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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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schwärmte Soek. »Sie hat mit Pynviumklumpen nach dem Wachmann geworfen und sie geblitzt. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    Talis Augen wurden so groß wie Oppa. »Du kannst Pynvium entladen? Wie?«
    Soek und sein großes Maul. Ich zog einen der Klumpen aus meiner Tasche. »Ich weiß es nicht. Ich war wütend und verletzt und ... es ist einfach passiert.«
    Tali sah mich sonderbar an und griff nach dem Klumpen. »Lass mich mal sehen.« Sie hielt ihn in der Handfläche, und ihre sonderbare Miene wich einer ungläubigen. »Der ist leer.«
    »Er kann nicht leer sein. Wir haben sie alle benutzt. Ich weiß es mit Sicherheit.«
    »Du ... hast es vielleicht aus ihm rausgeschiftet.« Sie hielt den pflaumengroßen Klumpen zwischen den Händen, die Stirn in tiefe Falten gelegt. »Ich weiß nicht, was du getan hast, aber dieser ist wieder brauchbar.«
    Gemurmel breitete sich im Zimmer aus. Soek brubbelte irgendwas darüber, dass ich unglaublich sei. Sogar Kione schien die Bedeutung des Geschehens zu begreifen, denn er hielt den Mund.
    »Das ist unmöglich«, sagte ich. Die einzige Möglichkeit, Pynvium zu leeren, war, es so zu behandeln, dass es geblitzt werden konnte, und danach konnte es nie wieder Schmerz aufnehmen. Selbst wenn man den Block einschmelzen und zu Waffen verarbeiten würde, wäre der Schmerz nicht weg, was auch der Grund dafür war, dass sich daraus so wirkungsvolle Waffen herstellen ließen. Niemand hatte je eine Möglichkeit gefunden, Pynvium mehrfach zu verwenden, und die Techniker hatten es jahrelang versucht.
    »Möglich oder nicht, du hast es jedenfalls geschafft.«
    Ich saß da und starrte den Klumpen an. Was, wenn ich wirklich Pynvium leeren konnte? Wen interessierten dann noch die untersuchten Löser? Der Herzog würde eine ganze Armee schicken, um mich zu holen, sollte er davon erfahren. Welch sprudelnde Quelle ich für ihn wäre! Mich schauderte.
    »Kann ich das sehen?«, fragte Soek und streckte die Hand aus. Tali nickte und ließ den Klumpen in seine Handfläche fallen. Er musterte ihn angestrengt. Dann nickte er. »Er ist leer.« Einen Moment später seufzte er und gab mir den Klumpen zurück. »Jetzt ist er nur noch fast leer. Es tut gut, den Schmerz loszuwerden. Du bist dran.«
    Ich starrte das Pynvium nur an. Danello wirkte wie innerlich zerrissen, als wollte er mir die Verlegenheit einer Erklärung ersparen, wäre aber unsicher, ob ich Soek wissen lassen wollte, dass ich das Pynvium nicht füllen konnte. Tali ergriff den Klumpen und schloss unserer beider Hände um ihn. Meine Finger prickelten, als sie meinen Schmerz herauszog und in einen Brocken Pynvium leitete, der eigentlich hätte nutzlos sein müssen. Sie umfasste das Pynvium für einen Moment, ehe sie es auf den kleinen Tisch legte. Ihre Finger verweilten darüber, als widerstrebe es ihr, es loszulassen.
    »Also, was ist jetzt mit Lanelle?«, hakte Kione noch einmal nach.
    Soek schüttelte den Kopf. »Ich geh da nicht wieder rein.«
    »Nicht einmal, um das Leben all dieser Leute zu retten?«, fragte Danello.
    »Das sind nicht meine Leute.«
    Danello trat fluchend auf Soek zu, als wollte er ihn schlagen. Aylin ergriff seinen Arm. »Für so etwas haben wir keine Zeit. Wenn der Erhabene erst nervös genug ist, könnte er sie wirklich umbringen. Wir müssen ihn bloßstellen, ehe der Herzog mehr Soldaten schicken kann.«
    »Und ehe die Leute anfangen, ihren Zorn am Generalgouverneur auszulassen«, fügte ich hinzu. Sollte es so weit kommen, dann könnte der Herzog auch auf die Idee kommen, dass die Besetzung Gevegs nicht reichte, um uns unter Kontrolle zu halten. Womöglich beschloss er, uns auszulöschen - so wie er es mit Sorille getan hatte. Ich seufzte. »Du hast recht, wir müssen noch mal zurück.«
    Rundherum nickten Köpfe, nur der von Soek nicht.
    »Ich kann da nicht wieder hin«, stöhnte er. »Ich möchte ja helfen, wirklich, das möchte ich, aber ich bin der Belagerung von Verlatta und diesem Raum des Schreckens entkommen, und ich hab das Gefühl, ich habe mein Glück aufgebraucht. Ich habe einfach Angst, dass ich nicht noch einmal davonkommen werde.«
    Niemand sagte etwas. Kione sah aus, als wäre er bereit, sich ihm anzuschließen, obwohl er derjenige war, der uns so dringend hatte überreden wollen.
    »Ich bleibe hier und bewache Aylins Zimmer«, sagte Soek, als das Schweigen unbehaglich wurde. »Ich kann aufpassen, dass niemand es ausplündert. Ich weiß, das ist nicht viel, aber ich ... ich kann einfach nicht mehr

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