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Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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Fußbrett des Bettes, als sie schließlich vom Schlaf übermannt wurde, und als die Matutinglocke sie am Morgen weckte, schlief ihr Patient ebenfalls, fühlte sich kühl an, atmete gleichmäßig, und seine Wangen leuchteten rosig, statt eine hektische Röte aufzuweisen.
    Erleichtert schleppte sie sich in die Küche, nur um von Corona Cucina, die als Einzige von der Dienerschaft wusste, was in der Nacht geschehen war, augenblicklich in ihre Dachkammer hochgescheucht zu werden.
    Feyra wurde von erhobenen Stimmen geweckt.
    Die Sonne stand hoch am Himmel, also musste es Mittag sein. Sie kauerte sich in den Schatten der Treppe und erkannte die knappe, arrogante Sprechweise des Vogelmanns.
    Sie schlich zwei Stockwerke tiefer und lauschte an der Tür des Studierzimmers ihres Herrn. Da sie gelernt hatte, dass sie als Dienerin für Besucher sozusagen unsichtbar war, legte sie eine Hand auf den Türknauf und betrat den Raum.
    Und tatsächlich stand der Arzt dort. Als sie eintrat, drehte sich der Vogelmann nicht um, sondern beugte sich über ihren im Bett liegenden Herrn wie ein Aasgeier, der auf Beute hofft und frustriert feststellen muss, dass sein Opfer noch am Leben war. Feyra blieb ganz in der Nähe stehen, beschäftigte sich damit, Palladios Bettdecke unnötigerweise zurechtzuzupfen, und lauschte.
    »Wer hat das getan? Beschäftigt Ihr noch einen anderen Arzt? Ist es Valnetti?«
    Annibale war aufgebracht, und sein Zorn trübte sein logisches Denkvermögen. Nähte wie diese, mit einer Schlinge unter jedem Stich, hatte er nur einmal gesehen, als ein Arzt aus Persien Padua besucht hatte. Er beugte sich so tief über die Wunde, wie es seine Maske zuließ. Sogar durch den Schnabel stieg ihm der bittere Geruch von Grappa in die Nase. Der Arzt hatte den Faden desinfiziert, einen Betonienumschlag vorbereitet und Palladio dann so säuberlich zusammengeflickt wie eine Spitzenstickerin von Burano. Die Wunde schien man auch ausgebrannt zu haben. Valnetti konnte es also nicht gewesen sein, der Mann verfügte über nicht mehr Geschick als ein Metzger. »Wenn Ihr die Dienste eines anderen Arztes in Anspruch nehmt, kann ich für Eure Sicherheit nicht garantieren.«
    Und wenn Palladio sich an einen anderen Arzt gewandt hatte, was war dann mit seiner, Annibales, Abmachung mit dem Camerlengo? Wenn er nicht der Einzige war, der den Architekten behandelte, würde er dann seine Insel zurückgeben müssen? Als er das Haus betreten hatte, war ihm der Weihrauchduft in der kleinen Halle aufgefallen, die reinigenden Kräuter auf dem Boden und die mit Fett und Asche versiegelten Fenster – genau die Sicherheitsvorkehrungen, die er selbst hätte treffen sollen. Die Schuldgefühle ob dieses Versäumnisses entfachten seinen Zorn noch mehr.
    Palladio schlug einen versöhnlichen Ton an. »Ich habe keinen anderen Arzt rufen lassen«, sagte er, doch sein Blick wanderte über Annibales Schulter hinweg zu dem Dienstmädchen, das am Bettpfosten stand.
    Annibale fuhr zu ihr herum und sah verräterische rote Flecken auf ihren Wangen lodern. Er schoss auf sie zu und stieß ihr fast seinen Schnabel ins Gesicht. »Wer hat dich gelehrt, Fleisch so zu nähen?« Er legte den Vogelkopf schief, während er ihre Züge forschend betrachtete. »Wo kommst du her?«
    Das Mädchen begann zurückzuweichen.
    »Warte! So warte doch!«
    Aber sie tat das genaue Gegenteil, sie wandte sich ab und ergriff die Flucht.

26
    Palladio war seltener und seltener im Haus. Er hatte seine Steinmetze und einen Trupp Bauarbeiter angeheuert, und die Arbeiten an seiner Kirche kamen rasch voran.
    Seine und Feyras Rollen hatten sich umgekehrt. Er beschrieb ihr jetzt, wie die Fundamente gelegt, die Säulen errichtet und die Stützpfeiler eingesetzt wurden. Er lud sie auch ein, mit ihm die Baustelle zu besichtigen, um zu sehen, wie die Mauern hochgezogen wurden, aber sie konnte es nicht ertragen, den Ort zu besuchen, der für immer das Grab ihres Vaters sein würde. Außerdem erfuhr sie zu ihrem Schrecken, dass die Bauarbeiter Probleme mit den Pilgerhorden hatten, die in Scharen mit Eimern und Lederbeuteln und anderen Gefäßen herbeiströmten, um Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen, weil sie glaubten, es hätte wundersame Heilkräfte. Diese Legende hatte sich aus der Geschichte des heiligen Sebastian ergeben, die der Doge erzählt hatte, und Palladio war gezwungen gewesen, Wächter anzuheuern, um diesem Unsinn ein Ende zu setzen.
    Feyra, der sein Ton nicht entging, musterte ihn scharf. »Was

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