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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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ungepflegten Bart. Nach einigen Augenblicken des Nachdenkens begann er: »Von Engerns Busenfreund Hartwich. Der ist auch Holzfäller und Führer eines kleinen Arbeitstrupps. Er wirft immer mit reichlich Geld um sich. Dabei is er nur ein Arbeiter wie wir anderen auch – außerdem kein besonders guter. Aber ’ne große Klappe hat er und spielt gerne den Alleskönner. Und andere schikanieren kann er auch gut. Darf sich alles erlauben. Ein Typ genau wie der Engern. Nur durch den ist der Hartwich Vorarbeiter geworden.« Er schaute mit leerem Blick aus dem Fenster, als wollte er sich eine bestimmte Szene in Erinnerung rufen. Er atmete tief durch und erzählte dann weiter. »Einige Holzfäller waren bald aus seinem Trupp verschwunden. Gute Leute, die richtig anpacken können. Andere Kollegen wurden rausgeekelt. Hartwich kann halt nur Duckmäuser gebrauchen oder solche, die wegen Faulheit nix anderes bekommen.«
    Die jungen Leute hatten sehr aufmerksam zugehört. Schon wieder tauchte Ulrichs Name auf! Wo hatte der Gauner noch seine Finger mit drin?
    Ludolf fragte: »Ihr meint, Hartwich ist der Holzdieb?«
    Lothe nickte »Komisch is, dass Hartwich oft in den Ecken gesehen wird, wo später Bäume fehlen. Aber das is halt nur so’n Verdacht.«
    »Habt ihr schon mit jemandem über euren Verdacht gesprochen?«
    »Mit wem denn?«, rief er gereizt aus. »Engern hat Einfluss und hält seine schützende Hand über Hartwich. Von den Ratsherren oder den gräflichen Herrschaften will doch keiner auf so ’nen kleinen Arbeiter wie mich hören! Sonst hab ich selbst bald keine Arbeit mehr. Die Verhaftung heut Morgen hat mir schon gereicht. Da könnt ihr drauf wetten!«
    Agnes nickte zustimmend. »Wir wissen ja jetzt auch Bescheid. Wir werden das im Auge behalten.«
    »Aber bitte sagt nich, dass ihr das von mir habt.«
    Sie versprachen es.
    »Trotzdem möchte ich noch einmal auf einen Punkt zurückkommen.« Ludolf schwirrte noch immer ein Gedanke durch den Kopf, der ihm keine Ruhe ließ. »Hatte er mit jemanden Streit, außer mit seinem Schwiegervater ... Quatsch ... wie nennt man das? Angeheirateten Onkel?«
    Zum ersten Mal lächelte Werner Lothe. »Ich nenne das ’ne Pestbeule. Ein Pickel am A...« Mit Blick auf die Nonne verkniff er sich grinsend den Rest des Satzes. »Kunibert war eigentlich immer sehr ruhig, zurückhaltend. Er hatte eigentlich nie Streit – außer mit dem Engern.«
    »Warum hat der ihm dann seine Nichte gegeben?«
    »Tja, das hat mich auch gewundert.« Er kraulte sich wieder seinen Bart. »Maria ist nicht einfach.«
    »Inwiefern?«, wollte Agnes wissen.
    »Kunibert war mit Maria nicht besonders glücklich. Seit über einem Jahr waren se nun verheiratet, aber wie er mir im Vertrauen sagte, hatten se die Ehe immer noch nicht vollzogen. Die beiden kannten sich schon lange – hatten ja Haus an Haus gewohnt. Kunibert war seit Langem in Maria verliebt. Aber se wollte einfach nich. Der Engern war ebenfalls dagegen. Der tut ja so, als wäre er mit ihr verheiratet.«
    Agnes nickte. Natürlich sah das so aus, Maria war ja auch anscheinend lange Jahre Ulrichs Geliebte gewesen. Nachdem Kunibert ihn gezwungen hatte, ihm das missbrauchte Mädchen zur Frau zu geben, hatte sich der Mistkerl unter den Nonnen Ersatz besorgt. Ein elendes Schwein! Dem sollte man auf der Stelle etwas abschneiden!
    »Hat Kunibert etwas über Maria erzählt?«
    Lothe atmete tief durch. »Nicht viel, nur dass Maria in ihrem Leben schon zu viel Schlechtes erlebt hat.«
    »Sagte er, was?«
    Er schüttelte den Kopf: »Genaues sagte er nich. Er hat se wohl eher aus Mitleid geheiratet, wollte ihr was Gutes tun.«
    Die drei saßen um den kleinen Tisch herum und sahen sich ratlos an. Ludolf und Agnes hatten hier einiges erfahren können. Und ihr Bild von Ulrich hatte sich bestätigt. Der Tod Kuniberts musste etwas mit dem Streit zwischen den beiden zu tun haben. Es war ein Kampf um Maria gewesen, in dem der junge Mann ein unschlagbares Druckmittel gehabt hatte. Dieses Druckmittel hatte sogar seinen Eltern eine Hütte verschafft.
    Agnes erinnerte sich an etwas, das ihr in der Wohnung von Maria und Kunibert aufgefallen war: »Als Kunibert tot aufgefunden wurde, fehlte sein Messer. War etwas Besonderes daran? Oder war es sehr wertvoll?«
    Der Holzfäller machte ein erstauntes Gesicht. »Sein Messer? Eigentlich nix Besonderes. So’n ganz normales halt.« Damit stand er auf und ging zum Fenster, das mit einfachem Sacktuch zugehängt war. Dort lag sein Messer in

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