Schatten auf die Ahnengalerie, ließen die Augen der ehemaligen Herrscher böse funkeln. Sie spürte fast körperlich deren Anwesenheit. Das erst vor wenigen Tagen aufgehängte Bild mit dem Porträt der ermordeten Gräfin jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Blitzte ihr nicht blanker Hass aus dem Antlitz entgegen?           
    „Wie unheiml ich“, raunte Barbara und drückte Winfried fest an sich, als könne ein unsichtbarer Dämon ihn der Mutter entreißen. Selbst Bernhard schaute scheu die Umgebung an, rührte sich nicht vom Fleck.
    Sie fühlen, genau wie ich, dass wir hier nicht willkommen sind, dachte Isabella, schmiegte sich schutzsuchend an Victor, wagte keinen weiteren Blick in Richtung der Gemälde. 
    Alwin gesellte sich dazu. Tiefe Trauer umflorte seine Augen, die ihr Leuchten verloren hatten, seit Mutter und Schwester auf derart grausame Art ums Leben gebracht wurden. Der Tod des Vaters hatte ihm den Rest gegeben, in Schwermut zu verfallen. Ernst stellte er sich vor: „Ich bin Victors jüngerer Bruder, studiere Medizin, um ein Mittel gegen die Pest zu finden. Sie ist die Geißel der Menschheit.“
    Zwei wunderschöne blonde Brüder. We lch jugendliche Anmut und Helligkeit an diesem Hort der Düsternis. Irgendwie passten solch extreme Gegensätze nicht, verwirrten die Eindringlinge noch mehr.
    „Dass Ihr Victors Bruder seid, braucht Ihr nicht zu erwähnen. Ihr gleicht ihm wie ein Kirschkern dem anderen. Doch seid Ihr weiser und gefühlvoller, obgleich er älter ist“, bemerkte Barbara, die sich langsam erholte und deren loses Mundwerk keine Rücksicht auf die Gefühle des sichtlich von Weltschmerz getroffenen Junkers nahm. „Hättest du ihn als Ersten getroffen, wäre deine Wahl sicher auf ihn gefallen, Isabella, oder?“
    Alwin errötete bis in die Haarspitzen, schaute verlegen zu Boden, mochte nicht zugeben, dass es bereits um ihn geschehen war, als er Isabella durch die Tür treten sah.
    „Rede nicht andauernd s olchen Unsinn, Barbara. Du machst dir mit deinen dümmlichen Sprüchen keine Freunde“, sagte Isabella.
    „Sie … hat… doch recht. Einer … sieht aus … wie der … andere … komisch.“ Bernhard lachte verwundert.
    Victor mischte sich ein: „Alwin, darf ich dich mit meiner zukünftigen Frau Isabella bekannt machen?“ Er fasste Isabellas Hand, legte sie in die Hand des Bruders. „Bald seid ihr verschwägert.“
    Der Graf blickte aus dem Fenster in die sternenlose Neumondnacht und schmunzelte. “Wisst ihr, warum es draußen so finster ist? Isabella hat alle Sterne vom Himmel gepflückt und sie mir als ihre Mitgift anvertraut. Weil sie sehr großzügig ist, packte sie den Mond gleich obendrauf. Ich trage das Himmelsgestirn nun in meiner Hosentasche. Hab ich recht, kleine Sternenpflückerin?“
    Er fand ihr originelles Geschenk so fantastisch, dass er  am liebsten die ganze Welt davon wissen ließe, aber Isabella ärgerte sich, dass er Intimitäten so leichtfertig ausplauderte und schmollte.
    An ihrer Statt ergriff Barbara das Wort: „ Och nö. Das entspricht nicht meinen Vorstellungen. Der Mann, der mich besitzen will, muss mir das Himmelsgestirn als Pfand für meine Leidenschaft hinterlegen, nicht umgekehrt.“ Damit hatte sie die Lacher auf ihrer Seite. Das erste Mal nach dem Tod des Vaters wurden die Brüder von der sie umkrallenden Trübsal abgelenkt.
    Bis tief in die Nacht saßen alle zusammen und trafen Hochzeitsvorbereitungen. Wenngleich, so kurz nach dem Dahinscheiden des alten Grafen, eine Feier nicht angemessen schien, durfte man doch zumindest die engsten Freunde nicht ausschließen, als da wären Siegfried von Neulohe, Wilhelm von Schwanwerder und Ludwig von Ölshausen.
    „Bisschen spät, um Einladungen zu versenden“, meinte Barbara, „drei Tage vor der Heirat erst Bescheid zu geben, finde ich, gelinde gesagt, unverschämt.“
    Christian pflichtete ihr insgeheim bei, war doch auch er mit der Bitte, das Paar in der Kapelle zu trauen, überraschend konfrontiert worden.
    Ihm stand der Sinn nicht nach Feierlichkeiten. Sein Kopf war randvoll gefüllt mit Strategien der

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