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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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weiter. Drüben beim Ostertor.«
    Und sogleich setzte sich der kleine Trupp in Richtung Marktplatz in Bewegung. Als die drei am Rathaus vorbeigingen, stürzte plötzlich Ulrich von Engern heraus.
    »Wo treibt ihr euch rum?«, schnauzte er sie an. »Ihr habt mir gefälligst Bescheid zu geben, was getan wird! Dazu seid ihr verpflichtet! Ich trage hier die Verantwortung!«
    Bei seinem Anblick stieg in Agnes wieder die Wut auf. Sie stemmte die Arme in die Seiten und fauchte ihn an: »Ihr seid doch einfach abgehauen! Ihr seid ohne ein Wort auf eure irrsinnige Jagd gegangen!«
    »Ihr verkennt eure Situation! Bei mir ist das was anderes!«, belehrte er sie.
    »Ach ja? Sollen wir etwa alle Nachforschungen einstellen, wenn ihr abhaut, und warten bis ihr wieder zurück seid?«
    Ulrich hob warnend den Finger. »Vorsicht, meine Liebe! Ich will über alles informiert sein!«
    Ludolf legte Agnes die Hand auf die Schulter, sodass sie vor Schreck kurz zusammenzuckte. Giftig zischte sie ihn an: »Was ist?« Doch dann sah sie seinen missbilligenden Blick und verstand sofort. Sie hatte in ihrem Ingrimm gegen Ulrich mal wieder die Beherrschung verloren. Bei dem Gedanken an Maria, Adelheid und Ursula hatte sie leider nicht anders gekonnt, jegliche Diplomatie war dann vergessen. Am liebsten hätte sie ihm auf der Stelle die Augen ausgekratzt. Grimmig drehte sie sich zur Seite und überließ Ludolf den Schauplatz.
    Der junge Mann setzte ein unverbindliches Lächeln auf. »Darf ich euch kurz berichten, was wir heute Morgen erfahren haben?«
    Ulrich war angesichts des so gegensätzlichen Tons Ludolfs ganz verwirrt und nickte nur.
    »Wir haben gehört, dass Kunibert Nachtigal etwas mit Holzdiebstählen zu tun gehabt haben könnte. Oder wenigstens davon gewusst hat. Die Holzfäller, die mit ihm zusammengearbeitet haben, müssen befragt werden.«
    »Das übernehme ich«, bestimmt der Herr von Engern. »Was gibt’s noch?«
    Ungläubig wandte sich Agnes wieder um. Sie traute ihren Ohren nicht. Der Kerl tat ja so, als hätte es die Verhaftung der Holzfäller heute Morgen gar nicht gegeben. Sie dachte bei sich: Na, warte, Freundchen, dich werden wir uns noch vornehmen, und dann wird dir Hören und Sehen vergehen!
    Ludolf berichtete weiter: »Der alte Verwalter des gräflichen Besitzes soll Maria angegriffen haben.«
    »Das übernehmt ihr. Sonst noch?«
    »Nichts mehr. Alles Weitere muss sich nach diesen Befragungen ergeben.«
    »Gut.« Mürrisch blickte Ulrich zwischen Ludolf und Agnes hin und her. »Ihr solltet euch besser auf die gestellte Aufgabe konzentrieren. Turteln könnt ihr später.«
    Agnes stemmte entrüstet die Hände in die Seiten. »Was erlaubt ihr euch! Wir haben nichts Derartiges getan!«
    »Wer’s glaubt.« Und schon hastete er mit großen Schritten in Richtung Rathaus davon.

Der alte Verwalter
    Wie kann er es wagen!«
    Agnes konnte sich kaum wieder beruhigen. Die Unterstellung von Ulrich von Engern hatte sie tief getroffen. Dass ein Unhold wie er es wagte, ihr Unkeuschheit vorzuwerfen. Eine bodenlose Gemeinheit war das! Eine Frechheit ohnegleichen! Langsam zweifelte sie daran, dass sie diesen Druck noch lange aushalten würde. Wenn die Suche noch Tage andauern und sie noch mehr über diesen Ulrich und seine Gelüste und dunklen Geschäfte erfahren sollte, käme es unweigerlich zu einem großen Krach. Irgendwann hielte sie nicht mehr still.
    Ludolf hatte seine liebe Not gehabt, Agnes zu besänftigen. Sie hatte geschimpft und gezetert, wie er es noch nie erlebt hatte. Wenn sie unter Druck stand, ließ ihre Beherrschung mehr und mehr nach. Wie gerne hätte er sie jetzt in den Arm genommen, um sie zu beruhigen. Aber das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Dann wäre Ludolf der Sündenbock gewesen und hätte ihren gesamten Verdruss zu spüren bekommen.
    Die beiden hatten sich wiederum der Dienste Simons als Führer durch Rinteln versichert, der vorweglief.
    »Kommt schon!«, rief er. »Hier lang! Onkel Nikolaus sitzt am Nachmittag immer in seinem Garten.« Und schon flitzte er durch eine Pforte.
    Ludolf und Agnes folgten dem Jungen. Sie betraten einen Garten, der an drei Seiten von einer niedrigen Mauer und an der vierten von einem kleinen, gut gepflegten Häuschen begrenzt wurde. Unzählige Äpfel-, Birnen- und Pflaumenbäume verteilten sich auf dem Grundstück, und dazwischen standen überall verschiedene Beerenbüsche. Im hinteren Bereich des Gartens sahen sie Simon bei einem älteren Mann stehen, der sich auf einer Bank

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