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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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würdevoll in deren Richtung.
    »Meine Base hat es nicht böse gemeint«, nahm Frau Kunigunde ihre Verwandte in Schutz, widmete jedoch der Schönen an ihrer Seite einen tadelnden Blick. »Aber sprich weiter, Estefania, und schone mich nicht: Ich werde die Wahrheit bestimmt ertragen.«
    Die ältere Griechin nahm nun auch die linke Hand der Königin auf und betrachtete sie eingehend. Nach einer Weile sah sie die Herrscherin voll Verehrung, jedoch Verzeihung heischend an.
    »Im Großen und Ganzen werdet Ihr ein langes, glückliches Leben führen, Herrin. Allerdings wird Euch ein Herzenswunsch nicht in Erfüllung gehen, solange Ihr im Banne der schwarzen Schlange lebt.«
    Als Griseldis dies gehört hatte, war sie fast sicher, dass nur sie und Frau Irmintraut verstanden hatten, was die Fremde damit hatte sagen wollen. Alle anderen hatten ebenso verständnislos dreingesehen wie die Königin selbst.
    »Wie einst Kleopatra von Ägypten nährt Ihr eine Feindin an Eurem Busen. Diese Natter wird es zu verhindern wissen, dass Ihr vollkommenes Frauenglück erlangt«, fuhr Estefania leise fort.
    Die Seherin hatte inzwischen die Hände der Herrscherin losgelassen, sich erhoben und einen flammenden Blick auf Frau Irmintraut geworfen. Mit fester Stimme richtete sie das Wort jedoch an die Königin:
    »Hütet Euch vor der schwarzen Viper, deren Gift Euch zwar nicht zu töten vermag, hohe Frau, es Euch aber unmöglich macht, die wahre Erfüllung eines jeden Weibes zu finden.«
    Daraufhin verbeugte sich Estefania vor der Königin, hob ihr Reisigbündel auf und schulterte es. Die vor Zorn hochrot gewordene Base der Königin zischte wütend: »Welch eine bodenlose Frechheit! Man sollte die Hexe pfählen.«
    Da wandte sich die Griechin noch einmal Irmintraut zu und machte mit den Fingern ihrer Linken das Abwehrzeichen gegen böse Geister, indem sie aus der geschlossenen Faust Zeige-und kleinen Finger abspreizte wie eine Gabel.
    »Ihr solltet Euch von der Königin fernhalten!«, rief sie ihr noch zu.
    Dann war die Unbekannte so geschwind verschwunden, wie sie zuvor bei den Lagernden aufgetaucht war.
    »Ich glaube den ganzen Unsinn nicht«, beruhigte Kunigunde ihre tobende Verwandte, die die Griechin am liebsten verfolgen lassen wollte, um sie streng zu bestrafen. Die übrigen Damen waren zum größten Teil amüsiert, manche schüttelten nachdenklich den Kopf, einige aber blickten mit Besorgnis auf die Königin und ein paar mit Argwohn auf Frau Irmintraut.
    Auch Griseldis hatte ihr Augenmerk auf die schwarzhaarige Base Kunigundes gerichtet. Was hatte die hellsichtige Frau wohl genau gesehen? Ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, hörte sie die Stimme der Königin.
    »Lasst uns das Ganze schnell vergessen. Vor allem mein Gemahl, der König, darf über diesen Vorfall nichts erfahren. Herr Heinrich ist strikt gegen jede Art von Wahrsagerei.
    Er findet sie dumm und gefährlich und von Hexen will er überhaupt nichts wissen. Seiner Meinung nach verwirren diese die gutgläubigen Menschen nur und nötigen sie zu Handlungen, welche unsere heilige Mutter Kirche als Aberglauben verbietet.«
    Dann fügte sie noch hinzu: »Also meine Damen: kein Wort mehr darüber.«
    Griseldis konnte deutlich erkennen, wie die Base Kunigundes heimlich aufgeatmet hatte, dass die Königin dem unerfreulichen Zwischenfall keinerlei Bedeutung beizumessen schien.
    Inzwischen hatte die Untersuchung von Frau Kunigundes Stute einen verletzten Huf ergeben. Stella war die nächste Zeit nicht in der Lage, ihre Herrin irgendwohin zu tragen. Die Königin würde ein anderes Pferd benützen müssen, um zu ihrem Gemahl in die Pfalz nach Quedlinburg zu gelangen.
     
     

KAPITEL 28
     
    G RISELDIS ENTGING NICHT , dass der Verwandten der Königin die österliche Feierlaune verdorben war. Sie schien sogar ein wenig Angst zu haben.
    ›Kein Wunder‹, dachte die Heilerin, ›alle Hofdamen haben den Auftritt der ehemaligen Sklavin mitbekommen und Irmintraut kennt diese schwatzhaften Elstern. Sie befürchtet, dass trotz des Schweigegebots der Königin dieser Vorfall die Runde macht und bis zu Vater Berchtold gelangt. Und dieser besitzt das Ohr des Königs.‹
    Griseldis wusste, dass Frau Irmintraut mittlerweile den »impertinenten Mönch«, wie sie einmal sagte, genauso hasste wie sie selbst, die geschätzte Heilerin Herrn Heinrichs. Sie nahm sich vor, in nächster Zeit der Base und ihrer spanischen Hexe genau auf die Finger zu sehen. Sollte ihr etwas verdächtig erscheinen, würde sie

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