Die Heilerin des Kaisers
Armen und allen Gelöbnissen zum Trotz ist das königliche Paar noch immer ohne Erben. Es scheint beinahe, als laste ein Fluch auf dieser Verbindung, weil GOTT sie nicht mit einem Kind segnen will.«
Griseldis konnte diesen Kummer nur zu gut verstehen. Auch bei ihr wollte sich nach wie vor kein Nachwuchs einstellen – zum besonderen Leidwesen Meister Konrads, der sich nichts sehnlicher wünschte als ein Kind. Für einen König aber war Kinderlosigkeit ein schlimmer Schicksalsschlag. Eine unfruchtbare Königin musste gar mit ihrer Verstoßung rechnen.
In den ersten Ehejahren zeichnete sich Heinrich als temperamentvoller Liebhaber aus und auch Kunigunde war, obwohl streng erzogen, den Freuden der ehelichen Liebe nicht abhold gewesen: Hatte ihr junger Gatte, welcher ganz vernarrt in sie war, es doch verstanden, sie für die Lust empfänglich zu machen.
Am Anfang seiner Ehe umarmte Heinrich seine Frau in jeder Nacht zweimal, so hatte er es einmal Vater Berchtold gestanden, und dennoch stellte sich keine Schwangerschaft ein. Jeder Monat brachte eine neuerliche Enttäuschung…
Auch Kunigundes alte Amme, die weise Frau Luitgard, wusste keinen Rat mehr. Alle Mittel für eine Empfängnis hatte sie der jungen Herzogin und späteren Königin schon verabreicht, aber keines hatte geholfen. Auch gewisse Salben und Bäder sowie Ratschläge für eine die Befruchtung fördernde Stellung beim Liebesakt hatten nicht das gewünschte Ergebnis gebracht.
Griseldis hatte das alles schon viele Male gehört.
»Wie gesagt kann ich meine Hilfe nur anbieten, Pater. Wenn die Königin kein Zutrauen zu mir hat, will ich mich nicht aufdrängen – zumal ich keineswegs sicher bin, dass ich schaffen könnte, woran schon so viele gescheitert sind.«
Dieses Jahr feierte man in Bamberg an Weihnachten ein ganz besonderes Fest. Anlass war nicht nur die Erinnerung an die Geburt CHRISTI, sondern die vollständige Genesung der Königin.
Kunigunde hatte erst Bedenken gehegt über Heinrichs Reaktion auf ihre Fehlgeburt – mittlerweile war es schon die vierte gewesen. Sie rechnete mit missmutiger Enttäuschung von seiner Seite, ja sogar mit Ärger über ihr weibliches Unvermögen. Daher hatte sie sich vorgenommen, ihm anzubieten, ihre Ehe vom Papst auflösen zu lassen. In ein Nonnenkloster wollte sie sich zurückziehen, damit der König eine andere jüngere Frau wählen konnte, die ihm den ersehnten Nachwuchs schenken würde.
Heinrich hatte ihr jedoch einen völlig anderen Vorschlag unterbreitet, den sie begeistert aufgegriffen hatte.
»GOTT, der HERR, will offenbar nicht, dass wir eigene Leibeserben haben, geliebte Kunigunde. Deshalb werden wir GOTTES Sohn, unseren Herrn JESUS CHRISTUS, zu unserem Erben einsetzen. Ihm wollen wir unser gesamtes Hab und Gut nach unserem Tod hinterlassen«, hatte Heinrich gesagt.
Die Königin hatte nur gefragt, wie sie diesen gottgefälligen Gedanken umsetzen könnten.
»Wir beide werden zusammen ein Bistum gründen zur Ehre GOTTES und zur endgültigen Auslöschung des Heidentums im Frankenland. Das Bistum Würzburg, dessen Aufgabe es eigentlich wäre, für die Taufe der Götzenanbeter zu sorgen, ist damit offensichtlich überfordert. Aber ein zusätzliches Bistum mit dem Mittelpunkt Bamberg könnte leicht vollenden, was endlich geschehen muss: das Christentum in aller Menschen Herz zu pflanzen und zwar im gesamten Reich.«
»Wir, mein geliebter Herr«, unterbrach die Königin, »werden einen Dom in Bamberg errichten und ihn so wunderbar ausschmücken, dass die Christenheit davon mit Begeisterung berichten wird. Ja, ich stelle mir vor, dass wir zu seiner Einweihung den Heiligen Vater aus Rom einladen könnten.
Wenn der Nachfolger Petri seinen Segen erteilt, wird das Vorhaben gelingen, jenes neue Bistum mit christlichem Leben zu erfüllen. Bis weit über die Grenzen des Reiches hinaus gen Osten wird sich sein segensreicher Einfluss erstrecken.«
Die Königin war überglücklich. Sie würde zwar dem Reich keine leiblichen Nachkommen hinterlassen, aber ein grandioses, alle Zeiten überdauerndes Bauwerk, das die Menschen in tausend Jahren noch mit ehrfürchtigem Staunen betrachten sollen und in dem jeden Tag die Gebete Hunderter zum Himmel aufsteigen würden.
Wie Vater Berchtold der Heilerin anvertraute, kamen die beiden überein, von diesen konkreten Plänen vorerst noch nichts bekannt zu geben.
»Der König rechnet mit massivem Widerstand des Würzburger Bischofs, der zu Gunsten eines Bistums Bamberg einen
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