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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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einen Moment blieben sie schweigend stehen.
    »Margret«, sagte Jan dann leise. »In der Silvesternacht werdenwir den Brummtopf schlagen und um die Stadt ziehen. Ich würde nicht wollen, dass du mitgehst, wenn du noch schwach oder krank bist …«
    »Ich bin weder schwach noch krank!« Ein wenig trotzig nahm sie ihm den Korb ab. »Und ich werde beim Brummtopfsingen dabei sein. Goedenacht, Jan.« Sie drehte sich um, öffnete die Tür.
    »Warte, Meisje.«
    »Ja?« Margaretha drehte sich zu ihm um. »Was denn?«
    »Nichts, nichts. Slaapwel, Liefje.« Er beugte sich zu ihr, küsste sie zart und flüchtig auf die Wange. Dann drehte er sich um und ging.
     
    Die nächsten Tage verliefen ruhig und besinnlich. Die Männer saßen in der Stube, lasen oder redeten. Sie genossen die arbeitsfreie Zeit. Obwohl es im Haushalt immer etwas zu tun gab, war es auch für die Frauen eine geruhsamere Zeit. Wäsche wurde in den Tagen zwischen den Jahren nicht gewaschen. Der geräucherte Schinken und andere Köstlichkeiten kamen auf den Tisch. Sie aßen gemeinsam ohne Eile, erzählten viel, lachten. Hin und wieder erinnerten sie sich wehmütig an die vergangenen Jahre mit Eva. Margaretha begleitete ihre Mutter zu dem Friedhof außerhalb der Stadtmauern. Sie weinten stille Tränen, aber der Schmerz war nicht mehr so qualvoll. Sterben und der Tod gehörten zu ihrem Leben dazu, das war ihnen bewusst. Margaretha kniete neben dem Grab, das dick mit Schnee bedeckt war. Sie wühlte im Schnee, fand die beiden Holzkätzchen und legte sie an das kleine Kreuz.
    »Was machst du da?«, fragte Gretje und beugte sich vor. Dann presste sie die Faust auf den Mund. »Oh, ihre Kätzchen. Hast du die hierher gebracht?«
    Margaretha nickte stumm.
    »Dass du daran gedacht hast, mein Kind. Eine wunderbare Geste. Doch nun lass uns nach Hause gehen.«
    Gemeinsam gingen sie zurück in die Stadt. Am Himmelhingen dick und drohend schwere Wolken, es würde wieder schneien.
    Bevor sie gegangen waren, hatte Gretje Rebecca angewiesen, den Brotteig zu kneten und das Mahl vorzubereiten. Doch in der Küche war es dunkel, und von Rebecca war nichts zu sehen. Kopfschüttelnd zündete Gretje Kerzen an und schürte das Feuer.
    »Geh und hol Wein aus dem Keller, ein heißer Würzwein wird uns gut tun«, bat sie Margaretha.
    Margaretha holte einen Krug Wein aus dem Vorratsraum, vor der Küchentür blieb sie stehen.
    »Verdorrie, Meisje, was glaubst du eigentlich, was du hier machst? Du bist als Magd angestellt und nicht zu Besuch bei Freunden. Ich bin nachsichtig gewesen und habe dir bisher nicht viele Aufgaben zugewiesen. Doch wenn du noch nicht einmal diese wenigen Arbeiten verrichtest, wirst du in dein Elternhaus zurückkehren müssen.« Gretje holte tief Luft. »Ein jeder hier muss sich beteiligen, Müßiggang können wir nicht dulden.«
    »Es tut mir leid, Mevrouw op den Graeff. Ich habe einfach die Zeit vergessen.« Rebecca schniefte.
    »Ja, du hast die Zeit vergessen, und das nicht zum ersten Mal. Ich gebe dir nun eine letzte Gelegenheit, um dich zu bewähren. Wenn du sie nicht nutzt, werde ich dich nach Hause schicken. Und nun geh die Hühner füttern. Der alten Henne kannst du den Hals umdrehen, sie legt keine Eier mehr. Du kannst sie dann auch gleich rupfen.«
    »Den Hals umdrehen? Das kann ich nicht. Das macht bei uns immer der Knecht«, jammerte Rebecca.
    »Dann wird es Zeit, dass du das lernst!« Gretjes Ton erlaubte keine Widerrede. Margaretha spähte durch den Türspalt und sah, wie Rebecca in den Hof schlich. Verblüfft stieß Margaretha die Luft aus, sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie den Atem angehalten hatte. Sie ging in die Küche.
    »Danke, dass du den Wein geholt hast«, sagte Gretje fröhlichund zwinkerte ihrer Tochter zu. »Und nun lass uns schnell das Essen bereiten, die Männer haben bestimmt Hunger.«
    In aller Eile knetete Margaretha den Brotteig, während Gretje den Wein in einen kleinen Topf füllte, sie gab Zimt, Anis und Nelken hinzu, etwas Honig, und schon bald zog der aromatische Duft durch die Küche.
    Jonkie, die neben dem Ofen geschlafen hatte, kam nun hervor und setzte sich neben Margaretha, sah sie mit ihren großen Hundeaugen bittend an. Ihre Rute klopfte gleichmäßig auf den Boden. Amüsiert schaute Margaretha zu ihr hinunter.
    »Du möchtest wohl etwas abhaben?«
    Der Hund jankte leise. Margaretha lachte und gab ihm ein Stückchen Fleisch.
    »Im Vorratsraum neben dem Stall sind noch Knochen. Ich wollte daraus eine Suppe kochen, doch

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