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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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alle, Ruhe zu bewahren.«
    Ein nervöses Murmeln brandete in der Menge auf.
    »Vor fünf Tagen wurden mehrere Heiler von einem unbekannten Leiden befallen. Sie wurden sofort unter Quarantäne gestellt, aber inzwischen steht fest, dass auch der Rest der Lehrlinge und Jungheiler dieser Krankheit ausgesetzt war. Da viele der jüngst Erkrankten bei dem tragischen Fährenunglück vor zwei Tagen gearbeitet haben, vermuten wir, dass sie in ihrem geschwächten Zustand anfälliger waren und deshalb der Krankheit keinen Widerstand leisten konnten.«
    Mehr nervöses Gemurmel. Die Leute um uns herum sahen verängstigt aus. Auch während des Krieges hatte es Krankheiten gegeben, vor allem gegen Ende, als nicht mehr genug Leute da gewesen waren, um die Leichen aus den Straßen fortzuschaffen.
    »Trotz all unserer Bemühungen konnten wir die Natur dieser Krankheit bislang nicht feststellen und sind daher nicht in der Lage, sie zu heilen.«
    Langsam breitete sich erste Panik in der Menge aus. Ginkev reckte die Hände hoch.
    »Das ist kein Grund zur Furcht. Die Krankheit befällt nur Schmerzlöser, und sie müssen dafür in direkten Kontakt zu den Befallenen kommen, die sie verbreiten. Die allgemeine Bevölkerung ist vor dieser Krankheit vollkommen sicher.« Er legte eine Pause ein. »Bedauerlicherweise sind innerhalb der letzten Stunde alle Betroffenen verstorben.«
    Keuchen und schockierte Aufschreie rasten durch die Menge. Ich war wie betäubt, so sehr, dass ich gar nichts mehr fühlen konnte.
    »Sind noch Heiler übrig?«
    »Wer kümmert sich jetzt um unsere Verwundeten?«
    »Werden neue Heiler herkommen?«
    »Seid versichert, der Erhabene ist tief bekümmert über diesen schrecklichen Verlust und arbeitet bereits mit Herzog Verraad an einer Verbesserung unserer Lage. Um sicherzustellen, dass nicht noch mehr Heiler erkranken, hat der Erhabene die Gilde vollständig unter Quarantäne gestellt. Er bittet alle, die derzeit einer Heilung bedürfen, sich an die Schmerzhändler zu wenden. Die Gilde wird von nun an enger mit ihnen zusammenarbeiten, um die Versorgung der Bevölkerung von Geveg zu gewährleisten.«
    Nein! Das konnte nicht wahr sein! Ich hatte die Lehrlinge doch gerade erst gesehen. Wir hatten doch keine Stunde für unsere Flucht gebraucht. Ganz sicher konnte ich in dem Punkt allerdings nicht sein. Es war alles so ein Durcheinander. Ich blickte zur Sonne, die direkt über uns stand. Hatte sie nicht vorher viel tiefer gestanden?
    Geschrei brach aus, und die Menge drängte nach vorn. Danello rückte näher an mich heran und legte schützend einen Arm um meine Schulter, was das Gerempel irgendwie noch schlimmer machte. Morgen würden sogar meine blauen Flecken blaue Flecken haben. Ginkev versuchte sich über den Lärm hinweg Gehör zu verschaffen, um die Menge zu besänftigen, aber niemand hörte ihm mehr zu. Dafür wurde das zornige Murren lauter.
    »Lügner!«
    »Sie sind gar nicht tot! Der Herzog hat sie in seinen Krieg entführt, oder etwa nicht?«
    Ein Stein flog durch die Luft und traf Ginkev an der Schläfe. Er schrie auf und stürzte von der Plattform herab. Leute stürmten voran, zwängten sich zwischen uns, drängten uns auseinander.
    »Nya!«, rief Danello und griff nach mir.
    Ich stürzte auf ihn zu, versuchte, seine Hand zu fassen, aber die Menge riss mich fort von ihm, schwemmte mich auf das Gebäude der Gilde zu.

Sechzehntes Kapitel
    N ya!«
    »Hier drüben!« Ich wedelte mit den Armen, konnte aber nicht erkennen, woher die Stimme gekommen war, die nach mir gerufen hatte, oder wessen Stimme es war. Der Mob schob mich immer weiter voran, stieß mich hin und her, während die Leute sich gegenseitig anrempelten.
    Es war wie bei den ersten Hungerunruhen nach Kriegsende, als uns im Zuge der Belagerung nur das an Vorräten geblieben war, was wir auf der Hauptinsel gelagert hatten. Als der Herzog die Herrschaft über unsere Bauerninseln und die Moorhöfe übernommen hatte und uns eingekesselt hatte, damit wir uns untereinander um das Essen streiten sollten, statt weiter gegen ihn zu kämpfen. In der Anfangszeit der Besatzung, als er uns knapp gehalten und uns um Nahrung von unseren eigenen Ländereien hatte betteln lassen, war es zu weiteren Aufständen gekommen.
    Erinnerungen blitzten in meinem Kopf auf, als anonyme Füße mir auf die Zehen trampelten und gegen meine Schienbeine traten. Dutzende von Leuten waren bei jedem dieser Aufstände totgetrampelt worden, und damals waren die Aufständischen verzweifelt und

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