Die Heilerin
standen in der Diele, und das Manteltuch hing an der Garderobe, sie war also in der Nacht nach Hause gekommen.
»Kann ich Euch helfen?« Pastorius hatte sich erhoben.
Verblüfft sah Margaretha ihn an. »Ich wollte Euch nicht in Eurem Gebet stören …«
»Das habt Ihr nicht. Wenn ich bete, dann bete ich. Egal wo. Doch nun habe ich meine Zwiesprache mit Gott beendet.« Er sah sich um, hob den Kopf und schnupperte, so wie Jonkie es manchmal tat. »Es duftet gar köstlich.«
»Es sind nur ein paar Eier und Speck, Brot und ein kräftiger Eintopf.«
»Nur.« Er lachte leise. »Das ist mehr, als viele andere haben.«
Margaretha musterte den Mann. Er war hochgewachsen, schlank. Seine Haare waren ordentlich zu einem Zopf im Nacken gebunden, seine Wangen und das Kinn glatt rasiert. Sie wusste, dass er Advokat war, er konnte sich gewählt ausdrücken, seine Kleidung war von guter Qualität, und er entstammte gewiss nicht einer armen Familie.
»Das mag sein. Und sicher gibt es andere, die mehr haben als wir«, sagte sie und bemerkte ihren ablehnenden Tonfall. Sie nahm einen Lappen, wischte den Tisch energisch ab.
»Ich habe mich schon wieder falsch ausgedrückt, scheint es mir.« Er lachte leise. »Nehmt es mir nicht krumm, Mejuffer op den Graeff. Kann ich irgendetwas tun, um Euch zu helfen?«
»Ich brauche Wasser aus dem Brunnen. Das ist eigentlich die Aufgabe der Magd, aber sie kränkelt.« Margaretha wies auf den Eimer, der in der Ecke stand. Bereitwillig griff Pastorius nach dem Eimer und ging in den Hof, Jonkie folgte ihm.
Nach kurzer Zeit kam der Advokat wieder, stellte ihr den gefüllten Eimer an den Herd und sah sie erwartungsvoll an.
»Holz brauche ich auch. Es liegt neben dem Schuppen.« Margaretha sah ihm nach, fast schien es ihr, als hätte der Mann Freude daran, diese Dienste zu leisten. Vielleicht gehörte es zu seiner Art Gott zu dienen, möglicherweise wollte er sie alle aber auch nur einlullen und mit seinem Benehmen für seine Sache sprechen.
Sie nahm das Brot aus dem Ofen, stellt es zum Abkühlen auf die Anrichte, holte einen geräucherten Schinken aus der Vorratskammer. Der Schinken war so schwer, dass sie Mühe hatte, ihn vom Haken zu nehmen.
»Lasst mich das machen.« Wie ein Geist war Pastorius hinter ihr aufgetaucht, griff nun über sie hinweg nach dem Haken. Sie spürte die Wärme seines Körpers, er roch nach der Seifeihrer Mutter, ein wenig nach Pfeifentabak und ganz leicht nach gesundem Schweiß. Seine körperliche Nähe war ihr unangenehm, und sie wand sich unter seinem Arm durch.
»Das wäre zauberhaft. Ich fürchte, dieser Schinken ist zu schwer für mich.«
»Warum müsst Ihr all die Arbeit alleine machen?« Pastorius hob den Schinken von dem Haken, schnaufte auf und wuchtete ihn in die Küche auf den Tisch. »Und wofür braucht Ihr so viel Fleisch?«
»Ein wenig wollte ich für das Frühmahl abschneiden, der Rest ist für später. Es werden eine Menge Leute kommen, um Euch zu hören.« Margaretha nahm das Messer und den Wetzstein, schärfte das Messer energisch.
»Allmählich bekomme ich Angst vor Euch«, sagte Pastorius, lächelte jedoch.
»Angst? Gottegot, dafür gibt es keinen Grund. Aber Ihr seht hier alles mit Verwunderung. Warum?« Sie gab ihm einen Becher mit verdünntem Bier, machte sich dann daran, den Schinken aufzuschneiden.
Pastorius setzte sich auf die Bank, sah ihr für einen Moment schweigend zu und nippte an dem Bier.
»In Köln habe ich den dänischen Konsul besucht. Von dort komme ich. Er gehört zu der Gemeinschaft der Freunde, ist sehr gläubig und hatte fast schon eine Parzelle in Pennsylvania, dem Land in der Neuen Welt, gekauft. Der Konsul ist ein reicher Mann, sein Haus ist groß. Sie haben alle Vorzüge des guten Lebens, und doch ist er sehr gläubig.«
»Der dänische Konsul wird nach Pennsylvania übersiedeln?«, fragte Margaretha ungläubig.
»Nein.« Pastorius schaute zu Boden, schüttelte den Kopf. Dann sah er sie wieder an. »Nein, das wird er nicht. Seine Frau war vehement dagegen. ›Soll ich mich dort um Vieh kümmern, am Ende gar Kühe melken, während ich hier im Wagen spazieren fahren kann?‹, hat sie gefragt. Damit war das Schlusswort gesprochen.«
»Das kann ich verstehen.«
»Was?«
»Dass sie ihr Leben hier nicht aufgeben will für die Ungewissheit, die einen dort drüben erwartet.«
»Aber, Mejuffer, was ist das bequeme Leben hier gegen das Leben für Gott in Freiheit dort? Das kann man doch nicht aufrechnen.«
»Mijnheer
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