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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Handauflegen zu erlösen. Als sie den edlen Herrn so vor sich in seinem Schmerz gesehen hatte, waren ihr vor Mitleid Tränen in die Augen getreten und am liebsten wäre sie gleich für ganz dageblieben. Sie hatte ihm dieses Mal fest zugesagt, nach der Ernte im Herbst 1002 für immer nach Regensburg zu kommen.
    Als sie die Residenz verlassen wollte, hatte sie der Benediktiner Berchtold aufgehalten.
    »Wenn es dir nichts ausmacht, mit einem alten Mann ein wenig zu plaudern, meine Tochter, dann würde mir das große Freude bereiten«, hatte der Mönch gesagt. »Wenn du für immer bei unserem Herrn sein wirst, werden wir öfter miteinander zu tun haben. Da könnte es ja nicht schaden, wenn ich dir schon einmal etwas über Herrn Heinrich, Frau Kunigunde und den Hof erzähle.«
    Griseldis freute sich darüber. Der alte Mönch wäre ihr erster Freund am Hof. Wenn sie sich ihn geneigt machte, hätte sie es viel leichter, sich zurechtzufinden in einer Welt, die ihr völlig fremd war. Außerdem schien ihr der Berater und Schreiber des Herzogs ein freundlicher Mann zu sein, der Herrn Heinrich seit Langem kannte. Ihr gefiel es jedenfalls, von ihm ins Vertrauen gezogen zu werden.
    »Geh Irmintraut, Frau Kunigundes Base, am besten gleich zu Beginn aus dem Weg. Sie ist ein Adelsfräulein, das sich unsere Herzogin aus der alten Heimat Lützelburg mitgebracht hat, um sich in Baiern nicht so allein und verlassen zu fühlen.« Der Mönch sah sie verschwörerisch an.
    »Irmintraut ist ungefähr dreiundzwanzig Jahre alt und, wie ihre zahlreichen Verehrer behaupten, von bezaubernder Schönheit mit ihrem langen, schwarzen Haar und dem hellen Teint, der ihre dunklen Augen so richtig zur Geltung bringt. Sie ist das genaue Gegenstück zur blonden, sanften Herzogin und ich denke, auch ihre Wesen sind grundverschieden.
    Jedenfalls konnte ich sie von Anfang an nicht besonders gut leiden. Für mich hat dieses Frauenzimmer – GOTT verzeih mir diese unchristliche Bemerkung – den Teufel im Leib, obwohl sie fromm und tugendhaft zu sein vorgibt. Am schlimmsten ist ihre Ehrendame, die sie sich mit an den Hof gebracht hat. Man sagt, dass diese alte Frau eine Spanierin sei: Ich halte sie eher für eine gefährliche Hexe. Aber Kunigunde liebt ihre Base so sehr, dass man weder gegen Fräulein Irmintraut noch gegen diese Doña Maddalena ein Wort sagen darf.«
    Kein Zweifel, dem ältlichen Benediktinerpater schien es ein Herzensbedürfnis gewesen zu sein, sich der jungen Heilerin anzuvertrauen. Sie versprach ihm, sich danach zu richten und den beiden Frauen auszuweichen, so gut es möglich wäre.
     
    Der Abschied von den Eltern fiel Griseldis schwer, besonders vom Vater, der in letzter Zeit ebenfalls stark gealtert war. Sein Hinken hatte sich verschlimmert und ohne Stock konnte er nicht mal mehr kurze Wegstrecken zurücklegen. Auch auf sein Pferd kam er nicht mehr; das schmerzte Frowein ungemein, war er doch sein Leben lang ein leidenschaftlicher Reiter gewesen.
    Als Griseldis Gertrud umarmte, flossen viele Tränen.
    »Viel lieber ginge ich mit dir, Seldi, als die Magd für Dietwulfs aufbrausendes Weib zu spielen«, flüsterte sie der älteren Schwester unglücklich ins Ohr. Das kam natürlich nicht in Frage: Die Kleine hatte bei ihren Eltern zu bleiben.
    In letzter Minute musste die Mutter von einer Magd abgelenkt werden, damit Griseldis das Gehöft verlassen konnte; glaubte Diedinde doch, ihre »kleine Tochter« nicht aus den Augen lassen zu dürfen…
    Dietwulf besaß immerhin so viel Anstand, Griseldis mit ihrem Gepäck, das in der Hauptsache aus ihren Arzneien und Heilkräutern sowie einigen wenigen persönlichen Gegenständen und etlichen Kleidungsstücken bestand, mit dem Pferdefuhrwerk nach Regensburg zu fahren, wenngleich die junge Ehefrau missbilligend dreingeschaut hatte.
    »Beeil dich aber und verweil nicht in der Stadt, Wulf«, sagte sie quengelnd. »Ich brauch dich hier auf dem Hof.«
    »Rottraut meint es nicht böse«, versuchte Dietwulf später seine Schwester auf dem Kutschbock neben sich zu besänftigen: Griseldis war verärgert über sein Weib.
    »Immerhin hat sie mir verboten, mein Pferd mitzunehmen, das ich immer geritten habe, wenn ich zu entlegenen Gehöften musste. Hättest du dich endlich einmal für mich eingesetzt und nicht wie stets zu ihr gehalten, bräuchtest du mich jetzt nicht nach Regensburg zu bringen.«
    Erneut versuchte der Bruder, sein Weib zu verteidigen.
    »Lass gut sein, Wulf«, wehrte Griseldis ab, »es trifft

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