Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
die Schüssel in die Stube und reichte sie Esther.
    »Lass es dir schmecken, Schwägerin. Meine Mutter hat den Eintopf gekocht, er weckt die Lebensgeister.« Sie grinste, setzte sich wieder vor den Kamin.
    Gretje seufzte, erhob sich und drückte die Hände in das Kreuz. »Ich muss nochmal los. Ich habe versprochen, Hilde Simons ein paar Kräuter zu bringen.«
    »Bekommt sie ein Kind?«, fragte Isaak überrascht.
    »Nein, sie hat Frauenprobleme.«
    »Ich kann das bringen«, sagte Margaretha. »Ich nehme Jonkie mit, sie braucht Bewegung.«
    »Ich weiß nicht.« Gretje sah zweifelnd zum Fenster. »Es ist schon ganz dunkel.«
    »Ach, das macht nichts, Moedertje, ich habe ja den Hund dabei, und bis zu Simons’ ist es nicht weit.«
    »Nun gut.« Gretje ging in die Vorratskammer und holte die getrockneten Kräuter. »Sie soll sie jeden Abend mit heißem Wasser aufgießen und fünf Minuten ziehen lassen, dann abseihen und trinken. Es ist Frauenmantel und Johanniskraut.«
    »Gut, das sage ich ihr. Komm, Jonkie.«
    Es schneite sanft. Die Luft war kalt, es roch nach Eisen und Schnee. Doch nach dem schneidenden Geruch im Haus, der durchsetzt war von Glaubensfragen und Unsicherheit, tat ihr die frische Luft gut. Margaretha hatte nach dem ersten Mantel gegriffen, der am Haken hing. Es war Dircks. Er roch nach Pferden, Tabak und Flachs.
    In den letzten Tagen war Margaretha kaum vor die Tür gekommen, daher empfand sie die kalte und beißende Nachtluft als erfrischend. Sie pfiff nach dem Hund und ging durch die Hofeinfahrt auf die Straße. Es war düster, kaum ein Licht fiel aus den Fenstern auf das verschneite Pflaster. Nur langsam kam sie auf dem vereisten Pflaster unter der dicken und weichen Schneeschicht vorwärts. Jonkie stob beglückt durch den Schnee, froh, laufen zu können.
    Im Sommer und Herbst hatte Margaretha den Hund immer mitgenommen, wenn sie ausritt, aber der Winter machte dem ein Ende. Gedankenverloren lief sie die Gasse entlang in Richtung Schwanenmarkt. Woher die Männer kamen, bemerkte sie nicht. Plötzlich ergriff jemand sie von hinten, lachte rau.
    »Wen haben wir denn hier? Wenn das nicht das Mädchen von den op den Graeffs ist, fress ich einen Besen.«
    »Das ist sie. Die Tochter der Kräuterhexe.«
    Margaretha schlug der faulige Atem des Betrunkenen entgegen. Der eine trat vor sie, lachte, während der andere ihre Arme hinter ihrem Rücken festhielt. Verzweifelt versuchte sie, sich zu befreien.
    »Was wollt Ihr, Mijnheers? Lasst mich gehen. Ich muss Arzneien ausliefern.« Sie versuchte, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben.
    »Heilmittel? Wer weiß, ob das alles so rechtens ist, was ihr macht, du und deine Mutter.«
    Margaretha kroch die Angst den Rücken hoch. Diese Männer waren alles andere als freundlich.
    »Zeig mal deine Arzneien. Vermutlich getrocknete Kröten und Alraun. Heilen? Ihr heilt niemanden, ihr verhext nur.« Er lachte rau und entwand ihr das Säckchen mit den Kräutern.
    »Es sind Kräuter, Frauenmantel und Johanniskraut. Meine Mutter verhext niemanden, sie will nur helfen!«
    »Ja, ja. Sie hilft den Leuten eures Glaubens. Die anderen lässt sie verrecken oder quält sie.« Der Mann zog ihre Armenach hinten, packte ihre Handgelenke mit einer Hand, mit der anderen riss er ihr die Haube vom Kopf. Es ging so schnell, dass Margaretha gar nicht begriff, was die beiden taten.
    »Schneid sie ihr ab, Jakob!« Er warf die Haube in den Schnee, löste unsanft den Haarknoten in ihrem Nacken. Der andere Mann trat noch näher auf sie zu, jetzt erst sah sie das Messer in seiner Hand, sie schrie auf, als er die Hand hob, dann spürte sie das kalte Metall in ihrem Nacken, hörte das ratschende Geräusch, als er ihr den Zopf abschnitt. Wieder schrie sie entsetzt auf.
    Jonkie hatte die drei bisher nur knurrend umrundet, doch als Margaretha zu schreien begann, bellte sie auf. Dann sprang sie den Mann vor Margaretha an, biss in seinen Arm. Ein tiefer, bedrohlicher Knurrton entwich ihrer Kehle. Sie rutschte an dem dicken Stoff der Jacke ab.
    »Was zum Teufel …« Der Mann ließ von Margaretha ab, versuchte nach Jonkie zu treten. Sie sprang ein weiteres Mal, diesmal biss sie in sein Handgelenk, der Mann schrie gequält auf und ließ das Messer fallen. Der zweite Mann hatte Margaretha losgelassen, sie stolperte, wäre beinahe gefallen.
    »Das ist eine Teufelsbestie. Komm, schnell weg …«
    Doch Jonkie biss wieder zu, diesmal in die Wade des Mannes. Er heulte auf, trat nach der Hündin.
    »Lass ab,

Weitere Kostenlose Bücher