Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder
Bild erfüllt, das ihrem inneren Wesen entspricht, dann strömt die Arbeit auch wieder und ihr wird die Arbeit Freude machen, ohne dass sie ein Burn-out zu befürchten hat.
4.
Bilder, die die Kraft zur Heilung haben
Türen zum Seelengrund
Es gibt ein Mittel gegen die krankmachenden und lähmenden Bilder, die uns von der eigenen Quelle abschneiden: Wir können in unserer eigenen Seele nach Bildern suchen, die uns entsprechen. Dieser Weg, in unserer Seele nach Bildern zu suchen, kann verschieden aussehen. Ich kann einfach in mich hineinhorchen und schauen, welche inneren Bilder aufsteigen. Gibt es da in mir Bilder, die mir gut tun? Wenn ich mich gleichsam von außen anschaue, welche Bilder kommen mir da in den Sinn? Wie sehe ich mich selber? Welches Bild bringt etwas in mir zum Fließen, zum Blühen?
Wenn ich mich still hinsetze, werden natürlich nicht nur heilsame Bilder in mir auftauchen, sondern auch all die Bilder, die sich in meinem Leben bisher eingeprägt haben. Gerade die Bilder, die mir als Kind vermittelt wurden, werden immer wieder in mir hochsteigen. Ob ein Bild meinem Wesen entspricht oder nicht, erkenne ich an seiner Wirkung auf mich. Wenn mich ein Bild lebendig macht, wenn es etwas in mir aufblühen lässt, wenn es mich in Einklang mit mir selbst bringt, dann kommt es meinem wahren Selbst nahe. Das Bild, das mir entspricht, bewirkt in mir Ruhe und zugleich Lebendigkeit. Allerdings muss ich immer wissen, dass mein wahres Selbst jenseits dieser heilsamen Bilder liegt. Die Bilder öffnen die Türe zu diesem innersten Kern. Aber der Kern selbst, der Seelengrund, das Seelenfünklein, wie Meister Eckehart es beschreibt, ist letztlich nicht mehr zu fassen. Die Bilder, diedie Mystiker davon entfaltet haben, laden uns ein, diesem innersten Selbst zu trauen. Im Schweigen werden wir eins mit diesem Selbst. Die heilsamen Bilder führen uns zum Selbst, während die krankmachenden Bilder uns nur in das verletzte Unbewusste führen, aber nicht zu unserem wahren Kern.
Kindheitsmomente – eine Quelle neuer Energie
Der andere Weg, mit Bildern in Berührung zu kommen, die mir gut tun, ist der Blick in die Kindheit. Ich gebe den Menschen, die ich begleite, oft die Aufgabe, in ihrer Kindheit den Momenten oder Situationen nachzuspüren, wo sie fasziniert waren, wo sie stundenlang spielen oder sich beschäftigen konnten, ohne müde zu werden, oder sich zu vergegenwärtigen, welche Gestalten, welche Geschichten sie damals angesprochen haben. Meine Erfahrung dabei ist: Wenn die Menschen von ihrer Kindheit erzählen, dann fangen sie in der Regel an, lebendig zu sprechen. Dann spürt man sofort, dass sie in Berührung sind mit ihrem inneren Bild, mit ihrer inneren Quelle.
Ein Mann erzählte mir, er konnte als Kind stundenlang kleine Bäche anstauen. Er baute mit Steinen einen Damm, um das Wasser anzustauen und es in eine andere Richtung zu lenken. Das hat zwar meistens keinen großen Erfolggehabt. Er konnte den Bach nicht so anstauen, wie er wollte. Trotzdem hat er täglich neu begonnen, mit Leidenschaft Dämme zu bauen und die Bäche umzulenken. Als wir diese Erinnerung, die in ihm so lebendig hochkam, auf seine jetziges Leben hin bedachten, so kam ihm: Ja, mein Bild ist: Ich möchte den Lebenslauf von Menschen umlenken. Das ist das Bild für meine berufliche Tätigkeit in der therapeutischen Arbeit mit Menschen. Dort, wo der Fluss in eine falsche Richtung läuft, möchte ich ihn umlenken. Dort, wo der innere Seelenfluss stockt, wo es in der Seele einen Stau gibt, da möchte ich etwas zum Fließen bringen. Dieses Bild war für ihn motivierend. Es hat ihm Kraft geschenkt, es in der Begleitungsarbeit immer wieder zu probieren. Da ist vieles auch schief gelaufen. Und trotzdem hat er nie aufgegeben, sondern es immer wieder neu probiert, die Menschen zu begleiten, damit ihr Fluss zum Strömen kommt. Die Leidenschaft, mit der er als Kind Bäche angestaut und umgelenkt hat, hat ihm geholfen, auch jetzt als Erwachsener nicht müde zu werden. Bevor er seine Erinnerung erzählte, war er resigniert, weil er immer wieder Enttäuschungen erlebt hat. Die Erinnerung an die Bilder seiner Kindheit hat ihn wieder in Berührung gebracht mit seiner Leidenschaft und mit seiner Kraft und mit seinen Fähigkeiten.
Ein Gemeindereferent erzählte, wie leidenschaftlich er als Jugendlicher mit der Modelleisenbahn gespielt hat und dass er sich jedes Jahr an Weihnachten zusätzliche Waggons und Gleise wünschte.
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