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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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ankündigte, sofern sie nicht genügend Geld und Lebensmittel für die Fähnlein herausrücken wollten. Zur Bekräftigung hatte er „Blut! Blut!“, darunter geschrieben, sie sodann einigen Kürassieren ausgehändigt, auf dass sie den Beutezug mitteilten.
    Anfangs lief es wie am Schnürchen. Vor den Dörfern und Städten standen Posten, die ohne Murren den geforderten Tribut lieferten, sodass Christian keine Veranlassung sah, durch die Ortschaften zu ziehen und den braven Protestanten  Schaden zu bereiten.
    „Wenn das so weitergeht“, schwärmte er abends am Lagerfeuer seinen Freunden vor, werden wir schneller als erwartet dem Pfalzgrafen das Reich zurückerobern.
    Nicht nur er liebte das freie, ungebundene Soldatenleben, das freilich nur für die Befehlshaber galt. Siegfried von Neulohe, Wilhelm von Schwanwerder und Ludwig von Ölshausen lebten, fernab jeglicher Hofetikette, leichtfertig in den Tag hinein, genossen die Macht des Schreckens, die sie umwehte, sobald sie sich einem Dorf näherten. Die drei Grafensöhne teilten mit dem tollen Halberstädter und Alwin ein Zelt, in dem es wüst zuging. Mehrmals am Tag und in der Nacht befriedigten sie ihre Gelüste, boten doch Unmengen von Huren und Marketenderinnen ihre Körper feil. Zu dieser Zeit glich der Feldzug einer einzigen Orgie, von der Alwin sich absonderte und bald als Spielverderber gebrandmarkt wurde. Er versuchte, bei Victor und Isabella Zuflucht zu finden. Als das misslang, schloss er sich Barbara und Bernhard an. 
    Selbst die einfachen Soldaten des Fußvolkes lernten Annehmlichkeiten kennen, von denen sie früher höchstens mal gehört hatten. Jetzt waren sie mittendrin im Schlemmen, Herumhuren und Saufen. Fässer voll Branntwein wurden geleert und noch mehr Bier.
    Isabella, die mit Victor ein eigenes Zelt bewohnte, fand die Zustände grauenvoll. Und auch Alwin, Bernhard und Barbara, die in riesigen Gemeinschaftsunterkünften das sittenlose Treiben hautnah erlebten, beschwerten sich unentwegt darüber.     
    „Was soll das?“, fragte Victor genervt. „Ihr wolltet auf Biegen und Brechen mitkommen, habt meine Warnungen in den Wind geschlagen. Also beklagt euch nicht, denn es kommt noch viel, viel schlimmer. Wenn die ersten Schlachten geschlagen werden und Tote und Verletzte zuhauf auf dem Feld liegen, wird euch Hören und Sehen vergehen. Lasst den Soldaten ihr Vergnügen. Es ist bald vorbei.“
    Betreten schauten die drei sich an. Eine solche Standpauke waren sie von Victor nicht gewohnt.
    „Wären wir bloß im Schloss geblieben“, flüsterte Barbara den beiden Geschwistern zu.
    „Schweig still“, entgegnete Isabella, „Mein Platz ist an der Seite Victors. Ich würde ihm bis ans Ende der Welt folgen. Habe euch nicht gebeten, ebenfalls hinter dem Tross herzulaufen. Es wäre mir lieber gewesen, wenn ihr während unserer Abwesenheit das Schloss verwaltet hättet.“ 
    „Der Drost der Herzogin, Elias Sommerling, wurde von Christian dorthin beordert. Er setzt sich auf jeden Fall mehr durch als wir zwei Ausgestoßenen“, sagte Barbara.
    Darauf wusste Isabella nichts zu erwidern.
    „Was für Bernhard und Barbara zutrifft, gilt nicht für mich“, hakte Alwin ein, „ich habe den Treueschwur auf Christian geleistet und würde als Fahnenflüchtiger hingerichtet, wenn ich versuchte, mich abzusetzen.“
    Wie recht Victor mit seiner Prophezeiung hatte, stellte sich bereits nach einigen Tagen heraus.
    Der erste Ort, der nicht bereit war, Christians immensen Forderungen nachzukommen, wurde von der Soldateska dem Erdboden gleichgemacht. Häuser, Kirchen, Bauernhöfe und Stallungen brannten lichterloh. Die Einwohner wurden erschossen oder totgeschlagen, Frauen vorher noch geschändet, Vieh, das dem Inferno entkam, an Ort und Stelle geschlachtet, zerlegt und auf Planwagen verladen. In die von Flammen eingeschlossenen Häuser konnten die Truppen nicht unverletzt hinein, sodass sie ohne Gold und Schmuck abzogen.
    Das nächste Mal waren sie klüger, bemächtigten sich erst de r Beute, bevor sie die Gebäude in Brand setzten. Diesmal hatte sich der Beutezug gelohnt. Satt und zufrieden saßen die Plünderer zusammen, brieten Rinder, Schweine, Ziegen und Schafe am Spieß, ließen die Becher mit Branntwein kreisen.
    Als sie genug intus hatten, sangen und grölten sie zu Ehren Christians:
    „Ihr lustigen Braunschweiger,
    seid ihr alle beisammen?
    Ei, so lasset uns fahren
    Mit Ross und mit Wagen
    zu unserm Quartier.
    Lust’ge Braunschweiger, die sind

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