Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

westlichen. Palladio sah Annibale wieder an.
    »Ihr seid konvertiert?«
    »Ja«, erwiderte er. »Ich habe meinen Gott nicht geliebt, aber sie liebt ihren.«
    »Seid vorsichtig.« Palladio musste nicht erklären, was er meinte.
    »Kommt Ihr zurecht?«, erkundigte sich Feyra auf der Schwelle der mächtigen Tür besorgt.
    »Oh ja«, versicherte ihr der Architekt. Zum Abschied umfasste er die Hände der beiden einen Moment lang, dann betrat er die Kirche.

Historischer Hintergrund
    Andrea Palladio hat nicht nur einige der bedeutendsten Gebäude der Renaissance gebaut, sondern war auch der Begründer des Palladianismus, einer der beständigsten und allgegenwärtigsten Architekturstile der Welt.
    Er verfügte darüber hinaus über umfassende Kenntnisse bezüglich der Geometrie von Schlachten, wie seine Illustration von Polybios’ Historíai beweist. Palladio korrigierte das Manuskript selbst, und zu seinen Korrekturen zählt die Richtigstellung des Fehlers des Kopisten, der »Hasdrubal« statt »Hannibal« geschrieben hatte. Palladio vertrat die Ansicht, der Feldherr müsse unbedingt bei seinem richtigen Namen genannt werden.
    Dennoch wurde Palladio nach der Feuersbrunst in Venedig nicht damit beauftragt, irgendeines der bedeutenden Bauwerke der Stadt wieder aufzubauen, abgesehen von dem Redentore, einem Projekt, mit dem er bereits begonnen hatte.
    Während der Pestjahre der 1570er wurde die als Vigna Murada bekannte Quarantäneinsel in ein Seuchenlazarett namens Lazzaretto Nuovo umgewandelt. Unter der österreichischen Besetzung Venedigs im 18. Jahrhundert wurden Soldaten auf der Insel einquartiert, die nach dem Abzug der Truppen dem Verfall preisgegeben war.
    Theriak wurde zu einer der beliebtesten und profitabelsten Arzneien in der Welt der Renaissance. Die Herstellung wurde vom Consiglio della Sanità genehmigt, der hohe Steuern auf das Mittel erhob.
    Die Variolation, später Impfung genannt, war in der osmanischen Medizin eine gängige Praxis, lange bevor sie im Westen angewandt wurde. In der Moderne sind viele Beweise für die Wirkung einiger Seuchenimpfstoffe erbracht worden, und auf diesem Gebiet wird bis heute weiter geforscht.
    Sebastiano Venier, Admiral und Oberkommandant der venezianischen Flotte sowie Doge von Venedig, ist nicht nur wegen seiner Teilnahme an der Schlacht von Lepanto unvergessen, sondern auch, weil er persönlich bei der Bekämpfung des Feuers half, das seinen Palast zerstört hatte. Es heißt, er starb vor Kummer darüber, dass die Stadt unter seiner Herrschaft abbrannte.
    Antonio da Pontes Rialtobrücke wurde zu einer der berühmtesten Brücken der Welt und vielleicht zum architektonischen Wahrzeichen Venedigs.
    An jedem dritten Sonntag im Juli gehen die Bewohner von Venedig von Zattere über eine Pontonbrücke nach Giudecca hinüber und danken Gott in Palladios Kirche Il Redentore für das Verschwinden der Pest.

Danksagung
    Dieses Buch begann mit einem Frühstück, aber nicht bei Tiffany’s, sondern bei Claridges.
    Ich war mit der Filmproduzentin Ileen Maisel dort, die mich fragte, ob ich je erwogen hätte, über Palladio zu schreiben. Ich möchte Ileen vor allem dafür danken, dass sie mir diese Frage gestellt hat. Das war 2008, wo sich der Todestag des Architekten zum fünfhundertsten Mal jährte, und an diesem Tag fand in der Royal Academy eine Ausstellung seiner Arbeit statt. Ich beendete das Frühstück, ging um die Ecke zur RA und verbrachte den Morgen damit, jeden Plan, jedes Bild und jedes Modell genau zu studieren. Ich war so fasziniert, dass ich im Museumsshop das dickste Buch kaufte, das ich finden konnte, und nach Hause ging, um es förmlich zu verschlingen. Dieser umfangreiche Band, Palladio von 2008, von Guido Beltramini und Howard Burns herausgegeben und in Zusammenarbeit mit der Royal Academy of Arts veröffentlicht, war mir beim Schreiben dieses Buches von unschätzbarem Wert. Palladio lebte in interessanten Zeiten. In Venedig – wie in London – suchten die Pest und ein Großfeuer die Stadt dicht nacheinander heim, und die Möglichkeit, über diese Periode zu schreiben und den Bau des Redentore als Rückgrat der Geschichte zu nutzen, war zu gut, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen.
    Zwei weitere Bücher unter den vielen, die ich im Zuge der Recherchen für diesen Roman gelesen habe, verdienen es, hier erwähnt zu werden. Miri Shefer-Mossensohns Ottoman Medicine: Healing and Medical Institutions 1500–1700 (2009) liefert einen ausgezeichneten Überblick über die