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Die Heilanstalt (German Edition)

Die Heilanstalt (German Edition)

Titel: Die Heilanstalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Geraedts
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wieder in die Finsternis hinausschicken, als er von den Kreaturen berichtet hat.«
    Janick legte nachdenklich die Stirn in Falten. Martin … dieser Name klang vertraut, als hätte er ihn vor vielen Jahren einmal gehört. Aber er wusste ihn nicht recht einzuordnen.
    Thomas bemerkte die Verwirrung seines kleinen Bruders und nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. »Du erinnerst dich nicht mehr an ihn, niemand tut es. Die Führerschaft wollte den Jungen von Anfang an aus dem Gedächtnis der Siedler verbannen, so als hätte er nie existiert. Sie haben ihr Ziel mühelos erreicht, weil es allen willkommen war!« Thomas schüttelte wütend den Kopf. »Zum Teufel mit diesen Feiglingen!«
    Janick verstand nicht und öffnete den Mund, um seinen Bruder weiter zu befragen. Doch Thomas hob ungeduldig eine Hand. »Wir haben keine Zeit mehr. Wenn ich nicht in Kürze zurück bin, wird dieses Wesen nach mir sehen. Wir müssen jetzt los, komm mit!«
    Er packte Janick am Arm und wollte ihn fortzerren, doch dieser riss sich los und wich einen Schritt zurück.
    »Erst hole ich Judith!«, sagte er bestimmt. »Ich gehe nicht ohne sie!«
    Thomas verzog das Gesicht, tat es nur für den Bruchteil einer Sekunde und somit nahezu unmerklich, doch Janick blieb es nicht verborgen. »Lieber sterbe ich, als Judith hier zurückzulassen!«
    »Schon gut, sei leise.«
    Thomas griff in eine Innentasche seines Therapeutenkittels. Er holte eine kleine Taschenlampe heraus und drückte sie in Janicks Hand. »Die stärkste Waffe, die es gegen diese Bestien gibt«, sagte er. »Ihre Augen sind äußerst empfindlich. Sie vertragen das Licht so wenig wie die Vampire aus deinen alten Comicheften. Deshalb haben sie vor vielen Jahren den Himmel verdunkelt. Unsere Welt war nicht immer so finster.«
    Janick nickte. »Ich weiß. Sie haben mir die Erinnerungen eines Menschen eingeflößt, dessen Geist sie vor langer Zeit an sich gerissen haben. Die Welt war früher so hell, dass man an klaren Tagen kaum zum Himmel aufschauen konnte.«
    »So wird es bald wieder sein«, versprach Thomas. »Als jenes Wesen versucht hat, dich in seinen Bann zu ziehen, habe ich an der Tür gelauscht. Es war so gierig nach deinem Geist, dass es außergewöhnlich offen sprach und dabei seinen wunden Punkt verriet, eine noch bedeutsamere Schwachstelle als seine Lichtempfindlichkeit. Wenn ich dieses Wissen zur Siedlung tragen kann, werden wir die Biester ein für allemal zur Hölle jagen.«
    Janick schaute verwirrt drein. »Was hat das Wesen denn über sich verraten?«
    »In der Siedlung werde ich es dir anvertrauen und jedem sonst, der es hören will. Dies ist nicht der Ort, um es laut auszusprechen.«
    Thomas griff erneut in eine Tasche seines Kittels und holte eine kleine Spritze hervor, die mit einer dunkelgelben Flüssigkeit gefüllt war. »Geh jetzt und hol dein Mädchen, Janick. Wenn du sie aus diesem verfluchten Glas befreit hast, verabreiche ihr intravenös die volle Dosis. Aber langsam und vorsichtig, verstanden? Das Zeug ist stark.«
    Janick nahm die Spritze und betrachtete sie unbehaglich in der Hand. »Was ist das?«
    »Ein hochwirksames Serum. Es neutralisiert die berauschende Wirkung vom Magenschleim dieser Wesen.«
    Janick sah ihn voller Erstaunen an.
    »Tja, in den letzten Jahren habe ich nicht nur alte Medizinbücher gewälzt«, sagte Thomas lächelnd. »Ich habe damals eine Blutprobe von Martin genommen, das Gift der Kreaturen isoliert und es unter die Lupe genommen, besser gesagt: unters Mikroskop. Über die Jahre konnte ich ein Gegengift entwickeln. Ich wusste, es war entweder wirksam oder tödlich. Ich habe es an mir selbst getestet und hatte Glück.«
    »Du bist wahnsinnig!«, stöhnte Janick.
    »Wagemutig«, korrigierte Thomas grinsend. »Hör zu. Am Ende des Flurs befindet sich ein Aufzug zur Oberfläche. Draußen geht ihr in Richtung der Berge am Horizont, bis ihr auf einen kleinen Bach stoßt. Ihm folgt ihr entgegen der Strömung. Bis zur Siedlung ist es ein etwa anderthalbtägiger Fußmarsch. Sie wird euch auf halber Strecke als Licht am Horizont erscheinen.«
    Janick nickte. »Wir werden so schnell wie möglich nachkommen.«
    »Gut. Komm jetzt, wir müssen los!«
    Die Brüder verließen die Zelle und umarmten sich draußen auf dem Flur.
    »Lass dich nicht wieder erwischen, kleiner Bruder. Noch mal werde ich nicht zur Stelle sein, um dir den Arsch zu retten« Er lächelte, doch in seinen Augen glitzerten Tränen.
    »Versprochen«, erwiderte Janick und hielt

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