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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Stimmen zu hören. Männer riefen Befehle, es klang jedoch nicht mehr nach der wütenden Rage von vorhin.
    Nun kamen Leute den Flur entlang. Gretje ließ die Mädchen los, drehte sich um. Jemand führte Dirck in die Küche, sein Gesicht war blutüberströmt, er hielt den rechten Arm in einem komischen Winkel vom Körper gestreckt.
    »Setz dich, Junge«, sagte der Mann. Er sah besorgt aus, nickte kurz den Frauen zu, ging wieder nach draußen.
    »Dirck, schau mich an!« Gretje trat zu ihm. »Kannst du den Kopf anheben und mich ansehen?«
    Dirck murmelte irgendetwas und sackte in sich zusammen. Eilig zog Gretje ihren Mantel aus, krempelte die Ärmel hoch. »Ich brauche warmes Wasser, Branntwein, saubere Tücher. Margret, hol meinen Korb von draußen. Er müsste noch im Hauseingang stehen.«
    Margaretha schaute den Flur entlang. Die Gasse vor dem Haus wurde nun durch Fackeln erleuchtet, Reiter waren auf der Straße und jede Menge Leute. Sie konnte sich nicht überwinden, dorthin zu gehen, klammerte sich an Eva fest. Mevrouw Beuken schien Margarethas Angst zu spüren.
    »Ich hole den Korb. Meisje, kannst du Wasser aufsetzen? Ein sauberer Topf hängt über dem Herd. Und dann schauen wir mal nach Tüchern, mir scheint, das Kind muss gewickelt werden.« Sie lächelte freundlich.
    Endlich überwandt Margaretha ihre Angst. Sie setzte Eva auf einen Stuhl, zog ihr und sich den Mantel aus. Dann holte sie Wasser vom Hof, setzte den Kessel auf den Herd, schürte das Feuer. Die Handgriffe hatten eine gewisse Routine und halfen ihr, sich zu beruhigen.
    Mevrouw Beuken kam mit Gretjes Korb in der Hand zurück. Sie sah besorgt aus. »Der andere Junge kann nicht laufen. Sie werden ihn jetzt hereintragen. Wir müssen Platz schaffen. Am besten stellen wir den Tisch an die Wand.«
    Margaretha half ihr. Drei Männer trugen Jan Scheuten aufeiner Decke in die Küche. Er stöhnte leise, hatte die Augen geschlossen. Auch sein Gesicht war blutig, das rechte Auge zugeschwollen, die Nase gebrochen.
    »Gottegot. Was haben sie nur mit euch gemacht?«, seufzte Gretje verzweifelt. Sie hatte Dircks Gesicht vorsichtig abgewaschen, aus der Platzwunde an der Stirn strömte immer noch Blut. »Hier«, sagte sie und presste einen kleinen Lappen auf die Wunde, »halt das da fest. Nach deinem Arm schau ich gleich, er scheint gebrochen zu sein.« Dann wandte sie sich Jan zu. Ihre Miene wurde noch ernster. Sie kniete sich neben ihn nieder, wusch vorsichtig sein Gesicht ab.
    »Jemand sollte seine Familie holen«, sagte sie leise.
    »O nein!« Margaretha hockte sich auf die andere Seite des Jungen, nahm seine Hand. »Jan, kannst du mich hören? Jan?«
    »Nun, nun, Margret, lass ihn mal. Hol lieber Verbandszeug und Wasser.« Gretje schaute auf. »Mevrouw Beuken, könnt Ihr bitte meinem Sohn Branntwein geben? Zwei Pint mindestens. Und habt Ihr ein gerades Stück Brett, mit dem ich den Arm fixieren kann?«
    »Ich hole das Brett.« Es war der Mann, der Dirck hereingebracht hatte. Er war als Einziger in der Küche verblieben, die anderen Männer hatten das Haus inzwischen wieder verlassen. »Die Stadtwache hat die Übeltäter mitgenommen, Mevrouw op den Graeff. Ich bin Hinrich Beuken. Ich werde alles tun, damit das Unrecht gesühnt wird. Es kann nicht angehen, dass unbescholtene Bürger angegriffen werden.« Er seufzte tief auf, ging dann in den Hof.
    Mevrouw Beuken hatte Tücher geholt, und Margaretha wickelte Eva. Das Kind nuckelte versonnen am Daumen, schien die Aufregung nicht mitzubekommen und murmelte schläfrig vor sich hin.
    »Sie ist müde, nicht wahr? Was für ein herziges, fröhliches Kind«, sagte Mevrouw Beuken. »Sollen wir sie hinlegen?«
    Unschlüssig schaute Margaretha sich zu ihrer Mutter um,doch diese war ganz damit beschäftigt, den verletzten Jungen zu versorgen.
    »Ich weiß nicht … was, wenn sie aufwacht?«
    »Wir haben nebenan in der Stube eine tiefe, gepolsterte Bank, dort können wir sie hinlegen. Wir lassen die Tür einen Spalt auf, dann können wir hören, wenn sie wach wird.«
    Eva ließ sich ohne Probleme hinlegen, die Müdigkeit hatte sie gepackt, und sie schlief schnell ein. Margaretha eilte zurück in die Küche. Immer noch lag Jan am Boden, die Augen geschlossen, regungslos.
    »Ist er tot, Mutter?«, fragte sie leise.
    »Wer?« Gretje schnitt die Jacke von Dircks Arm. »Eine Schande ist das, eine echte Schande. Die Jacke ist fast neu«, grummelte sie.
    »Es tut mir leid.« Dirck senkte den Kopf. Immer noch presste er das Tuch gegen

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