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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Lachen.
    »Lustig? Ich fand es anstrengend.« Margaretha schnaufte. Gretje trat neben sie und hielt ihren Arm fest.
    »Warte, Meisje.«
    Sie ließen die anderen vorgehen. Erstaunt sah Margaretha ihre Mutter an.
    »Kind, dies sind heilige Nächte, die wir friedlich verbringen sollten«, sagte Gretje dann sanft.
    »Wieso? Ich habe doch nur …«
    Gretje schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was du sagen willst, und du hast sicher nicht unrecht. Rebecca muss sich erst noch in ihre Rolle als Magd fügen, und sie tut sich schwer damit. Schwerer, als ich gedacht habe.« Gretje seufzte. »Sie war die Tochter des Hauses auf dem Hof draußen vor der Landwehr. Sicherlich musste sie mit zupacken, aber offenbar ist sie doch verwöhnt worden. Und nun ist sie Magd.« Gretje nickte. »Ja, und das scheint ihr schwerzufallen. Gib ihr noch ein wenig Zeit. Ich habe ein Auge darauf, und ich sehe auch dich. Ich weiß, was du heute geleistet hast, du musst ihr nicht gram sein.«
    »Es ist aber nicht gerecht.« Margaretha stiegen die Tränen in die Augen. Hinter ihnen hörte man plötzlich die knirschenden Schritte von Stiefeln im Schnee, leises Lachen und das Gemurmel von Stimmen.
    »Meisje, lass uns nach Hause gehen«, sagte Gretje. »Da kommen Scheutens. Du willst doch sicher nicht, dass sie dich hier klagend sehen?«
    Margaretha wischte sich über das Gesicht, nahm ein Tuch hervor und putzte sich die Nase. Dann folgte sie ihrer Mutter, die trotz des schweren Korbes eilig die Straße hinunterlief.
    Hatte ihr Mutter recht? War sie voller Neid? Sie wollte nicht neidisch sein, aber ungerecht fand sie es doch. Natürlich, jetzt, wo sie darüber nachdachte, für Rebecca musste es hart sein, schlimm. Oder zumindest schwierig. Margarethas Familie löste es wie immer mit viel Geduld und Gnade. Dem Mädchen wurde Zeit gegeben, sich einzufinden, einzuleben. Und irgendwann würde sie schon ihre Aufgaben erfüllen müssen. Margaretha schalt sich eine dumme Gans und versuchte zur Familie aufzuschließen. Doch die Scheutens holten sie ein, und plötzlich war sie von ihnen umgeben.
    »Margaretha, Meisje, geht es dir gut? Wir alle waren bestürzt, dass du nicht zu den Christmetten gekommen bist.« Mevrouw Scheuten drückte ihren Arm.
    »Doch, doch …«
    »Kind, du und deine Mutter haben unsere Tochter und den Enkel ganz wunderbar versorgt.« Nun trat auch Mijnheer Scheuten neben sie, schlug ihr freundlich auf die Schulter. Margaretha zuckte erschrocken zusammen.
    »Wir haben aber …«
    »Nein, nein. Bescheidenheit ist gottesfürchtig. Aber hier seid ihr gut zu Werke gegangen. Das Kind ist gesund und munter und eine solche Freude. Man weiß ja nie, wie das endet.« Er lachte, die weiße Atemwolke aus seinem Mund roch nach Branntwein.
    Am liebsten wäre Margaretha vor ihnen davon gelaufen.Sie war zu müde für höfliches Geplänkel, wusste nichts zu sagen. Also schwieg sie, ging einfach mit ihnen mit, sah ihre Familie einige Schritte vor sich und wünschte sich in ihre Reihen. Müde senkte sie den Kopf, trottete mit, fiel zurück. Dem Ehepaar Scheuten schien das nicht aufzufallen, sie unterhielten sich munter.
    »Margret.« Jan ging nun neben ihr. »Was ist mit dir? Bedrückt dich etwas?«, fragte er besorgt.
    »Nein, nein. Es war nur ein langer Abend.«
    »Richtig.« Jan schwieg für einen Moment. »Gib mir deinen Korb«, murmelte er dann und griff danach. »Lass mich deine Last tragen.«
    Widerstrebend gab Margaretha ihm das Behältnis. »Ich bin nicht unpässlich, auch nicht leidend.«
    »Nein, das weiß ich.« Jan lachte leise. »Du bist stark. Du bist kraftvoll. Dafür bewundere ich dich. Aber so ich dir helfen kann, lass es mich tun.«
    Margaretha senkte den Kopf. »Danke.«
    Schweigend gingen sie nebeneinander her und kamen zur Kreuzung. Margaretha musste nach rechts, die Scheutens wohnten ein gutes Stück weiter Richtung Niedertor. Beklommen blieb Margaretha an der Weggabelung stehen. »Nun scheiden sich unsere Wege.«
    »Nein.« Er warf einen Blick auf seine Familie, die unbekümmert weiterging. »Ich bringe dich nach Hause.«
    »Das ist nicht nötig, Jan.«
    »Das weiß ich. Und deshalb tue ich es umso lieber. Ich tue es für dich. Aber nun, wohlan, lass uns gehen, denn du gehörst ins Bett. Immer noch erscheinst du mir blass, und auch deine Finger werden kalt sein.«
    »Um meine Finger musst du dir keine Gedanken machen.« Margaretha war froh, dass die Dunkelheit das Glühen ihres Gesichts verbarg. Sie kamen zum Haus der op den Graeffs. Für

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