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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Pynviumziegel geformt und verzaubert hatte. Es ist ganz einfach, sie zu machen, Nya-Schätzchen, hatte er gesagt. Du fühlst, wie sich der Schmerz im Metall sammelt, es prickelt unter deinen Fingern. Dann denkst du daran, was es tun soll, und gibst ihm einen Befehl. Und dann lässt du einfach los. Du musst es dir nur vorstellen, und deine Vorstellung treibt davon wie die Samen einer Pusteblume imWind.
    Pusteblumen.
    »Ich hab's. Bleibt zurück.«
    Ich atmete noch einmal tief durch und warf, stellte mir vor, wie die leichten, flockigen Samen auseinanderstoben und von einem Wind davongetragen wurden, den ich nicht sehen konnte.
    Wumm!
    Ein Prickeln wie von feinem Sand rann über meinen Körper, genauso wie in dem Moment, in dem ich den Wachmann getroffen hatte. Tali und Danello jaulten hinter mir auf.
    »Alles in Ordnung«, sagte Tali, als ich herumwirbelte. »Hat nur ein bisschen gestochen.« Sie sah mich staunend an. Und ein bisschen stolz. »Du kannst es wirklich. Und du hast gedacht, du wärest nutzlos.«
    Mir stiegen die Tränen in die Augen, aber bevor ich mir eine Antwort darauf einfallen lassen konnte, war sie schon hinausgelaufen. Vielleicht nicht nutzlos, aber war das die Art, auf die ich mich nützlich fühlen wollte ?
    Ich hörte aufgeregte Stimmen auf dem Flur. Zum Guten oder Schlechten, ich konnte es wirklich. Nun gab es keine Ausrede mehr hierzubleiben.
    O ihr Heiligen, steht uns bei!
    Es ging zurück zum Gildenhaus.

Achtzehntes Kapitel
    S ich mit der Menge treiben zu lassen war erheblich einfacher, als gegen sie anzukämpfen, und so schafften wir es mit wesentlich weniger Aufwand zum Gildenhaus zurück. Die meisten Leute drängelten sich auf dem vorderen Hof vor dem Haupttor, womit der Seitenweig zu den hinteren Gärten frei war. Wir kauerten uns hinter die allzu vertrauten Hibiskusbüsche in der Nähe des seitlichen Tors, das selten von jemand anderem als den Lehrlingen und Mitarbeitern der Gilde benutzt wurde. Wenn das so weiterging, konnte ich mir bald eine Pritsche in diesem Gebüsch aufstellen und hier einziehen. Wachen patrouillierten durch die Außenhöfe und standen vor allen Toren, während die Soldaten des Generalgouverneurs die wütende Meute auf dem Gildeplatz herumschubsten. Mehr als nur ein paar konterten in gleicher Manier.
    »Also, wie kommen wir da rein?«, flüsterte Danello an meinem Ohr.
    Eine Gänsehaut überzog meine Arme. »So unauffällig wie möglich.«
    »Gibt es so was wie eine Hintertür?«, fragte Aylin und deutete mit dem Kopf über die Schulter.
    »Mehrere, aber bisher haben alle öffentlichen Zugänge so ausgesehen, als würden sie gut bewacht. Kione, denkst du, du kannst uns an denen vorbeibringen? Haben irgendwelche Freunde von dir Dienst ?«
    »Ich kenne ein paar Leute, die immer am Südtor arbeiten.«
    Das Tor in Richtung der hinteren Docks am Hauptkanal. Dort war nicht damit zu rechnen, dass eine Menschenmenge versuchte, sich hineinzudrängen, es sei denn, sie wären mit Gondeln gekommen. »Gut, dann tun wir so, als wären wir Lehrlinge, und Kione und Danello können vorgeben, sie würden uns zu unserem Schutz begleiten. Sie können sagen, wir wären wegen Heilbehandlungen unterwegs gewesen oder so was. Wir gehen rein und schleichen uns in den Spitzturm.«
    »Aber wir tragen keine Uniformen«, wandte Tali ein. Die waren, als wir sie zuletzt getragen hatten, zu zerfetzt und schmutzig gewesen, um für uns noch von irgendeinen Nutzen zu sein.
    »Kione schon. Vielleicht verschafft uns das genug Glaubwürdigkeit. Und wir haben immer noch unsere Zöpfe.«
    Ihre zweifelnde Miene verriet, dass sie daran nicht richtig glaubte, aber wir hatten auch keine große Wahl. Wenn sie nicht darauf reinfielen, dann war's das wohl. Ein Kampf würde nicht nur weitere Wachleute herbeilocken, sondern auch die Soldaten des Generalgouverneurs.
    Wir krochen durch die Gärten zur Südseite. Zwei Wachen standen neben dem Tor, die mir beide fremd waren. Aber ich erkannte den Mann, der neben ihnen stand. Jeatar! Was hatte er hier zu suchen? Er sprach mit den Wachen, gestikulierte, schien Befehle zu erteilen, deren Zweck ich mir inzwischen vorstellen konnte. Passt auf, beobachtet die Umgebung, lasst niemanden durch.
    Kiones farbenfrohe Flüche waren exakt das, was meine trockene Kehle nicht hergeben wollte. »Das sind nicht meine Freunde«, flüsterte er.
    Meine auch nicht, obwohl ich mir in Jeatars Fall nicht absolut sicher war.
    »Sollen wir angreifen?« Danello rückte näher. Ich legte ihm

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