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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Wohlbefinden Kunigundes widmen zu können.
    Dennoch«, fügte er bedächtig hinzu, »traue ich dieser Frau nicht über den Weg. Mein Gefühl warnt mich vor etwas, ohne dass ich einen direkten Anlass zu einem Verdacht besäße, geschweige denn einen Beweis.«
    »Ich glaube, Ihr seht Gespenster, lieber Mitbruder«, sagte Vater Odo wohlwollend.
    »Mag schon sein«, gab der Ältere zu, »aber etwas im Wesen der Dame erschreckt mich. Ich kann nicht einmal erklären, was es ist. Und ihre Vertraute, die alte Doña Maddalena, ist auch nicht dazu angetan, mein Misstrauen zu besänftigen.«
    Gedankenverloren blickte der alte Mönch in die Ferne. Dann zog ein Schmunzeln über sein faltiges Gesicht. Ein Jahr nach seiner Hochzeit hatte der damalige Herzog Heinrich von Baiern einmal etwas zu tief ins Glas geschaut – eine Seltenheit bei ihm – und behauptet, Irmintraut sei eine Hexe. Woraufhin die sonst so sanfte Kunigunde wütend wurde, ihrem Gemahl Vorwürfe machte und die Opferbereitschaft ihrer Base über den grünen Klee lobte:
    »Meiner Wohlfahrt wegen will jene, die mir lieber ist als eine leibliche Schwester, ihr eigenes Lebensglück opfern. Nur um meinetwillen will sie auf Mann und Kinder verzichten.«
    »Auf einen Mann verzichtet sie gewiss, aber sicher nicht auf Männer«, hatte daraufhin der in seiner Trunkenheit seltsam hellsichtige Herzog trocken eingeworfen. »Wer weiß, welchen Gefallen sie einem Abgewiesenen mit ihrem Verzicht auf eine Ehe tut? Aber ob sie Euch, Liebste, letztendlich damit eine Wohltat erweist, wisst Ihr noch lange nicht.«
    Die junge Herzogin hatte damals verärgert die Halle verlassen und zwei Tage lang nicht mehr mit Herrn Heinrich gesprochen.
    Der alte Mönch lächelte bei dieser Erinnerung.
    Griseldis, die dem Gespräch der beiden Patres unfreiwillig beigewohnt hatte, war für einen Moment versucht, von ihrem erschreckenden Erlebnis in den Kellergewölben der Regensburger Residenz zu erzählen, als Irmintraut und die alte Spanierin den seltsamen Zauber mit der wächsernen Puppe zelebriert hatten.
    Aber die Glaubensbrüder entfernten sich von ihr und wieder einmal – wie schon seit etlichen Jahren – war der günstige Augenblick vorüber.
    ›Ein anderes Mal, wenn sich die Gelegenheit ergibt, will ich Vater Berchtold davon erzählen‹, nahm sie sich vor. Im Stillen wunderte sie sich, warum sie nicht längst den alten Benediktiner zum Mitwisser gemacht hatte. ›Wahrscheinlich ist es mir unangenehm, heimlich gelauscht zu haben – obwohl doch eigentlich Irmintraut diejenige sein sollte, die Scham über ihr Tun empfinden müsste.‹
     
    Wenn der Königshof auf Reisen ging, wurde alles eingepackt, was irgendwie von Nutzen sein konnte. Wochenlang waren Knechte und Diener damit beschäftigt, alles Notwendige sicher zu verstauen. Im Hof der Pfalz herrschte tagelang ein wüstes Durcheinander und ein Gewimmel von Packpferden und Maultieren tummelte sich innerhalb der Ummauerung.
    Griseldis hätte gerne geholfen – es war ihre Sache nicht, anderen untätig bei der Arbeit zuzusehen, und sie kam sich höchst überflüssig vor. Genau genommen stand sie den umherwirbelnden Knechten und Mägden sogar im Weg.
    Ochsenkarren und Pferdewagen standen bereit, um mit Met-, Wein-und Bierfässern, mit Mehlsäcken, Krügen mit Öl und Honig, Kochkesseln, Kleidungsstücken, Decken, Werkzeugen und sonstigem Hausrat beladen zu werden. Aber auch Kassetten, voll mit Goldmünzen, und Schmuckschatullen sowie Kästen mit Bade-und Schminkutensilien gingen mit auf die Reise.
    Vater Berchtold gesellte sich Griseldis bei, die dem Treiben staunend folgte.
    »Der Tross behält auf der Strecke zwischen den einzelnen Pfalzen in etwa immer das gleiche Tempo bei«, sagte er. »Sind die Wege trocken, kommt man ein wenig rascher voran. Aber das kann sich schnell ändern: Ein Gewitterschauer oder Regenguss weicht die unbefestigten Pfade auf, die Zugtiere versinken mitunter bis zum Mittelfußgelenk im Schlamm und die schwer beladenen Karren bis zu den Radnaben. Ein Achsenbruch gehört zu den alltäglichen Vorkommnissen und wird, von Flüchen begleitet, schnell repariert.«
    Griseldis schüttelte den Kopf. Sie wunderte sich, dass der König dies alles immer wieder auf sich nahm.
    »Wäre es nicht einfacher, wenn Herr Heinrich seine Befehle durch Boten den einzelnen Fürsten und Bischöfen überbringen ließe? Und wer etwas vom König will, könnte sich doch selbst nach Bamberg bequemen, oder?«, fragte die junge Frau unbedarft.
    Der

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