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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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einer ledernen Scheide. Er zog es heraus und zeigte es den Besuchern. Es war ein übliches Messer mit Holzgriff und einer Schneide von etwa einer Spanne Länge.
    »Kann man das Messer an irgendetwas wiedererkennen?«
    »Klar. Im Griff ist ein Zeichen eingebrannt. Beim Arbeiten kann das Messer schon mal aus der Scheide fallen. Daran ist erkennbar, wem es gehört.«
    Lothe zeigte sein Messer. Im Griff war etwas unregelmäßig Gezacktes eingebrannt. »Das sind Flammen, weil Lothe so ähnlich klingt wie Lohe, die Glut.«
    »Und welches Zeichen hatte Kunibert?«
    »Er hatte natürlich ’n Vogel – wegen Nachtigal.«
    Ludolf und Agnes baten Werner Lothe, sich sofort zu melden, falls er etwas Neues über Kunibert oder Ulrich hörte. Er versicherte, ganz bestimmt zu helfen. Schließlich wollte er wissen, wer seinen besten Freund umgebracht hatte. Und natürlich wäre es ihm eine große Befriedigung, wenn Ulrich von Engern einmal so richtig die Hammelbeine lang gezogen würden. Agnes und Ludolf bedankten sich beim Holzfäller für seine wertvollen Hinweise und verabschiedeten sich.

Ulrich macht sich wichtig
    Ich kenne den Hartwich.«
    Ludolf und Agnes wirbelten erschrocken herum. Sie hatten gerade Werner Lothes Haus verlassen und wollten zum Marktplatz gehen. An der Ecke lehnte sich Simon gegen das Fachwerk und lächelte spitzbübisch.
    Die Nonne fragte ganz erstaunt: »Wo kommst du denn plötzlich her?«
    Der Junge kam langsam näher. »Auf’m Markt war nix mehr los. Also kam ich wieder, um mit Karl zu spielen. Aber der is nich da. Und dann hörte ich euch mit Karls Vadder reden.«
    »Du hast uns belauscht?«
    Verlegen schaute er zu Boden und pulte mit der Fußspitze Steine aus der festgetrampelten Straße. »Nur so zufällig. Die ham ja keine Läden vor’m Fenster.«
    »Schon gut.« Agnes strich ihm über den Kopf. »Woher kennst du den Hartwich?«
    »Der is doch dauernd mit dem Herrn von Engern zusammen.«
    »Hast du ihn schon einmal bei euch im Haus gesehen?«
    Simons Lächeln verschwand plötzlich. Er blickte bekümmert an Agnes hoch. »Ist es schlimm, wenn man was weiß, was vielleicht wichtig is, aber es erst später erzählt?«
    »Wie meinst du das, kleiner Mann? Hast du etwas gesehen, was uns helfen könnte?«
    »Es geht um den Hartwich, über den ihr da drinnen geredet habt.«
    »Du hast ihn bei euch im Haus gesehen?«
    Simon nickte.
    »Und wann war das? Es ist wichtig, dass du uns alles so genau wie möglich erzählst.«
    »Das war am Tag, bevor Kunibert gefunden wurde. Der Hartwich war ganz früh am Morgen bei Maria, kurz nachdem Kunibert weg war.«
    »Und du hast ihn gesehen?«
    Simon nickte wieder. »Als ich aus’m Garten vom Abort kam, sah ich, wie er die Treppe nach oben schlich.«
    »Konntest du etwas hören?«
    »Maria war sehr ärgerlich, sie hat geschimpft. Dann kam der Hartwich wieder schnell herunter und fluchte ganz abscheulich. Wie mein Vadder, wenn er sich mit dem Hammer auf’n Daumen haut.«
    »Und dann?«
    Der Junge zuckte die Schultern. »Das war’s. Nix mehr. Ist es schlimm, dass ich das nich früher erzählt habe?«
    »Ach, was!« Agnes nahm den kleinen Burschen in den Arm und drückte ihn. »Das war ganz in Ordnung so. Du bist eine große Hilfe für uns.«
    Verlegen und ganz rot im Gesicht schaute sich Simon um. Hoffentlich war keiner seiner Freunde in der Nähe. Nicht auszudenken, welche Scherereien es einbringen könnte, wenn das einer gesehen hätte. Von einer erwachsenen Frau in aller Öffentlichkeit umarmt zu werden – und schlimmer noch: von einer Nonne! Nachher wollte dann keiner seiner Freunde mehr mit ihm spielen. Sie würden ihn stattdessen zu den Mädchen schicken! Nicht auszudenken!
    »Wohin jetzt?«, fragte Ludolf.
    »Wir müssen uns den Bettelmönch vornehmen«, überlegte die Nonne. »Aber wo sollen wir ihn finden? Der hat sich doch bestimmt irgendwo versteckt. Wenn er wieder auftaucht, sollten wir keinen Augenblick zögern, ihn abzuklopfen.«
    »Genau. Und dieser Hartwich ist bestimmt noch im Wald. Lothe sagte jedenfalls nichts davon, dass der heute Morgen auch einkassiert wurde. Wozu auch? Der ist doch Ulrichs Liebling.«
    »Lass uns doch erst einmal mit dem alten Verwalter Binder sprechen«, schlug Agnes vor. Und an Simon gewandt fragte sie: »Weißt du, wo der wohnt?«
    Der Junge hatte seinen Schock überwunden und antwortete prompt: »Das ist der Onkel meines Vaters. Der ist jetzt bestimmt in seinem Haus.«
    »Bringst du uns dorthin?«
    »Klar. Das is nur’n Stück

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