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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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und Stelle erschossen. Da sparen wir uns den Prozess.“
    Der Mob randalierte unverdrossen. „Graf Victor, wenn das Euer Vater wüsste. Im Grabe würde er sich umdrehen. Tretet zurück. Lasst Euren Bruder den Thron besteigen!“
    Bevor Victor auf die Unverschämtheit reagieren konnte, marschierte eine Kompanie unter Richard Sanders Kommando auf.     
    „Wer soll zuerst dran glauben, Euer Durchlaucht?“, rief er zum Fenster hoch und schlug dem Müller Walz, der als Rädelsführer in Betracht kam, den Musketenlauf auf den Schädel, dass er tausend Sterne sah.
    Die gleiche Geschwindigkeit, in der sich der Pöbel versammelt hatte, benötigte er, auseinanderzustieben. Selbst der taumelnde Bruder des Albinos gab Fersengeld.
    „Gut gemacht, Sander. Bist mein bester Mann“, lobte Victor den Hünen.
    Am Frühstückstisch stießen sie auf Alwin, Bernhard und Barbara, die in ein angeregtes Gespräch vertieft waren und nichts von dem Vorfall vorm gräflichen Schlafgemach mitbekommen hatten. Isabella berichtete aufgeregt über das Geschehen.
    Alwin reagierte unverzüglich. „Ich habe mir meine Entscheidung überlegt. Werde ebenfalls mit Christian in die Schlacht ziehen. Auch Barbara und Bernhard lassen sich nicht davon abbringen, dem Tross zu folgen.“
    „Das wird doch kein Familienausflug. Ihr ahnt ja gar nicht, welchen Grausamkeiten man dort ausgesetzt ist.“
    „Aber du, Victor, was? Noch nie im Leben hast du eine Waffe in der Hand gehalten, und willst dich als Held aufspielen. Dass ich nicht lache.“
    „Du musst es ja wissen, Alwin. Ich jedenfalls verbiete einem jeden von euch, sich dem Heer anzuschließen. Auch dir, Isabella.“ Victors Stimme klang entschlossen.
    „Du hast mir versprochen, an deiner Seite als Walküre zu kämpfen.“
    „Isabella, ich bitte dich. Das war im Liebesrausch dahingesagt. Wir weilten während der letzten zwei Tage in anderen Sphären. Die Wirklichkeit holt uns ein. Du bist nicht Skögull und ich bin nicht Balder. Und Kinder, die solche Märchen glauben, sind wir ebenfalls nicht mehr. Hier im Schloss seid ihr geborgen und sicher.“
    Alwin blickte ihn aus unergründlichen Augen an. „Meinst du?“
     
     
    25
     
    Christians Werbern war es gelungen, zehntausend Söldner für den Feldzug aufzutreiben. Die Standarte mit dem Zitat: „Tout pour Dieu et pour elle“ flatterte voran, als das Heer Wolfenbüttel verließ, um dem Mansfelder, der von Kaiserlichen eingekesselt, in der Pfalz einen aussichtslosen Kampf führte, zu Hilfe zu eilen.
    Ein sonniger Herbstmorgen trieb viele Schaulustige nach draußen. Sie standen am Straßenrand, winkten mit Hüten und Taschentüchern. Die Trommel rief zum Streite. Die Züge unter Führung Victor von Grimmshagen, Siegfried von Neulohe, Wilhelm von Schwanwerder und Ludwig von Ölshausen zogen unter Posaunenklängen und Marschmusik zum Tor hinaus. Vorneweg ritt Christian mit seiner Kavallerie.        
    „Heil Christian!“, brüllte die Menge.
    „Komm gesund zurück, mein Junge“, weinte seine Mutter, die neben dem Tross herlief und von Ulrich und seinen Schwestern festgehalten werden musste. Sie wehrte sich, wollte ihren Lieblingssohn nicht fortlassen. Erst als er ihren Augen entschwand, gab sie den Bemühungen der anderen Kinder nach und wurde von ihnen ins Schloss geleitetet. Sie faltete die Hände und betete.
    So einfach hatten Isabella, Alwin, Bernhard und Barbara sich nicht abschütteln lassen. Die Kleine hatte ein festes Tuch aus Zwillich umgeschlungen, das auf dem Rücken zusammengebunden war. Winfried saß darin vor Mutters Bauch wie in einer Sänfte. Jetzt kam es beiden zugute, dass sie ihn so lange stillte. Verspürte er Hunger, betastete er mit seinen Patschhändchen ihren Busen, und Barbara öffnete das Mieder, bis er sich satt getrunken hatte und zufrieden an den Brustwarzen herumkaute, ehe er einschlief.
    Victor war von Christian persönlich der Kavallerie zugeteilt worden, ritt nun in Uniform mit.
    Die anderen folgten den Truppen, wie allerlei sonstiges Volk auch. Bäcker und Schlachter, Schmiede und Schneider, Marketenderinnen mit Kindern und Kindeskindern schlossen sich an. Blutjunge Dirnen und Hurenbuben witterten ihre Chancen. Und nicht zuletzt seien Frauen, Bräute und Nachkommen etlicher Soldaten genannt, die sich nicht trennen mochten.
    Bereits Wochen vorher hatte Christian seine an allen vier Ecken angesengten Briefe hervorgeholt, in denen er den Ortschaften, die sie durchqueren würden, harte Vergeltung

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