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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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trinken zu müssen. Ein Mann, der Bier will, ist auf dem Weg der Besserung. Und wenn er es nicht bekommt, regt er sich auf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das gut ist.« Rembert zwinkerte ihr zu.
    Taleke beruhigte sich und schüttelte lächelnd den Kopf, während sie den einigermaßen ruhig schlafenden Tideke beobachtete. »Er ist nicht über den Berg. Morgen wird es wieder schlimmer.«
    »Ach so. Das wusste ich nicht«, sagte Rembert betreten. Danach sprang er zur Tür, die er auf ein Klopfsignal hin ohne Nachfrage öffnete.
    Auf der Schwelle stand Wittenborch. »Ich bringe Neuigkeiten«, sagte er sofort. »Hat Tideke deine Pflege lebend überstanden?«
    »Aber ja doch«, antwortete Taleke an seiner Stelle.
    »Ich habe mir ausgerechnet, dass Rembert mit Stockfisch und anderem halbtotem Getier gut umgehen kann. Richtige Sorgen habe ich mir deshalb nicht gemacht«, erklärte Wittenborch an Taleke gewandt, zog seine Jacke aus und hängte sie über einen Pflock.
    Tideke, der gerade wach geworden war, verdrehte die Augen.
    Diese Seeleute! Taleke sah zu, wie Wittenborch Rembert eine große silberne Münze in die Hand drückte und ihn dann zur Tür hinausließ.
     
    Erst wuschen sie Tideke gemeinsam, zu seiner großen Empörung, aber er war zu schwach, um sich zu wehren, und sogar, um sein Gemächt zu bedecken. Nach einem halben Becher Würzwein, den Taleke ihm, trotz ihres schlechten Gewissens, zum Trost gestattete, schlief er wieder ein.
    Danach setzten Wittenborch und sie sich an das glimmende Feuer.
    »Du musst entschuldigen, Taleke«, sagte Volrad, »aber Rembert, der wegen Tidekes Sorge um Godele zutiefst dankbar war, suchte ihn hier, um ihm zu erzählen, was er herausgefunden hatte. Er fand mich an Tidekes Krankenbett und meinte wohl, dass genauso gut ich von seiner Sorge erfahren könnte. Ein ratsherrlicher Sohn hat Godele zuletzt besucht. Er wurde mit ihr gesehen, ein wenig später ein Knecht mit Godele an seiner Seite. Mehr weiß man nicht.«
    Ein Schauer überlief Taleke. »So vieles, was in Lübeck im Argen liegt, läuft immer wieder darauf hinaus, dass Ratsherren beteiligt sind.«
    »Und die Domgeistlichen«, ergänzte Wittenborch. »Mögen sie sich auch mit dem Rat um Kirchenbauten, um das Recht auf Begräbnisse und Hospitäler streiten – wenn das Volk aufmuckt, halten sie zusammen wie Pech und Schwefel.«
    »Habt Ihr einen bestimmten Grund, das zu behaupten?«
    »Ja, habe ich. Nicolaus war bereits in Lübeck, als du zu deinem ersten Blatternkranken gerufen wurdest.«
    »Hermen.«
    »Ja, das bestätigte mir dessen Bruder Giovanni. Nicolaus traf im neunten Monat des Jahres in der Stadt ein, im Herbistmanoth, kurz vor Fastenbeginn. Von anderer Seite erfuhr ich, dass Pater Dionysius auf Weisung des Domkapitels zu Nese Binnenschifferin geschickt wurde.«
    »Welche Verbindungen mag es da wohl noch geben?«
    Der Schiffer zuckte die Schultern. »Vielleicht bekomme ich das noch heraus. Nicolaus hat mit dem, was das Domkapitel unternimmt, wohl weniger zu tun. Er benimmt sich wie früher, obwohl er nun ja in heiratsfähigem Alter ist und seine Mutter bestimmt schon eine angemessene Braut für ihn gefunden hat.«
    »Mm.« Taleke dachte an die Zeit zurück, als sie sich vorgestellt hatte, zusammen mit Nicolaus und ihrer beider Kinder aus Paris zurückzukehren. Sie dankte dem Herrn, dass es nicht so gekommen war.
    »Er heckt sogar schon wieder Streiche aus, wie früher.« Volrad murrte unzufrieden, als ob ihm immer noch ein wenig an Nicolaus’ Wohlergehen gelegen sei. »Das sollte er nicht tun, wenn er sich tatsächlich irgendwann als Chirurg in Lübeck betätigen möchte.«
    »Welche Streiche denn?«
    »Ich weiß es nicht. Giovanni schüttet sich vor Lachen aus und sagt, sie hätten Nicolaus in die Hand strengstes Stillschweigen versprochen.«
    »Die Sache mit der Bierpanscherin am Kaak war schon kein Streich. Ich hoffe, sie hat es überlebt.«
    »Du weißt davon?«
    »Ja, aber ich erinnere mich nicht gerne daran.«
    »Manche tun es gerne, weil sie darin die Tatkraft des Rates zu erkennen glauben. Die Frau wurde gleich am nächsten Tag eingefangen, gefoltert und nach ihrem Geständnis hingerichtet.«
    Taleke war stumm vor Entsetzen. »Was hat sie denn gestanden?«
    »Dass sie sich der Bestrafung durch Flucht entzog, nachdem zwei Bettler sie auf ihre Bitte hin befreit hatten.«
    »Aber das stimmt doch gar nicht! Nicolaus und seine Freunde haben sie losgebunden und fortgejagt, weil sie keine Zeugen gebrauchen

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