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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Kind entbinden sollte. Doch zwischen Bamberg und Würzburg wurde sie zusammen mit ihrer Magd Radegund sowie drei berittenen Knechten von einer kleinen Schar unbekannter Reiter angehalten.
    Kaum waren die Angreifer aufgetaucht, hatten sich ihre eigenen Beschützer augenblicklich davongemacht.
    Die Wegelagerer hatten ihre Gesichter zusätzlich zu den Helmen mit Nasenschutz mit Tüchern verhüllt, so dass sie vollkommen unkenntlich waren. Auch die Stimmen verrieten Griseldis nichts.
    Dennoch hatte die Medica anfangs keine Angst verspürt – glaubte sie doch, man habe sie ihrer Heilkunst wegen entführt: Wahrscheinlich würde man sie zum verletzten Häuptling einer Räuberbande bringen und von ihr verlangen, ihm einen Pfeil zu entfernen oder ihm auf andere Weise zu helfen. Möglich war auch, dass ihr Patient bei einem verbotenen Zweikampf verwundet worden war – obwohl der König diese Ehrenhändel unter Strafe gestellt hatte.
    Sie beruhigte die zitternde und am Rande einer Ohnmacht stehende Radegund und fragte dann die Männer seelenruhig nach der Art der Verletzungen, mit denen sie es zu tun haben werde: Seltsamerweise erhielt sie jedoch keine Antwort.
    Stattdessen wurden ihre Arme hinter ihrem Rücken gefesselt und einer der Kerle verband ihre Augen mit einem nicht sehr sauberen Lappen. Als sie sich lauthals über diese Zumutung beschwerte, steckte ihr ein anderer zusätzlich einen Knebel in den Mund.
    Sie fühlte, wie einer der Männer sie vor sich auf sein Pferd nahm, wobei er sie mehr als nötig an Körperstellen betastete, wie man es gemeinhin nur dem eigenen Ehemann gestattete. Voller Unwillen warf sie den Kopf hin und her und schnaubte zornig. Daraufhin hörte sie den Befehl eines anderen, offenbar vorgesetzten Mannes, der ihrem Bewacher sein Tun energisch untersagte.
    Der Bursche brummte zornig, ließ seine Übergriffe aber während des gesamten, etwa zweistündigen Rittes bleiben. Griseldis blieb eine Menge Zeit, um ihre Lage zu überdenken. Aber sie gelangte zu keiner Lösung. Wer, um GOTTES willen, hatte sie in seiner Gewalt? Und wozu war sie entführt worden?
    Ihre ärgste Feindin fiel diesmal als Verdächtige aus – war Frau Irmintraut doch seit einiger Zeit, kurz nachdem ihre spanische Doña das Zeitliche gesegnet hatte, ernsthaft erkrankt und bettlägerig. Ihr hätte sie den feigen Überfall am ehesten zugetraut.
    Auf einmal fiel ihr auf, dass sie seit Langem nicht den leisesten Ton von ihrer Magd Radegund gehört hatte. Wahrscheinlich hatte man dem jungen Ding ebenfalls Augen und Mund verbunden…
    Während des Ritts durch den Steigerwald roch Griseldis das vom Morgennebel noch feuchte Laub sowie das mit Nässe vollgesogene Moos und den Duft zahlreicher Pilze. Sie fühlte sich äußerst unwohl – um ehrlich zu sein, stand sie wahre Todesängste aus.
    Dazu trug auch die ungewöhnliche Lautlosigkeit bei, mit der sich die Schar der Bewaffneten – Griseldis schätzte sie auf etwa fünf bis sechs Mann – durch das Gehölz bewegte. Niemand sprach ein Wort. Man hörte einzig das Getrappel der Hufe auf den Waldwegen sowie hin und wieder ein Schnauben der Gäule und das Knarzen von Lederzeug. Wohin würde man sie bringen?
    Endlich, sie fühlte sich wie zerschlagen, hielt der Trupp an. Jemand hob sie vom Pferd, vollkommen lautlos, und lehnte sie an einen Baumstamm. Sie spürte, dass ihre Fesseln an Händen und Knöcheln durchschnitten wurden und fast gleichzeitig hörte sie, dass die Reiter sich davonmachten. Reglos und verwirrt stand die Heilerin da und erst nach einer Weile dämmerte ihr, dass sie ihre Hände wieder gebrauchen konnte.
    Aber noch waren sie gefühllos durch die stundenlange Fesselung und das erneut einschießende Blut schmerzte. Eine Weile müsste sie noch warten, ehe sie imstande wäre, ihre Augenbinde zu lösen und den Knebel aus ihrem Mund zu entfernen. Bis es allerdings so weit war, fühlte sie sich plötzlich berührt. Sie erschreckte sich fast zu Tode.
    »Habt keine Angst, Madame«, sagte eine junge männliche Stimme. Sie spürte, wie jemand das Stück Stoff zwischen ihren Zähnen herauszog. Als sie ihre Augenbinde wegschieben wollte, wehrte die Stimme heftig ab:
    »Nein, Madame! Eure Augen müssen vorerst verhüllt bleiben. Das ist Vorschrift.« Es klang fast entschuldigend und Griseldis, froh darüber, nicht ermordet worden zu sein, fügte sich darein.
    »Was will man von mir?«, erkundigte sie sich; aber ein weiterer Bursche knurrte nur unwillig:
    »Das wirst du noch früh genug

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