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Die Heilanstalt (German Edition)

Die Heilanstalt (German Edition)

Titel: Die Heilanstalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Geraedts
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geschwollen an; eine Erschöpfung kam über ihn, die ihn an den Rand der Ohnmacht trieb. Er glaubte, das Schlimmste sei überstanden, doch das größte Grauen sollte ihn noch mit aller Gewalt treffen. Als sie beinah das Ende der Halle erreicht hatten und Janick müde den Kopf zur Seite legte, fiel sein Blick auf ein Glasgefäß knapp über dem Boden; seine Augen weiteten sich, und sein Gesicht erstarrte vor Entsetzen. Hinter dem Glas schwebte der nackte Leib von Judith. Ihr Kopf war nach vorn gerichtet, als würde sie ihn anschauen. Doch Janick sah, dass ihre Augen geschlossen waren. Nichts an ihr schien lebendig, als wäre sie in dieser dickflüssigen Substanz ertrunken. Doch Janick fühlte, wusste , dass ihr Herz noch schlug.
    »Judith!«, rief er bestürzt. »Oh mein Gott!«
    Er riss an den Lederschlaufen, wollte sich aufbäumen und das Glas zerschmettern, das sie gefangen hielt.
    »Halte durch!«, rief er schluchzend. »Ich hole dich da raus!«
    Janick wollte sich mit aller Gewalt losreißen, doch es war aussichtslos.
    »Bleib stehen und binde mich los, du blinder Hurensohn!«, schrie er den Therapeuten an, während Judith allmählich aus seinem Blickfeld geriet. »Verdammter Mistkerl, mach diese verfluchten Schlaufen auf!«
    Doch Herr Kowalski schob das Bett wortlos weiter, bis sie das Ende der Halle erreichten und das Metallgestell scheppernd eine weitere Flügeltür aufstieß.

Eine unverhoffte Begegnung
    In diesen Augenblicken tiefster Erschütterung schwor Janick den Kreaturen Vergeltung. Er verspürte keine Trauer oder Angst mehr. Sein Inneres war ein Spannungsfeld aus Verachtung, Hass und Rachsucht; er hatte solches Grauen gesehen, dass eine unbändige Mordgier in seiner Seele aufgestiegen war. Diese Wesen mussten ihn früher oder später losbinden; sobald sie ihm die Fesseln abnahmen, würde Janick so lange Adern zerbeißen, Knochen zersplittern und Kehlen zudrücken, wie sein vor Zorn und Abscheu rasendes Herz noch schlug. Janicks Augen tränten, und seine Eingeweide brannten; er wollte nur noch leben, um zu wüten, und wollte so lange wüten, bis man ihn aufhielt. Janick war wie ein Raubtier, das man erschießen musste, um seinen Blutrausch zu beenden.
    Sobald meine Hände frei sind! , dachte er immer wieder mit knirschenden Zähnen, während ihm erbrochene Magensäure am Kinn hinablief.
    Das Bett rollte durch einen breiten Gang, der in Zwielicht gehüllt war. Vereinzelte Glühbirnen hingen von der Decke, von denen nur etwa jede Zweite brannte. Wie zuvor in der großen Halle, war der Boden auch hier ganz matschig; die Rollen des Bettes und Herrn Kowalskis Schritte schmatzten im feuchten Schlick. Wohin man sah, krabbelten Spinnen und Kellerasseln. Alles war schwarz vor Schmutz.
    Offenbar handelte es sich um einen Zellentrakt, denn die Türen in diesem Korridor waren aus Stahl und hatten massive Schließvorrichtungen. Janick nahm seine Umgebung kaum wahr; er war zu sehr in den Gedanken vom Töten und Sterben versunken. Seine Augen glühten, und seine Hände zitterten.
    Sobald meine Hände frei sind! , dachte er wieder und wieder in unermesslicher Wut.
    Herr Kowalski schob das Bett in eine Zelle, deren Tür offen stand, und betätigte im Inneren einen Schalter, der die Deckenbeleuchtung erstrahlen ließ. Das Licht war so grell, dass Janick vor Schmerz das Gesicht verzog.
    »Dies ist wohl das angekündigte Erholungszimmer – sehr hübsch!«, rief er und betrachtete eingehend das Zelleninnere. »Womit habe ich diesen Luxus verdient, nachdem ich so unartig gewesen bin!«
    Janick stieß eine laute Lachsalve aus, verschluckte sich und hustete heftig.
    Nirgendwo war der Gestank nach Vermoderung und Fäulnis so penetrant gewesen wie in diesem Raum. Die grauen Zementwände waren von Wasserflecken und Spinnweben überzogen, in denen vertrocknete Insekten hingen. Ein kleines Waschbecken befand sich hüfthoch an einer Wand, dessen ursprüngliche Farbe unter einer dicken Schicht aus Dreck und Kot verborgen war. Die Exkremente stammten offenbar aus dem benachbarten Klosett, das so verschmutzt war, als wäre es seit Jahren nicht mehr mit Wasser in Berührung gekommen. Der Sitz fehlte, und der Spülkasten hatte ein großes, rundes Loch in der Mitte. Im Kot krabbelte allerlei Getier wie Maden, Würmer und Käfer. Die Zelle war fensterlos und ohne Belüftungsanlage. Der Gestank war so bestialisch, dass Janick nur flach atmen konnte.
    »Ehrlich, die Stube gefällt mir!«, meinte er, nachdem er den Hustenanfall überwunden

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