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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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unseren Herrn Jesus Christus kämpften, brauchten ihren Nachschub, der in Lübeck verladen wurde.«
    »Aber das alles ist doch schon lange her. Ich bin nur eine einfache Frau, Nicolaus, die sich freuen würde, hungrige Dänen mit leckerem Gänsebraten zu erfreuen. Ich bin ganz sicher, dass er ihnen besser schmecken wird als das Essen aus den Garküchen.« Und wie eine Lübecker Marktfrau würde sie ihr eigenes Geld verdienen, aber das sagte Taleke nicht.
    Nicolaus spie förmlich seine Wut hinaus. »Du verstehst aber auch gar nichts! Das Kolleg der Stadt Lübeck suche ich allein, und du gehst nach Hause.«
    Taleke fiel aus allen Wolken. »Aber warum denn? Ich muss doch mit den Scholaren reden, wenn ich wissen will, ob ich mit meiner Gänsebraterei richtig liege.«
    »Ich werde sie fragen.«
    »Das kann ich doch selber machen.«
    »Die Dänen haben dich angestarrt. Sie wussten sofort, dass du aus unserer Heimat kommst.«
    »Ist das denn schlimm? In deiner Begleitung kann mir doch nichts passieren.«
    »Dir nicht, aber mir. Ich will nicht, dass jemand dich mir stiehlt. Du bist mit mir gekommen, und du wirst auch mit mir zurückkehren. Danach kannst du deiner Wege gehen.«
    Taleke spürte die Kälte bis in ihr Gedärm. Sie hatte sich eingebildet, dass Nicolaus sie gernhatte und deswegen an seiner Seite haben wollte. Sie hatten sich ja auch gut verstanden. Er hingegen betrachtete sie offenbar als schönes Besitztum.
     
    Drei Tage später berichtete ihr Nicolaus vom Kolleg der Studierenden aus den norddeutschen Küstenstädten. »An der Gasse, die zur Pfarrkirche Saint-Etienne-du-Mont ansteigt, liegt das Kolleg. Diese fromme Nachbarschaft würde meinem Vater gefallen. Aber da hausen auch Kerle aus Bremen und Rostock«, berichtete er missmutig, »nicht nur Lübecker.«
    »Ja und?«
    »Ich mochte sie nicht«, murrte Nicolaus.
    »Und weiter?« Da war noch ein Vorbehalt, Taleke spürte es.
    »Im Kolleg werden nur Männer aufgenommen. Außerdem waren sie sehr neugierig. Ich muss mir überlegen, ob ich ständig unter Landsleuten leben will, die ihre Augen überall haben. Da könnte es Geschwatze geben.«
    Dass Menschen, die auf engem Raum zusammenlebten, einander beobachteten, erschien Taleke selbstverständlich, aber dass nur Männer aufgenommen wurden, alarmierte sie. »Heißt das, ich dürfte nicht mit, um dein Zimmer in Ordnung zu halten?«, erkundigte sie sich.
    »Ja, genau. Frauen werden nicht geduldet. Ein Studium soll ernsthaft und ohne Weiber betrieben werden. Aber schlimmer wäre, dass ich mit einem mir unbekannten Kerl zusammenwohnen müsste. Nur Männer des Adels können sich ein eigenes Zimmer leisten, ich nicht. Und was ist, wenn ich den Zimmergenossen abscheulich finde?«
    »Du müsstest in dem Kolleg außerdem für Bett und Essen bezahlen?«
    »Ja, sicher.«
    »Womöglich ist es hier billiger, wenn ich koche.«
    »Nein, ist es nicht! Du kostest mich eine Menge. Ich weiß nicht, wie ich meinem Vater die Aufwendungen erklären könnte.«
    Drohte er nur? Bisher hatte Taleke von Geldmangel nichts gemerkt. Trotzdem wagte sie nicht zu protestieren. »Ich habe einen Plan, das habe ich dir ja schon erzählt. Ich will versuchen, meinen Unterhalt selbst zu verdienen«, eröffnete sie ihm. »Ich weiß mit Gänsen umzugehen. Ich bin ganz sicher, dass alle Studenten aus nordischen Ländern Gänsebraten mögen, nach unserer Art in Schmalz oder Butter gebraten. Auf den Marktständen hier in der Stadt habe ich bisher hauptsächlich mir unbekanntes Gemüse gesehen, außerdem in Öl gesottenes Fleisch und Pasteten, die unangenehm rochen. Das ist auf Dauer unseren Mägen nicht zuträglich, da bin ich ganz sicher.«
    Nicolaus erwachte plötzlich aus seiner melancholischen Stimmung, die aber auch seiner Gleichgültigkeit zuzuschreiben war, die ihn stets erfasste, sobald es Entscheidungen zu treffen galt. »Wie ein Marktweib zu Hause! Kannst du das denn?«
    »Natürlich.« Taleke lachte übermütig. »Das sollte ich wohl können, ich habe mein ganzes Leben mit Gänsen verbracht. Du musst mit dem Vermieter reden. Er erlaubt bestimmt, dass ich eine kleine Schar Gänse im Garten halte. Zum Gräsen kann ich sie auf dem Treidelpfad an der Flussaue entlangführen, da gibt es genug Gras für sie. Wir müssen uns einen kleinen Ofen bauen, damit wir die Tiere am Spieß rösten können.«
    »Du. Du kannst bauen, was du möchtest. Ich nicht«, warf Nicolaus entschlossen ein. »Handwerk verträgt sich nicht mit der Tätigkeit eines Scholars. Ich

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