Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
aufreibend. Viele Dinge wurden genannt, über die ich mir Gedanken mache. Und nicht nur ich, viele aus der Gemeinde sind aufgewühlt.« Er kratzte sich im Nacken. »Es war gut, Crisp zu hören, aber ob es gut für die Gemeinde war, das bezweifle ich.«
    »Darüber machst du dir Sorgen?«
    »Ja. Einen Riss gab es schon länger, doch nun wird sich zeigen, wie gut die Gemeinde trotzdem zusammenhalten kann.«
    »Hast du da Zweifel?«
    »Ja. Die Alten wollen das neue Gedankengut nicht. Ich kann sie verstehen. Umbruch bringt Unruhe, und wir haben schon so genug Ärger in der Stadt. Jetzt sind die Quäker verhasst, die Mennoniten werden gelitten.«
    »Mach dir nicht zu viele Gedanken.« Gretje stand auf und ging in die Küche. Margaretha und Rebecca waren gerade damit fertig geworden, die Töpfe, Tiegel und Pfannen zu spülen. Gretje nickte den beiden zu. »Nehmt euch etwas zu essen,Reste haben wir reichlich. Und auch Wein. Haben wir noch frische Eier? Margret, geh in die Kräuterkammer und hole mir Sanddorn und Eisenhut.«
    Überrascht sah Margaretha ihre Mutter an, holte dann die gewünschten Kräuter. »Für wen machst du denn einen Stärkungstrunk?«, fragte sie, als sie sah, wie Gretje die Kräuter in den heißen Rotwein gab und ein Eigelb einrührte.
    »Deinem Vater geht es nicht gut. Er schläft schon seit Tagen schlecht, ist unruhig und isst nicht mehr richtig«, murmelte Gretje.
    »Vater?« Erschrocken schaute Margaretha in Richtung Stube. Isaak wurde immer dünner und hinfälliger. Ein wenig hatte es sich wieder gebessert, nachdem Hermann zurückgekommen war, doch er war schon lange nicht mehr der starke und kräftige Mann, der er vor einem Jahr noch gewesen war.
    Gretje schüttelte den Kopf, nahm den Trank und ging wieder in die Stube.
    Viele Leute waren im Haus der op den Graeffs ein- und ausgegangen, viele Gespräche waren geführt worden. Es gab eine Menge Dinge, die Rebecca und sie besprechen konnten. Obwohl der Gast das Haus verlassen hatte, verbrachte Rebecca die Nacht noch einmal in Margarethas Kammer. Bis in den frühen Morgen tauschten sie Klatsch und Gedanken aus.
    »Hast du bemerkt, wie Jan Scheuten dich anschaut?«, fragte Rebecca murmelnd und schläfrig, als der Hahn schon krähte.
    »Jan? Er ist ein alter Freund. Wie soll er mich schon anschauen?« Margaretha zog sich die Decke zurecht, gähnte herzhaft.
    »Er ist in dich verliebt.« Rebecca lachte leise.
    »Ist er nicht. Wir sind nur Freunde.«
    »O doch. Weißt du es wirklich nicht, oder willst du es nicht wissen?« Rebecca schnaufte und schlief ein.
    Margaretha lag noch einen Moment wach. Jan, dachte sie, Jan, und ein seltsames Gefühl erfasste sie.
     
    Im September traf ein Erlass des Prinzen von Oranien ein, dass die Quäker in seinem Land völlige Freiheit hätten. Mürrisch nahmen die Krefelder den Erlass an. Das Jahr ging friedlich zu Ende. Vor Weihnachten feierte die Familie Samuels ersten Geburtstag. Er gedieh gut und war die Freude aller. Am Silvesterabend verkündete Abraham überraschend seine Verlobung mit Catharina Janßen, der Schwester von Hermanns Freund Heinrich. Die Familien standen seit der Verbannung der beiden Männer in engem Kontakt, doch eine Romanze zwischen Abraham und Catharina hatte niemand bemerkt. Die Freude war groß, denn die Janßens gehörten inzwischen fast zur Familie. Die Hochzeit wurde im Februar in aller Stille und im kleinen Kreis gefeiert.
    Am 4. März 1681 schenkte König Charles der Zweite von England William Penn Land in den Kolonien. Er nannte das Land Pennsylvania und überließ es dem Beschenkten, die Gesetze für dieses Land zu erlassen. William Penn hatte damit das erreicht, was er schon seit Jahrzehnten anstrebte: ein Land der Bruderliebe und Gerechtigkeit, ein Zufluchtsort für des Glaubens wegen Verfolgte, ein Ort, an dem Gottesfürchtige einer redlichen Arbeit nachgehen und gleichzeitig ihren Glauben leben konnten.
    Die Nachricht über Penns Staat in der neuen Welt erreichte auch Krefeld. Verwundert lasen sie die Berichte darüber.
    »Das ist eine große Chance für uns«, erklärte Abraham, seine Augen leuchteten.
    »Wie meinst du das?« Isaak war inzwischen zu schwach, um den Webstuhl zu bedienen. An manchen Tagen schaffte er es noch nicht einmal, das Bett zu verlassen. Mit sorgenvollen Blicken verfolgte die Familie sein Leiden. Auch an diesem Tag war er erst spät aufgestanden und lag nun mehr, als er saß, im Sessel vor dem Kamin, in Decken gehüllt.
    »Ein Land für uns. Ein Land für alle

Weitere Kostenlose Bücher