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Die Heilerin des Sultans

Die Heilerin des Sultans

Titel: Die Heilerin des Sultans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Fingerspitzen an die Lippen und
versuchte, das Gefühl des Kusses in sein Gedächtnis
einzubrennen. Taumelig vor Glück und Verlangen schlich er auf
leisen Sohlen zurück zu den Stallungen.

    *******

    Sapphira
starrte auf die Stelle, an der Falk verschwunden war. Obschon sie
wusste, dass es Wahnsinn war, wünschte sie sich nichts
sehnlicher, als dass er zurückkehren und sie nur noch ein
einziges Mal küssen würde. Ihr gesamter Körper
prickelte, und ihre Lippen, ihr Gesicht und ihr Rücken schienen
zu brennen, dort wo Falk sie berührt hatte. Es war, als hätten
seine Hände Spuren auf ihr hinterlassen. Lange Zeit verharrte
sie regungslos, lauschte auf die Geräusche der Nacht und ließ
sich von dem überwältigenden Strudel ihrer Empfindungen
davontragen. Entgegen aller Entschlossenheit, ihn nie wiederzusehen
und zu seinem eigenen Schutz aus ihrem Leben zu verbannen, drehten
sich ihre Gedanken um den Vorschlag, den er gemacht hatte. Was, wenn
es ihnen tatsächlich gelingen sollte zu fliehen. Was, wenn sie
das erreichen konnten, woran Gülbahar und Andor gescheitert
waren? Hatten sie nicht ganz andere Möglichkeiten als die
Freundin und ihr Liebhaber? Konnten sie sich nicht beide frei in der
Stadt bewegen? Der Besuch bei dem alten Kräuterweib fiel ihr
wieder ein. Hatte sie an diesem Tag nicht festgestellt, wie leicht es
sein würde, die Bewacher abzuschütteln und durch die
Hintertür zu entschlüpfen? Aber was dann? Die Ernüchterung
traf sie schlagartig. Zugegeben, dank der Belohnung des Sultans hatte
sie genug Geld, aber wohin sollten sie fliehen? Ihre Heimat war hier.
Sie schalt sich eine einfältige Gans. Warum hatte sie Falk noch
nie nach seiner Herkunft gefragt? Zwar wusste sie, dass er von
Piraten gefangen worden war, aber über das Land seines Vaters
wusste sie nichts. Ihr Herz verkrampfte sich. Alles, was sie wusste,
war, dass ihr Leben ohne ihn öd und leer war, dass sie seine
Nähe genauso brauchte wie Nahrung und die Luft zum Atmen. Sie
war sich sicher, dass er genauso für sie empfand, da sie –
wie mit Yahya – auch mit Falk reden konnte, ohne Worte zu
benutzen. Es war beinahe, als sei ihr Geist eins, wenn sie zusammen
waren. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und löste sich
widerwillig von der Stelle. Aufgewühlt und ruhelos kehrte sie
zurück ins Dormitorium, wo sie sich in ihr Bett stahl, ohne die
Aufseherin zu wecken.

Kapitel 73
     
    Zufrieden
mit seinem Erfolg auf dem Balkan genoss Bayezid den Jubel seiner
Untertanen, als er in Bursa einritt. Nachdem es ihm gelungen war,
einige aufständische Kriegsherren niederzuwerfen und seine Macht
weiter zu festigen, hatte er beschlossen, in seine Hauptstadt
zurückzukehren, um sowohl sich selbst als auch seinen Truppen
eine Atempause zu gönnen, bevor er nach Albanien zurückkehrte.
Da inzwischen der Monat Dhu’ l-Qa ’ dah angebrochen war, in dem Kriegszüge verboten waren, wollte er
mit dieser Geste auch Allahs Zorn besänftigen und sich
dem Beten widmen. Das weithin sichtbare Dach seiner Moschee beruhigte
das schlechte Gewissen, das an ihm nagte, seit er die Fastengebote
des Monats Ramadan missachtet hatte. Anders als die Jahre
zuvor, hatte er zwar nur so lange gegessen und getrunken, bis er in
der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden
unterscheiden konnte. Aber auf den Genuss von Wein hatte er auch
tagsüber nicht verzichten können. Mit würdevoller
Miene trabte er die breite Straße entlang, badete in der
Begeisterung der Menge und erreichte schließlich die Hohe
Pforte seines Palastes. Seit Stunden dürstete es ihn bereits
wieder nach dem kühlen, beruhigenden Trunk, der seine Sinne
benebelte und die Last der Schuld von seinen Schultern nahm. Auch
wenn ihm klar war, dass er zunehmend abhängig wurde von dem
flüssigen Gift, konnte er nicht mehr darauf verzichten. Er
verschloss die Ohren vor dem Getöse der Mehterhane- Kapelle,
die immer dichter zu ihm aufrückte, und flüchtete sich in
den innersten Hof. Dort sprang er wenig königlich aus dem
Sattel, bevor sein Steigbügelhalter zur Stelle war, und stürmte
in den Palast. Er brauchte Ruhe! Ohne auf seine Höflinge, Diener
und Pagen zu achten, begab er sich direkt in seine Gemächer und
befahl den Prinzen Mehmet zu sich. Der Anblick seines Sohnes würde
ihm Zuversicht zurückgeben und das schale Gefühl
vertreiben.
        Als
der Knabe zehn Minuten später vor ihm erschien, wurde ihm warm
ums Herz. Seit seinem Aufbruch nach Albanien war der Junge einige
Zentimeter

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