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Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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zu. »Sagt der Prophet nicht, Gott erschafft keine Krankheit in der Welt, ohne auch ein Heilmittel dafür zu erschaffen?«
    Feyra gewann die Fassung zurück. »Also hast du bezüglich dieser Streitfrage deine Meinung geändert?«
    Annibale schnaubte leise. »Vielleicht. Ich gebe zu, dass du großen Erfolg hattest, aber es müssen noch zahlreiche weitere Forschungen angestellt werden.« Er nahm ihre Hände in die seinen. »Aber nachdem du mir jetzt alles erzählt hast, musst du auch den Consiglio della Sanità informieren. Der Doge hat uns die Insel zugesprochen, eher deinetwegen als meinetwegen, denke ich, aber wir müssen uns an die Spielregeln halten. Seine Herrschaft als Doge wird nicht ewig andauern, und er hat uns geraten, die venezianischen Gesetze nicht zu übertreten. Es ist Zeit, Theriaca als offizielle Arznei registrieren zu lassen.«
    Feyra sah ihn entgeistert an. »Aber der Consiglio wird ihn als offizielles Heilmittel zulassen und vom Verkaufserlös den Zehnten verlangen!«
    »Soll er. Sie können den Trank nur nach deinen Angaben herstellen. Man wird dich auffordern, die Zutaten zu nennen.«
    Der Anflug von Bosheit in seiner Stimme entging Feyra nicht. »Alle Zutaten?«, fragte sie.
    »Fast alle.«
    Feyra stand vor dem Tribunal des Consiglio della Sanità.
    Annibale hatte sie begleitet, saß aber bei den Schreibern auf den langen hölzernen Bänken im hinteren Teil des Raums. Ein Lichtstrahl fiel auf Feyra und bewirkte, dass sie sich in ihrem grünen Kleid strahlend hell von dem Dämmerlicht im Saal und den düsteren Fresken abhob. Sie wirkte jung und gesund und stand hoch aufgerichtet und schlank wie eine Weidenrute vor den drei alten Männern, die ihren Fall verhandelten.
    Annibale war nicht der einzige anwesende Arzt. Drei Plätze von ihm entfernt saß Valnetti. Er schnaufte hinter seinem Schnabel, und seine vogelähnlichen Knopfaugen huschten dann und wann zu Annibale. Dieser ignorierte ihn beharrlich.
    »Ich nehme an, Euch ist bekannt«, wandte sich der erste Tribun an Feyra, »dass es Frauen nicht gestattet ist, in der Republik Venedig eine Arzttätigkeit auszuüben.«
    »In diesem Fall wundert es mich, dass Ihr Euch die Mühe gemacht habt, mich hierherzubestellen, Euer Ehren«, versetzte Feyra trocken.
    Annibale lächelte hinter seiner Schnabelmaske.
    Der zweite Alte ergriff das Wort. »Ihr habt einen Bürgen mit einer vom Consiglio genehmigten Arztlizenz?«
    Annibale erhob sich.
    Der dritte Tribun erhob sich. »Diese Frau arbeitet für Euch?«
    »Sie arbeitet mit mir zusammen.«
    Der erste Tribun, der seine Schreibfeder angespitzt hatte, räusperte sich. »Lassen wir das jetzt. Fangt an.«
    Feyra verkündete klar und deutlich: »Registrationsname: Theriak.« Ihre Stimme hallte jetzt fast ohne ihren heimatlichen Akzent durch den geräumigen Saal, als sie die Bestandteile des Tranks auflistete.
    »Rosmarin und Salbei, Weinraute, Minze, Lavendel, Kalmuswurzel, Muskat. Knoblauch, Zimt und Gewürznelken. Weißer Essig, Kampfer. Und Wermutkraut und Beifuß.«
    Valnetti sprang aufgebracht auf. Sein Stock fiel klappernd zu Boden. »Das ist Vierräuberessig!«, bellte er. »Es muss noch etwas anderes darin sein. Sie muss alle wesentlichen Zutaten angeben. Lest die Statuten, Tribun!«
    Annibale erhob sich ebenfalls. »Es ist eine Tatsache, Dottore Valnetti, dass es bei Arzneien immer kleine Abweichungen gibt. Dem Gesetz zufolge darf ein Mittel eine solche Abweichung oder einen zusätzlichen Inhaltsstoff im Verhältnis Eins zu Hundert enthalten. Lest dieses Statut, Tribun!«
    Der Tribun wandte sich an Feyra. »Enthält denn diese Flasche sonst noch irgendeine Substanz?«
    Annibales Blick wanderte von ihr zu der kleinen Flasche auf dem Tisch des Tribuns, die in demselben Lichtstrahl grün glühte, in den auch Feyra getaucht war. Am Flaschenboden hatte sich etwas abgesetzt, nicht mehr als ein paar Körnchen sterblichen Staubes. Annibale hielt den Atem an und stieß ihn dann zischend wieder aus, als Feyra ruhig erwiderte: »Es gibt natürlich Restpartikel und Verunreinigungen, die bei der Herstellung hineingeraten sind. Aber sicherlich nur in einem Verhältnis von weniger als Eins zu Hundert.«
    Valnetti rauschte aus dem Saal. Der erste Tribun reichte das Dokument dem zweiten, der es unterzeichnete und dem dritten gab. Dieser blickte auf. »Habt Ihr die Gebühr von einem Dukaten, der für die Registrierung Eurer Arznei zu entrichten ist?«
    Annibale tastete in seinem Gewand nach seiner Mäuselederbörse, doch

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