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Die Heilerin des Sultans

Die Heilerin des Sultans

Titel: Die Heilerin des Sultans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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ihm nach Ulm
zurückzukehren. Der Tagtraum zauberte ein echtes Lächeln
auf sein Gesicht – das allerdings sofort erlosch, als die
wohlbekannten Mauern und Türme am Horizont auftauchten.
        Das
Gefühl der ungezügelten Freiheit, das ihn noch vor wenigen
Minuten durchströmt hatte, verpuffte wie eine Rauchwolke. Mit
steinerner Miene passierte er die Wachen des äußeren
Tores, trabte vorbei an Gebäuden, Galerien und Durchgängen
und erreichte schließlich das Gatter, das in den innersten Hof
führte. Dort saß er vor den Stallungen ab und band Shaitan an einem Querbalken fest, um
ihm die Hufe auszukratzen. »Das muss warten«, unterbrach
ihn der Stallmeister und eilte auf Falk zu. »Bring das Tier in
den Palasthof. Der Sultan kehrt bald vom Balkan zurück, und hat
Befehl vorausgeschickt. Prinz Mehmet soll den Hengst reiten, um
sicherzugehen, dass er gezähmt ist.« Falks Rücken
versteifte sich. Hieß das, dass man ihm Shaitan wegnehmen würde? Er
verbarg seinen Unwillen, zupfte seinem Schützling einige Disteln
aus der Mähne und folgte dem Stallmeister. Seine Augen weiteten
sich, als er das erste Mal seit seiner Ankunft in Bursa den Harem
– das heiligste Innere
des Gebäudekomplexes – betrat. Säulengänge,
vergoldete Fensterrahmen und farbenfrohe Simse und Türmchen
verliehen der durchbrochenen Fassade ein verspieltes Aussehen.
Zahllose Springbrunnen wetteiferten mit einer üppigen
Blütenpracht und buntgefiederten Vögeln um die
Aufmerksamkeit des Betrachters. Sie näherten sich dem Eingang
des Hauptgebäudes, wo der Prinz und seine Begleiter sie bereits
erwarteten. Dort angekommen breitete der Stallmeister mit großer
Geste die Arme aus, verneigte sich tief und posaunte: »Erhabener Pascha ,
selbst die Amme des Sultans wäre jetzt sicher im Sattel dieses
Tieres.« Der Prinz, ein prunkvoll gewandeter, etwa
zwölfjähriger Knabe, löste sich aus der Gruppe und
trat mit hochmütiger Miene auf Falk zu. Ohne ihn eines Blickes
zu würdigen, riss er ihm den Zügel aus der Hand, ließ
sich von einem Pagen in den Steigbügel helfen und versetzte
überheblich: »Das wird sich gleich herausstellen.«
Mit diesen Worten schlug er Shaitan brutal mit dem Zügel auf
die Nase und grub ihm die Fersen in die Flanken. Obwohl das Tier mit
einem Wiehern protestierte, tat es, was sein Reiter von ihm
verlangte, und nachdem der Prinz einige Runden im Hof getrabt war,
glitt er mit einem Nicken aus dem Sattel. »Du wirst deinen Kopf
behalten«, sagte er an Falk gewandt und verschwand ohne einen
weiteren Kommentar in dem Gebäude.
        »Bring
ihn zurück in den Stall«, raunte der Stallmeister und
eilte dem Sohn des Sultans hinterher – um sich für Falks
Leistung belohnen zu lassen, dessen war sich der junge Mann sicher.
Mit verdrossener Miene, klopfte er dem Vollblut den Hals und führte
es in Richtung Hof. Er hatte den Durchgang in der hohen Mauer schon
fast erreicht, als von rechts eine ganz in Blau gekleidete Gestalt
auftauchte, die um ein Haar mit ihm zusammengeprallt wäre. Die
junge Frau stieß einen gedämpften Schreckenslaut aus, der
jedoch in dem Geschrei zweier Pfauen unterging, die sich im selben
Moment mit gespreizten Schwanzfedern angriffen. Ein Blick in die weit
aufgerissenen Augen genügte, um Falks Herz einen Schlag
aussetzen zu lassen. »Sapphira!«, hauchte er fassungslos.
»Falk«, stammelte sie und warf einen ängstlichen
Blick über die Schulter. »Was tust du hier?« Ihre
Stimme bebte. Am liebsten hätte Falk sie an Ort und Stelle mit
sich in den Sattel gezogen und wäre mit ihr davongestürmt –
über Mauern und Gräben hinweg, ohne Rücksicht auf
Gefahr. Stattdessen presste er heiser hervor: »Ich muss dich
sehen.« Verwirrung huschte über ihre Züge, gefolgt
von Freude und Furcht. »Das wäre Selbstmord«,
flüsterte sie und ließ etwas fallen, um einen Vorwand zu
haben, länger zu verweilen. Unauffällig schob Falk den
Hengst etwas nach vorne, sodass dieser den Blick auf die Wachen am
Tor versperrte. »Bitte!«, drängte er. »Ich
muss dir etwas Wichtiges sagen.« Die Worte klangen hohl, pompös
und völlig unpassend, aber Sapphira schien zu verstehen. Sie
dachte einen kurzen Moment nach und nestelte an einem Stück
Stoff. »Komm heute Abend zu der hohen Zypresse dort.« Ihr
Blick wanderte nach Süden, wo das Futterlager der Ställe
sich an die Palastmauer drängte. »Dort gibt es eine
verborgene Tür in der Mauer.« Sie erhob sich und verstaute
die fallen gelassenen Gegenstände wieder in

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