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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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Zigeunerköniginnen vorbehalten ist? Du als Grafensohn?“ Isabella hatte sich im Bett aufgerichtet, den Spiegel näher herangezogen und betrachtete ausgiebig das wundersame Gebilde an ihrem Körper.
    „Mein Vater hat sein Leben lang dem Maikristall Rubinas nachgetrauert. Nie wieder konnte er das Glück in solcher Vollendung erfahren.“
    „Dein Vater hat mit seinen Söhnen über seine erotischen Erlebnisse gesprochen. Das ist recht ungewöhnlich.“
    „Nun ja, er hat uns nicht erklärt, welche Bewandtnis es mit dem Maikristall auf sich hatte. Lediglich, dass er nie mehr Frieden könnte, bis er ihn wiedergefunden hätte. Um was es sich bei dem Maikristall handelt, hat mir vor langer Zeit ein alter Zigeuner erzählt.“ Victors Lenden zu ckten heftiger und der Anblick des Maikristalls brachte ihn fast um den Verstand. Ihm stand der Sinn keinesfalls danach, in seiner Hochzeitsnacht endlose Debatten zu führen. Er entriss Isabella den Spiegel, warf ihn zu Boden, legte sich neben sie, wollte seine Bedürfnisse stillen, die da pochten und pochten.
    „Sag mir noch, w as geschieht, wenn sich ein Ungeliebter am Maikristall vergreift“, forderte sie.
    „Ein andermal“, stöhnte er und umschloss den Maikristall fest mit den Lippen. Seine Zunge tanzte flink um das kühle Juwel, bevor ihm die Sinne schwanden und er in schwindelnde Benommenheit eintauchte. Isabella gab sich zufrieden, denn die Gefühle, die sie beim Spiel seiner Lippen und der Zunge überkamen, raubten ihr den Atem. 
    Als sie eins wurden, fühlte Isabella, dass sie von einer winterweißen Wolke emporgehoben wurden und durch die Pforten Walhalls schwebten, um in grenzenloser Seligkeit zu verschmelzen.
    „Balder“, raunte sie, „Balder, mein Gott. Ich bete dich an. D ie Wolke webte uns die Göttin Frigg, im Sumpfsaal. Sie führte uns zusammen, wie schon so viele Liebende vor uns, die auf der Erde keine Erfüllung finden konnten. Fensal heißt der Ort, wo ich mit dir leben will.“
    „Das ist unmöglich.“ Victor lächelte. „Wir müssen zurück auf die Erde, aber das hat Zeit.“
    „Warum können wir nicht hier bleiben?“
    „Weil wir lebendige Menschen sind. Nur ehrenvoll in der Schlacht Gefallene finden Einlass in Walhall, geleitet von den Walküren.“
    „Lass mich die Walküre sein, die an deiner Seite in den Krieg zieht und dich sicher durch jede Gefahr bringt.“
    „Gut. Ich werde dich Skögull nennen. Sie ist mir von allen Töchtern Friggs die liebste.“
    „Das klingt fein. Skögull. Ja, ich bin Skögull und du bist Balder.“
    Seufzend vor Glück gab sie sich ihm erneut hin.
    „Deine Haut glitzert wie das Kleid des Schmetterlings im Sonnenlicht, Skögull“, schwärmte Victor.
    „Aber er tanzt und liebt nur einen einzigen Sommer. Wenn Herbstwind weht und Sommerblüten bricht, taumelt der Falter auf nebliger Spur.“
    „Ach, meine Liebste. Du bist ein Schmetterling, der die Stürme überlebt und lange auf dieser Welt weilen wird“, lachte der Graf und bedeckte ihren Körper mit Küssen. Doch Isabella setzte sich auf, schaute ihn ängstlich an.
    „Wirst du noch bei mir sein, wenn mich der Raureif wiegt und meine Seele die Eisblumen schaut?“
    „Ich werde dich nie verlassen, mein kleiner, bunter Falter. Selbst wenn du alt und grau sein wirst, bleibe ich stets an deiner Seite. Denn ich liebe dich, jetzt und allezeit.“
    „Das hast du schön gesagt, Baldur. Auch ich werde dich nämlich ewig lieben, gleich, was geschieht.“
    Zwei Tage und Nächte liebten sie sich mit kurzen Unterbrechungen, in den sie sich Treue schworen, verspürten weder Hunger noch Durst, nur berauschende Leidenschaft, wie sie in Fensal üblich ist.
    Ein Stein, der die Fensterscheiben zerschmetterte, katapultierte sie aus jener Zwischenwelt, die glücklich Verliebten vorbehalt en ist, in die irdischen Ebenen zurück.
    Geschrei dröhnte in die Kammer: „Gebt die Heidehexe raus! Gebt die Heidehexe raus!“
    Isabella, eben noch in lichtem Höhenflug, erschrak fast zu Tode, verkroch sich unter der Bettdecke, presste ihren Leib gegen seinen sehnigen Körper, gab keinen Laut von sich.
    Victor blieb nichts anderes übrig, als sich am Fenster dem Volk zu zeigen, wenn er weiteren Schaden abwenden wollte. Flugs warf er sich den seidenen Morgenmantel um die Schultern und rief energisch: „Macht, dass ihr nach Hause kommt. Isabella, Gräfin von Grimmshagen, ist keine Hexe, sondern mein geliebtes Eheweib. Wer weiterhin Gerüchte über sie verbreitet, wird von Soldaten an Ort

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