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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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mich nicht mehr. Aber du wirst es mit ihr ein Leben lang aushalten müssen – und das wird nicht leicht werden für dich, Bruder. Rottraut hat ein scharfes Mundwerk und von weiblicher Sanftmut und Güte habe ich bei ihr noch nichts bemerkt.«
    »Jetzt übertreibst du aber mächtig«, fuhr Dietwulf betroffen auf. Seine Schwester lachte. »Vielleicht wird sie ja noch handzahm, sobald sie einmal Mutter ist«, tröstete sie den jungen Ehemann.
     
    In Regensburg angekommen – einer bereits zu Römerzeiten bestehenden Ansiedlung – kamen sie gerade recht zu einem Volksfest. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen der drohenden Hungersnot im nächsten Winter wollten die Menschen noch einmal fröhlich sein und sich aus Leibeskräften vergnügen.
    Das Fest sollte zusammen mit einem Markt abgehalten werden, die hölzernen Buden und Marktstände waren schon rund um den Dom aufgebaut.
    Erst im allerletzten Augenblick hatte sich Dietwulf noch anstandshalber bei seiner Schwester bedankt. Sie hatte nämlich darauf verzichtet, sich von ihm ihren Anteil am Hof sofort auszahlen zu lassen.
    Damit sicherte sie sich nach Froweins Willen ein lebenslanges Wohnrecht auf dem Anwesen – nur für den Fall, dass ihr die neue Aufgabe beim Herzog nicht gefiele oder dieser mit ihrer Arbeit nicht zufrieden wäre…
    Nachdem sich Griseldis trotz der neuerdings entstandenen Distanz sehr herzlich von Dietwulf verabschiedet hatte, holte sie tief Luft und marschierte tapfer mit ihrem Bündel voller Habseligkeiten den kurzen Weg zur alten herzoglichen Residenz. Sie hatte es dem Bruder wohl angemerkt, dass er gerne noch geblieben wäre, des fröhlichen Festes wegen – aber er hatte es nicht gewagt.
    ›Vermutlich bekäme er mit Rottraut Ärger, wenn er seinen Aufenthalt in der Stadt verlängern würde‹, dachte das Mädchen und seufzte.
    Einerseits aus Mitgefühl mit dem Bruder, der so offensichtlich unter der strengen Aufsicht seiner Frau stand, und andererseits, weil ihr überhaupt nicht klar war, an wen sie sich jetzt wenden sollte. Die beiden vorigen Male hatte man sie schon erwartet, aber heute?
    ›Kein Mensch hier weiß überhaupt, dass ich komme‹, dachte sie verzagt und rechnete insgeheim damit, womöglich unverrichteter Dinge wieder umkehren zu müssen. Plötzlich empfand sie große Angst.
    ›Herr Heinrich hat mich vielleicht schon vergessen oder längst einen anderen Medicus angestellt, der ihm genauso gut helfen kann wie ich. Auslachen wird man mich, den anmaßenden Bauerntrampel, der sich einbildet, am herzoglichen Hof unterzukommen.‹
    Ihre Nervosität wuchs schier ins Unermessliche, als sie in der Residenz einer ausgesprochenen Aufbruchsstimmung gewahr wurde: Volle Truhen, Kisten, Körbe und Kleidersäcke standen im Hof herum und wurden auf Pferde, Maultiere und Wägen verladen. Es wimmelte nur so von geschäftigen Dienern und Mägden.
    ›Der Herzog begibt sich auf eine Reise‹, dachte Griseldis entsetzt und überlegte, wie sie mit ihrem ganzen Zeug wieder nach Tannhofen käme.
     
     

KAPITEL 12
     
    N IEMAND BEACHTETE SIE . Endlich nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und hielt einen jungen, schmuck gekleideten Mann an, der gerade einen prallvollen Kleidersack aus dem Gebäude zu einem Wagen trug. Seiner prächtigen Gewandung wegen hielt sie ihn nicht für einen niederen Knecht und trat daher mit einem Knicks voll Ehrerbietung an ihn heran.
    »Verzeiht, Herr, wenn ich Euch frage, wohin denn die Reise Herzog Heinrichs geht?«
    Der Mann betrachtete sie schmunzelnd.
    »Woher kommst du denn, Kleine?«, fragte er und lachte lauthals.
    »Was ist an meiner Frage so lustig, Herr?« Griseldis war vor Verlegenheit rot geworden.
    »Kindchen, dies ist doch die Residenz des jeweiligen baierischen Herzogs, nicht wahr? Und weil unser Herr Heinrich, wie dir völlig entgangen zu sein scheint, seit einiger Zeit unser König ist, macht er nun Platz für seinen Nachfolger. König Heinrich zieht schon übermorgen und Königin Kunigunde ein wenig später nach Bamberg.«
    Griseldis war sprachlos und sah aus, als würde sie im nächsten Augenblick in Tränen ausbrechen.
    »Was hast du denn, Mädchen?«, fragte der gut gekleidete Bursche neugierig. »Ich habe dir doch nichts Trauriges gesagt, oder?«
    Da erzählte ihm die junge Heilerin von ihrer zweimaligen Begegnung mit Herrn Heinrich, verschwieg dabei aber den wahren Grund ihres Kommens, und dass der Herzog sie gebeten hatte, diesen Herbst für immer zu ihm zu ziehen.
    Der königliche Diener, der

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