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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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starrten hinaus.
    Sechs Soldaten trieben Leute die Straße entlang, schubsten sie, schrien sie an. Mehrere bluteten am Kopf. Die Leute auf der Straße schrien ebenfalls, schnappten sich Steine oder was auch immer sie finden konnten, und wedelten drohend mit ihnen herum. Ein Mann sprang vor und warf einen halb kaputten Stuhl nach den Soldaten. Er traf einen an Kopf und Schultern, woraufhin sich zwei andere auf den Mann stürzten, der den Stuhl geworfen hatte, und ihn niederknüppelten. Er fiel zu Boden. Sie ließen ihn einfach liegen, und sein Blut bildete langsam eine Pfütze unter seinem Kopf.
    »So hat es in Verlatta auch angefangen«, sagte Soek und zog sich vom Fenster zurück. Er setzte sich in Aylins Nähe auf den Boden. »Wir hatten sogar einen Vertrag mit dem Herzog. Hat nichts geholfen.«
    »Vielleicht gewinnen wir dieses Mal«, meinte Tali. Sie begriff es nicht. Sie war zu jung, sich zu erinnern.
    Ich schüttelte den Kopf. »Vergiss es. Wir können nicht gewinnen, solange wir keine eigenen Soldaten haben. Und einen Haufen Heiler und Pynvium. Wie sollen wir ohne das alles überhaupt kämpfen?«
    Es klopfte an der Tür, und wir alle zuckten zusammen. Aylin machte Anstalten aufzustehen, aber Danello winkte ihr zu, sie solle unten bleiben, und ging selbst zur Tür. Soek stellte sich ihm gegenüber außer Sichtweite auf und hielt einen Hocker in der Hand, bereit zuzuschlagen, sollte jemand Ärger machen wollen. Danello sah ihn an und nickte, als wollte er seine Zustimmung ausdrücken.
    »Wer ist da?«, rief Danello durch die geschlossene Tür. Dann streckte er die Hand aus und nahm sein Rapier von Aylins Tisch, obwohl er nicht viel Platz hatte, es einzusetzen, sollte er es brauchen.
    »Ich suche Aylin.« Die Stimme klang vertraut.
    »Mach auf«, sagte Aylin und kletterte über das Bett.
    Danello öffnete die Tür einen Spalt weit und lugte hinaus. »Name?«
    »Wo ist Aylin?«
    »Kione?«, fragte Aylin, schob Danello zur Seite und öffnete die Tür ein Stück weiter. Soek wich zurück, ehe sie ihm das Türblatt auf die Nase schlagen konnte.
    Kione tat einen Schritt herein, aber für mehr war kein Platz, solange Danello und Aylin dort standen, und Danello ließ ihn keinen weiteren Schritt tun. »Ich suche deine Freundin, die Verrückte, die sich ins Gildenhaus geschlichen hat.«
    »Warum?« Danello trat näher an ihn heran, als wollte er Tali und mich verstecken. »Aylin, wer ist dieser Kerl?«
    Kione trat ebenfalls einen Schritt näher, und Danello hob sein Rapier. Ich konnte nicht viel sehen, aber ich hatte das Gefühl, dass die Spitze des Rapiers direkt auf Kiones Kehle zeigte.
    »Nicht!« Ich sprang auf und zerrte an Danellos Arm, bis er die Waffe sinken ließ. Mich zu verteidigen war lieb gemeint, aber Kione mochte wissen, was tatsächlich in der Gilde vorging. »Er hat mir geholfen, Tali rauszuholen. Gewissermaßen.«
    »Kione, was ist passiert?«, fragte Aylin.
    »Sie lügen.«
    »Das wissen wir. Es gibt keine Krankheit. Der Schmerz hat sie umgebracht.«
    »Nein, dass sie tot sind, ist eine Lüge.« Kione drängte sich weiter in den Raum, bis er direkt vor mir stand. »Nya, die Lehrlinge sind am Leben.«

Siebzehntes Kapitel
    S ie sind am Leben?«, wiederholte ich. Ich wollte ihm glauben und fürchtete mich doch davor.
    »Die meisten. Ein paar sind gestorben, und ich denke, das hat den Erhabenen auf die Idee gebracht zu behaupten, sie wären alle tot. Ein paar seiner Männer wurden gesehen, als sie Leichen in die Leichenhalle gebracht haben.«
    Tali lachte, und die Erleichterung rötete ihre Wangen. »Das ist wunderbar. Dann können wir sie immer noch retten.«
    »Was? Nein!«, sagte ich. »Wenn wir zurückgehen, sind wir alle tot.«
    »Aber wir müssen, Nya. Wir können sie nicht dort lassen.«
    Kione nickte. »Darum bin ich losgezogen, um dich zu suchen. Sie haben Lanelle wehgetan. Ich habe sie in dem Dachzimmer in einem der Betten liegen sehen. Der Älteste, dieser Irre, der sie da oben wegsperren wollte ...«
    »Vinnot.«
    »Ja, Vinnot. Er hat mich beauftragt, ein paar Sachen nach oben zu bringen, und ich habe Lanelle und die anderen gesehen. Ich habe gehört, wie der Erhabene zu ihm gesagt hat, sie könnten die Sache in Ruhe zu Ende bringen, wenn der Herzog glaubte, die Heiler wären tot. Dass sie längst davongesegelt sein könnten, ehe er herkäme, um nachzusehen, was los ist.«
    »Der Herzog kommt hierher?«
    »Ich bin nicht sicher.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich konnte nicht alles verstehen,

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