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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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weiteres Mal gesehen. Alle Baseeris besuchten das Lusthaus. Sie waren die Einzigen, die sich dergleichen leisten konnten.
    Ich sprang auf. In meiner Hüfte machte sich sengender Schmerz breit, schoss wie Tausende von Nadeln hinab zu meinen Zehen und hinauf in meinen Bauch. Dann, als der Schmerz wieder nachließ, humpelte ich in Richtung Lusthaus.
    Aylin war dort, ganz in Blau mit langen Federn, die von ihrem Rock und ihren Ärmeln herabbaumelten. Ihr Haar war auf ihrem Kopf hoch aufgetürmt, nur ein paar lange Strähnen hatte sie herausgezupft, auf dass sie im Wind flatterten, während sie tanzte.
    Sie lächelte, als ich mich näherte. »Hallo, Nya!«
    »Tali ist verschwunden.« Tränen verschleierten mir den Blick, und ich wischte sie fort.
    »Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Ich wollte sie heute besuchen, aber sie war nicht da. Enzie hat gesagt, sie sei weg und niemand wolle ihr sagen, wohin.« Ich wischte mir immer noch die Augen, aber es waren zu viele Tränen. Und nun lief auch noch meine Nase. Ich wechselte den Ärmel, um mein Gesicht zu trocknen.
    »Vielleicht wurde sie zu einer Heilbehandlung bestellt.«
    »Nein, da geht irgendwas vor. Irgendetwas Schlimmes. Hast du heute einen Mann in gelber und grüner Seide hier gesehen? Gestern war er hier, drüben beim Laden des Schmerzhändlers. Hast du ihn gesehen?«
    Aylin blinzelte mich an, und ihre dunkelroten Lippen bildeten einen großen Kreis purer Verwirrung. »Was für einen Mann?«
    Ich erzählte ihr von dem Seidenmann und davon, dass er mich beobachtete. Von den verschwundenen Lehrlingen, von Talis Sorge um Vada und von den Attentätern des Herzogs. Es hörte sich verrückt an, aber Aylin hatte das alles schon einmal erlebt, genau wie ich.
    Sie fummelte an einem der beiden Perlenarmreife herum, die sie immer trug. »Du musst vorsichtig sein, Nya. Leute verfolgen andere Leute nicht einfach nur zum Spaß.«
    »Das weiß ich, aber ich muss ihn finden.«
    »Nein, musst du nicht. Du musst dafür sorgen, dass er dich nicht findet.« Sie schlang die Arme um den Leib, blickte auf und die Straße entlang. »Du hast keine Ahnung, was er will.«
    »Er will Heiler, alles andere ergibt keinen Sinn. Er muss wissen, wo Tali ist. Ich werde ihn zwingen, es mir zu sagen, wenn es nicht anders geht.«
    »Wenn er ein Greifer ist, kannst du ihn zu gar nichts zwingen.«
    Ich konnte schon. Hastig klappte ich den Mund zu, ehe noch etwas Dummes herauspurzeln konnte. »Ich muss Tali finden, ganz gleich, wie.«
    Sie zwirbelte eine Haarsträhne zwischen den Fingern und starrte, die Stirn in Falten gelegt, die Lippen zusammengepresst, nach oben. »Bist du sicher, dass sie nicht zu einer Heilung gerufen wurde?«
    »Das hätte man Enzie erzählt.«
    »Nicht, wenn niemand davon wissen soll. Vielleicht musste sie eine wichtige Persönlichkeit heilen oder, was genauso geheim wäre, den Generalgouverneur.«
    »Der hat seine eigenen Heiler aus Baseer. Und was ist mit den anderen verschwundenen Lehrlingen ?«
    »Vielleicht redet niemand darüber. Vielleicht ist das alles geheim.«
    »Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Hört sich für mich nicht sehr wahrscheinlich an.«
    Sie legte mir die Hände auf die Schultern. »Keine Panik. Lass mich ein wenig rumfragen und sehen, was ich rausfinden kann. Vielleicht machst du dir ganz unnötige Sorgen.«
    »Vielleicht.«
    »Hör auf damit. Nichts von alldem ergibt einen Sinn, also müssen wir etwas übersehen. Ich kenne einen Wachmann vom Gildenhaus. Vielleicht weiß der was.« Sie wedelte mit einem Finger vor meiner Nase, ehe ich das Wort zum fünften Mal aussprechen konnte. »Er kann mich bestimmt irgendwie da reinbringen, dann kann ich ein bisschen herumfragen.«
    »Kriegst du keine Schwierigkeiten, wenn du hier einfach abhaust?« So schwer es für mich war, Arbeit zu finden, für Aylin wäre es noch viel schwerer. Die Leute hatten nicht viel für Geveger übrig, die für einen Baseeri arbeiten; schlimmer noch, der Eigentümer des Lusthauses war der Bruder des Generalgouverneurs. Aylin tat, als kümmere sie das nicht, aber ich hatte den Ausdruck in ihren Augen gesehen, wenn die Leute sie beschimpften. Vermutlich wäre alles nicht so schlimm, wenn man sie drinnen arbeiten ließe, wo nur Baseeris sie sähen, auch wenn Aylin beharrlich behauptete, draußen sei es für sie sehr viel sicherer.
    »Das ist kein Problem. Ich habe bald Mittagspause.«
    »Sei vorsichtig.«
    »Keine Sorge.« Sie umarmte mich, und ich roch einen Hauch von Jasmin. »Du bist

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