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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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in Gang. Ohne die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu spüren, entspannte Taleke sich wieder, während sie unverdrossen weiteraß.
    Auch Nicolaus wandte sich wieder der Gesellschaft zu. Es ging um einen Plan. Aber was sie besprachen, verstand Taleke nicht, und es kümmerte sie auch nicht, solange sie noch einen Happen schaffte.
    Von dem einen zum anderen Augenblick wurde ihr schlecht. Nicolaus merkte es rechtzeitig. Er zerrte sie von der Bank hoch, schob sie nach hinten, befahl dem Wirt barsch, den Abort zu räumen, und brachte sie bis zur Grube.
    Während sie sich erbrach, wartete er.
    Vor Dankbarkeit über seine Fürsorglichkeit standen Taleke die Tränen in den Augen, als sie sich gesäubert hatte und zurück in den Hof trat.
    »Du brauchst über dein Missgeschick nicht zu weinen«, meinte Nicolaus gönnerhaft. »Wer weit reist, ist ausgehungert, und ein empfindlicher Magen rebelliert leicht. Du kommst heute Nacht zu mir. Mein Vater hat gerade drei Häuschen fertigstellen lassen, die an Dienstleute vermietet werden sollen. Noch stehen sie leer. Unser Knecht bringt uns Bettzeug ins Haus, Wein und Speisen lasse ich auch kommen, und dann feiern wir beide zu zweit weiter.«
    Der Gedanke an Essen ließ Taleke nochmals würgen, aber alles andere hörte sich verlockender an als ein Fischerkahn in feuchter Nachtluft.
    »Und wenn dir das zuwider ist, schläfst du einfach deine Reisemüdigkeit aus.«
    »Ja, danke«, sagte Taleke erleichtert.
     
    Am nächsten Morgen erwachte Taleke in einem fremden Haus ohne ein einziges Möbelstück, und an der gegenüberliegenden Wand lag ein ihr unbekannter junger Mann. Zwischen ihnen standen auf dem Fußboden Schüsseln mit Essen, das kaum angerührt worden war, und drei leere Tonkrüge, die einen markanten Duft von Wein von sich gaben.
    Scham stieg ihr in die Wangen. Was hatte sie nur gemacht? Einen noch steileren Abstieg zur Hure hätte sie ja gar nicht beschreiten können.
    Ein pelzverbrämtes Barett fiel ihr in die Augen. Daneben lag ein dunkler Umhang, und allmählich fiel ihr wieder ein, was passiert war. Nicolaus! Er würde ihr ein, zwei Pfennige als Dank für die Nacht hinschieben und sie aus dem Mietshaus seines Vaters werfen.
    Oder sollte sie sich auf der Stelle aus dem Haus schleichen?
    Nicolaus streckte die Hände über den Kopf, dehnte den ganzen Körper und seufzte zufrieden.
    Zu spät. Weg konnte sie nun nicht mehr.
    »Das war ein Spaß gestern im ›Fischkopf‹, was, Taleke?«, fragte er, ohne die Augen zu öffnen.
    »Im wo?«
    »Im ›Fischkopf‹. Die Taverne. Draußen hängt ein geschnitzter Fischkopf, aber weil der Wirt sich für etwas Besseres hält, steht es auch auf einem Schild geschrieben. Das musst du gesehen haben.«
    »Ich kann nicht lesen«, antwortete Taleke mit dünner Stimme. »Ja, bestimmt war es ein Spaß.«
    »Etwa nicht?« Nicolaus setzte sich abrupt auf und starrte sie verdutzt an.
    »Doch«, antwortete Taleke beklommen. »Nur habe ich gar keine Erinnerung daran.«
    Nicolaus lachte wieder sein schallendes, unbekümmertes Lachen, das ihr von Anfang an so gut gefallen hatte. »Ich nur wenig mehr. Macht nichts. Du hast schon geschlafen, als Heinrich mit dem Bettzeug kam. Er hat dich ganz vorsichtig hineingewickelt. Und vom Garküchenessen habe ich mir den Wein genehmigt und bin dann selbst aufs Lager gefallen.«
    Glücklicherweise konnte Nicolaus die Steine nicht hören, die Taleke vom Herzen plumpsten. Sie waren offenbar beide zu betrunken gewesen, um … Gott sei Dank! »Wenigstens haben wir genug zu essen«, stellte sie mit einem Gefühl von Dankbarkeit fest.
    »Wo denkst du hin? Ich bin doch kein Ackersmann, der die Reste vom Vorabend isst!«
    »Ja«, sagte Taleke etwas hilflos, betrachtete die kalt gewordenen Wachteln, die fettgetränkten Brotscheiben, auf denen noch der unberührte, appetitliche Schweinebraten lag, den Quittenkuchen, und versuchte zu ignorieren, dass sie schon wieder Hunger hatte. Gleichzeitig schämte sie sich wegen gestern. »Wer dat letzt ut de Kann drinken will, den fölt de Deckel up de Snut.«
    »Du willst damit wohl sagen, dass du gestern unmäßig reingehauen hast und dafür bestraft wurdest? Ist es so?«
    Taleke nickte beschämt.
    »Kann jedem passieren, der einen Tag auf See war.« Nicolaus lächelte selbstzufrieden. »Ich schicke unseren Knecht mit dem ganzen Kram raus, damit er ihn als Almosen an die Bettler verteilt. Er soll uns warme Pasteten oder Waffeln besorgen und einen guten Würzwein dazu. Oder ziehst du

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