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Die Heilerin des Sultans

Die Heilerin des Sultans

Titel: Die Heilerin des Sultans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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nach ihrem
Geschlecht, das keinerlei Reaktion auf seine Liebkosungen zeigte,
während er sich mit dem Oberkörper über sie beugte.
Obschon er sich bereits zweimal an diesem Abend mit ihr vergnügt
hatte, war der Reiz des Neuen verblasst, sobald sie aufgehört
hatte, sich zu wehren. Anfangs widerspenstig wie eine Vollblutstute,
hatte sie sich schon bald in ihr Schicksal gefügt und ihn
gewähren lassen – ganz egal, was er von ihr verlangt
hatte. Hatte ihn der erste Akt noch mit tiefer Befriedigung erfüllt,
war ihre Passivität bei der zweiten Vereinigung bereits ein
Wehrmutstropfen gewesen, den er durch ein erneutes Liebesspiel
auszulöschen hoffte. Etwas unlustig fuhr er mit dem Finger in
sie hinein und suchte nach dem Punkt, der seine Gemahlin, Maria
Olivera Despina, stets zu einem feuerwerksähnlichen Höhepunkt
führte. Doch ganz egal, wie sehr er sich bei diesem Mädchen
anstrengte, keine seiner Berührungen schien ihr Lust zu
bereiten. »Küss mich«, forderte er heiser, und als
sich ihre Lippen kalt und gehorsam auf die seinen pressten, regte
sich seine Männlichkeit neugierig – um allerdings kein
halbes Dutzend Atemzüge später gelangweilt wieder das Haupt
zu senken. »Verdammt!«, fluchte er und stemmte sich mit
den Ellenbogen in die Höhe, um auf die blonde Schönheit
hinabzublicken. Engelsgleich wurde das bleiche, ovale Gesicht von
einer Flut flachsgelber Locken umspült, von denen sich einige in
den dunklen Wimpern verfangen hatten. Der anfänglich fließende
Tränenbach hatte eine getrocknete Spur auf der zarten Haut
hinterlassen, und der Hass in ihrem Blick war stumpfer
Gleichgültigkeit gewichen. Einige ratlose Momente starrte
Bayezid auf sie hinab und fragte sich, was um alles in der Welt in
ihrem Kopf vorging. Wusste die dumme Gans denn nicht, was für
eine Ehre es war, ihm zu Gefallen zu sein? Welches Privileg es im Harem darstellte, das Geschenk seiner Aufmerksamkeit zu
empfangen? Für den Bruchteil eines Blinzelns war er versucht, es
ein weiteres Mal zu versuchen, bevor er sich brüsk von ihr
abwandte und in die Hände klatschte.
        »Schaff
sie mir aus den Augen«, knurrte er, als sich einer seiner
Eunuchenpagen tief vor ihm verbeugte. »Ich habe genug von ihr!«
Mürrisch und übellaunig verfolgte er, wie der Knabe der
jungen Frau in ein fließendes Nachtgewand half, sie sanft bei
der Hand nahm und in den Korridor hinausführte – vorbei an
der vor seinem Schlafgemach postierten Leibgarde. »Was für
eine Schlappe«, brummte er verdrossen und schlüpfte in ein
leichtes Untergewand, nachdem er sich zornig erhoben hatte.
Vielleicht hätte er doch die Dunkelhaarige wählen sollen!,
dachte er reumütig, als er an den matten Olivton und die
geschmeidigen Glieder des jüngeren Mädchens zurückdachte,
das unter seinen Fingern zusammengezuckt war wie die weiche Nase
eines Fohlens. Wie sagte das Sprichwort? »Die Blume, die mit
Gewalt gebrochen wird, verliert ihren Duft.« Er seufzte
reumütig. Offensichtlich entsprach diese Weisheit der Wahrheit.
Er wollte gerade nach dem Weinglas greifen, das halb voll auf einem
geschnitzten Tischchen stand, als ihn das Geräusch der sich
öffnenden Tür aufhorchen ließ. »Was soll das?«,
brauste er auf und wirbelte herum – um im nächsten Moment
einen erstaunten Ausruf zu schlucken. Eingerahmt vom flackernden
Licht der Fackeln stand seine Gemahlin auf der Schwelle – ihr
beinahe weißblondes Haar schimmernd wie gesponnenes Mondlicht.
Die beiden Dienerinnen, die sie begleitet hatten, sanken
augenblicklich zu Boden, als der mächtige Sultan einen Schritt
auf die kleine Gruppe zumachte. »Geht«, hauchte Olivera
und hob eine feingliedrige Hand, woraufhin die Mädchen lautlos
davonhuschten und die Wachen verstört die beiden Türflügel
schlossen. »Was willst du hier?«, knurrte Bayezid mühsam
beherrscht, während sein Blick ihre beinahe magische Erscheinung
trank. Hauchdünn, sodass man jede einzelne Linie darunter
ausmachen konnte, schmiegte sich ein kobaltblaues Gömlek an ihren Körper, dessen
Anblick ihm – wie immer – den Mund austrocknen ließ.
Deutlich konnte er den in ihrer Halsgrube flatternden Puls ausmachen,
der ihm ihre Erregung verriet. Wie der Flügelschlag eines
Vogels, dachte er in dem vergeblichen Versuch, sich von ihren Reizen
abzulenken, die seine Begierde anfachten wie der Wind einen
Steppenbrand.
        »Hatte
ich dir nicht befohlen, dich aus meinen Gemächern
fernzuhalten?«, stieß er rau hervor. Die Antwort darauf
war ein

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