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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Gläubigen. Ein Land Gottes. Das Paradies.« Abraham war aufgestanden, durchschritt den Raum.
    »Ein Land, das Penn bisher noch nicht einmal selbst gesehen hat«, sagte Dirck leise. »Mach dir doch nichts vor, wir wissen nichts darüber. Nichts über die Verhältnisse, das Leben, das Wetter, den Boden. Es kann genauso eine Ödnis sein. Warum sonst sollte ein mächtiger Herrscher wie der englische König Land verschenken? Doch nur deshalb, weil es nichts wert ist und nicht besiedelt werden kann.«
    »Das weißt du doch gar nicht«, herrschte Abraham ihn erbost an.
    »Und du auch nicht, genauso wenig wie Penn.« Dirck lachte. »Mach dir doch nichts vor. Niemand weiß, wie das Land ist und was dort ist. Eine Zukunft? Ja, gewiss, aber eine unsichere Zukunft.«
    »Es wäre aber doch einen Gedanken wert, eine Überlegung.« Abraham ging wieder ein paar Schritte. »In einem Land zu wohnen, in dem man keine Angst vor Übergriffen haben muss, wo die Kinder frei und ohne Angst aufwachsen können. Ein Neuanfang, besser und reiner.«
    »Ich habe Berichte gelesen, aus Jamestown.« Hermann stopfte sich nachdenklich seine Pfeife. »Die Menschen, die dort leben, die Wilden, sind grausam. Von über zweihundert Bewohnern der ersten Stadt dort drüben haben nur an die sechzig den ersten Winter überlebt.«
    »Das ist Jahrzehnte her, Hermann. Inzwischen gibt es dort einige Städte. Der Handel floriert. Der Tabak, den du dir gerade in deine Pfeife stopfst, kommt von dort.« Abraham schüttelte den Kopf. »Immer wieder wurden unsere Familien vertrieben, wegen unseres Glaubens. William Penn möchte einen Staat gründen, in dem der Glaube frei ist, für alle die gottesfürchtig sind. Wir sind gottesfürchtig.«
    »Das ist richtig, minn Zoon«, sagte Gretje leise. »Aber noch ist nicht viel bekannt über dies neue Land. Lass uns abwarten, was berichtet wird. Du musst auch eines bedenken: Du bist jung und deine Frau auch. Noch habt ihr keine Kinder. Die Reise dorthin wird lang und hart sein. Die Alten unddie Jungen leiden als Erste.« Sie warf einen Blick zu Isaak, der schwer atmend in seinem Sessel saß, die Augen geschlossen. Abraham senkte den Blick, nickte kaum merkbar.
    Noch mehrfach war Pennsylvania Gesprächsthema. Abrahams Begeisterung für das neue Land ließ jedoch im Frühsommer merklich nach, denn seine Frau Catharina war schwanger. Catharina litt sehr unter der Schwangerschaft, die ständige Übelkeit machte ihr zu schaffen. Abraham sorgte sich um seine Frau. Auch Esther erwartete ein weiteres Kind. Ihr ging es gut, diesmal plagten sie keine Ängste. Sie versuchte, ihrer Schwägerin Zuversicht zu geben, und auch Gretje bemühte sich um Catharina. Doch die stille, junge Frau wurde zu einem Schatten ihrer selbst.
    Dass die Geschäfte deutlich nachgelassen hatten, machte es nicht einfacher für die Familie. Obwohl Isaak schon lange nicht mehr arbeiten konnte und Hermann seinen Webstuhl übernommen hatte, mussten sie nun auch die Gesellen und Lehrjungen entlassen. Das brachte ihnen auf der einen Seite mehr Platz in den Häusern, den Abraham und seine Frau gut gebrauchen konnten, andererseits bedeutete es auch deutlich weniger Einnahmen. Immer noch produzierten sie hochwertiges Tuch, das Abnehmer fand und gut bezahlt wurde. Auch hatte sie sich in den fetten Jahren ein gutes finanzielles Polster geschaffen, doch die Zukunft machte ihnen Sorgen. Die Familie wuchs, der Ertrag nicht. Lange hatten sie gerechnet, überlegt, die Preise verglichen und Angebote eingeholt. Schließlich fuhren Abraham und Dirck im Herbst los, um Flachs zu kaufen. Catharina sah ihnen eine Weile nach, ging dann langsam ins Haus.
    »Sie kommen schon bald wieder«, versuchte Esther die Schwägerin aufzumuntern.
    »Ja, sicher.« Catharina senkte den Kopf, ihre Augen glitzerten verdächtig.
    »Was betrübt dich so?«, fragte Margaretha nachdenklich. »Sie werden nur ein paar Tage fort sein.«
    »Ich mache mir Sorgen. Was, wenn etwas passiert? Was, wenn sie verhaftet und verbannt werden, so wie Hermann und Heinrich? Was, wenn sie nie wiederkommen?« Catharina schluchzte auf.
    »Nun komm, sie wissen um das, was passieren kann, und sie werden es nicht herausfordern. Abraham liebt dich sehr. Er wird dich nicht alleine lassen wollen.« Esther legte den Arm um ihre Schwägerin.
    »Liebt dich Hermann nicht?«, fragte Catharina leise.
    »Doch.« Esther zog die junge Frau mit sich in die Küche. Das Feuer im Herd knisterte. Gretje erntete Kräuter im Küchengarten, nebenan

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