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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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eine Hand auf den Arm, um ihn zurückzuhalten.
    »Ich will ihnen nicht wehtun«, sagte Tali. »Der Kleinere erzählt mir jedes Mal einen Witz, wenn ich ihn sehe.«
    Aylin winkte mir zu. »Nya, wie wär's, wenn wir es auf dem gleichen Weg versuchen, wie ihr rausgekommen seid?«
    Wir alle blickten nach oben.
    »Übers Dach?«
    Kione schüttelte den Kopf. »Du bist genauso verrückt wie sie.«
    »Was hast du denn?« Tali lächelte ihn tatsächlich an. »Ist Lanelle das nicht wert?«
    Ich hätte sie umarmen können.
    »Doch«, grummelte er.
    »Gut, neuer Plan«, sagte ich. »Wir gehen um die Gartenmauer herum und rauf aufs Dach. Mit etwas Glück sind dort keine Wachen.« Und mit etwas Glück würde Jeatar uns nicht sehen.
    »Und wenn doch welche da sind?«
    Hatten Mama und Papa auch solche Angst empfunden, als sie das erste Mal den Soldaten des Herzogs gegenübergestanden hatten? »Dann schalten wir sie aus. Leise.«
    Wir ließen den Schutz der Hecke hinter uns und schlichen an der von Ranken bewachsenen Wand entlang, hielten uns, wann immer wir konnten, hinter Bäumen und Sträuchern. Zum ersten Mal war ich dankbar dafür, dass die Gilde so hohe Honorare für Heilbehandlungen erhob; anderenfalls hätten sie nie genug Geld gehabt, es für diese vielen Gärten zu vergeuden.
    In dem Bereich, in dem Soek und ich die Wachen angegriffen hatten, war niemand zu sehen, aber mindestens eine Patrouille umkreiste regelmäßig das Gelände. Vermutlich mehr, nun, da es zu einem Aufstand gekommen war und der Mob vor der Tür stand.
    »Danello zuerst«, sagte ich. Kione trat vor und verschränkte die Hände. Danello trat in seine Hände, und Kione beförderte ihn hinauf zum Dach. Dort hing er ein paar Sekunden mit herabbaumelnden Beinen, ehe er sich über die Dachkante hinaufgezogen hatte. Einen Herzschlag später tauchte sein Kopf wieder auf, und er streckte die Hand aus.
    »Jetzt Tali.«
    Danello zog sie mit Leichtigkeit herauf. Dann zog er Aylin über die Kante. Kione winkte mir zu hinaufzuklettern.
    »Ich gehe als Letzter«, sagte er und sah sich in beide Richtungen nach Patrouillen um. Aber vielleicht wollte er auch nur nachsehen, ob er freie Bahn hatte, um davonzulaufen, wenn ich ihm erst den Rücken zugekehrt hatte. Trotz seines Wunsches, Lanelle zu retten, war ich nicht überzeugt, dass er bereit war, irgendetwas für sie zu riskieren.
    Er schob mich hinauf, und ich ergriff Danellos Hand mit meinen beiden Händen. Mein Knie verfing sich in meinem Rock, und ich baumelte herab wie Knoblauch am Fenster. Danello ächzte vor Anstrengung, ließ aber nicht los. Kione half von unten nach, und Danello zog mich über die Dachkante.
    Ich grinste. »Schritt eins erl...«
    »Pst!« Er legte mir eine Hand über den Mund und drückte mich flach auf das Dach. »Patrouille.«
    »Kione«, murmelte ich unter seiner Hand.
    »Hat sich versteckt.«
    Stimmen tönten von unten herauf. »... etwas gehört. Wie ein Kratzen.«
    »Der Wind ist heute ziemlich böig. Waren bestimmt nur Zweige.«
    »Hat sich nicht nach Zweigen angehört.«
    Schritte. Ich wagte nicht zu atmen. Danello offenbar auch nicht, denn ich konnte keinen warmen Lufthauch an meinem Nacken spüren. Es hörte sich an, als wären die Wachen direkt unter uns, und - o ihr Heiligen! Ein Zipfel meines Rocks hing über die Dachkante herab, der geradezu schrie: »Hier sind wir.«
    Ich deutete mit dem Kopf in die Richtung. Danello starrte mich an, blickte dann in die richtige Richtung, und seine Augen weiteten sich.
    »Ich glaube, es war hier drüben.« Die Stimme klang jetzt leiser, als ertöne sie weiter vom Gebäude entfernt. Hatten sie Kione entdeckt?
    Danello streckte eine Hand nach meinem Rock aus und zog ihn Zoll für Zoll mit den Fingern auf das Dach.
    »Das Gras ist niedergetrampelt, und schau - abgebrochene Zweige.«
    »Sollen wir den Hauptmann informieren?«
    Der Saum meines Rocks flog über die Dachkante und außer Sichtweite.
    »Ja, wir - hast du das gesehen?«
    Danello ergriff mein Bein, unten, nahe dem Knie. Beide waren nur wenige Zoll von der Dachkante entfernt.
    »Was gesehen?«
    »Da ist etwas auf dem Dach herumgeflattert. Hilf mir mal.«
    Knarrendes Holz, dann ein Ächzen. Trugen die etwa eine Bank hierher? Danello rollte sich langsam von mir weg, weiter das Dach hinauf. Tali wich zurück. Eine Schindel klapperte. Kleine Steinchen lösten sich unter ihrem Fuß. Ich streckte den Arm aus und hielt sie auf, ehe sie zu weit rollen konnten.
    Was nur eine Bank sein konnte, knallte

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