Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder
In der Meditation dieser leidenschaftlichen Erfahrung entdeckte er das Bild: Er möchte etwas zum Laufen bringen. Aber es geht nicht nur umFunktionieren. Ihm war es vielmehr wichtig, dass der Zug auch durch schöne Landschaften fuhr. In ihm war das Bild: das Leben in seiner Gemeinde so zu organisieren, dass das Leben in Gang kommt, dass alle miteinander arbeiten, so dass der Zug der Gemeinde an Fahrt gewinnt, dass – wie es das Konzil als Bild für die Kirche geprägt hat – das Gottesvolk sich auf den Pilgerweg macht. Aber zugleich war ihm wichtig, dass genügend Erlebnisraum entsteht, dass man Zeit findet, die Landschaft zu genießen. Jeder hat andere Bilder in sich. Wenn er mit diesen inneren Bildern in Berührung ist, die seinem Wesen entsprechen, dann wird er lebendig, dann strömt seine Energie, dann blüht er auf.
Eine andere Frau erzählte, dass sie auf dem Dachboden mit großen Tüchern Räume aufgeteilt hat. Die entstandenen Räume hat sie dann verschieden gestaltet. Die Leidenschaft, mit der sie das immer wieder versucht hat, hat sie auf ihre jetzige Situation hin bedacht. Sie erkannte, dass sie im Einklang mit sich ist, dass ihre Energie fließt, wenn sie auch heute klare Räume schafft, Räume für die Familie, Räume für jeden einzelnen in der Familie, für sich selbst, für den Mann, für die Kinder. Und auch in ihrer Arbeit ist es ihr wichtig, den Arbeitsplatz gut abzugrenzen, um ihn so gestalten zu können, dass ihr die Arbeit Freude bereitet. Und es war ihr wichtig, in der Arbeit den Menschen, mit denen sie zu tun hat, einen ganz persönlichen Raum zu gewähren, den Raum, in dem sie sich angenommen und verstanden fühlen.
Ein Personalleiter erzählte mir, dass er als Jugendlicher leidenschaftlich gerne Fußball gespielt hat. Er hat schongefiebert, wenn er mit dem Fahrrad zum Training oder dann zum Wettspiel gefahren ist. Als er diese Erinnerungen anschaute, spürte er: Sein Bild ist es, in seiner Firma eine gute Mannschaft aufzustellen, die gut zusammen passt, in der einer sich auf den anderen verlassen kann, die miteinander spielt, in der einer dem anderen eine Vorlage macht, damit er ins Spiel kommt. Ein Therapeut, der auch sehr gerne als Kind und Jugendlicher Fußball gespielt hat, sah das als Bild, seine Arbeit spielerisch zu gestalten. Die Freude, die er beim Fußballspiel hatte, hat er auch in seine Arbeit mitgenommen. So wurde er nie müde bei all den Therapiegesprächen, sondern war immer neugierig, neue Spielzüge zu inszenieren, damit der Gegner – die falschen Lebensmuster – überwunden werden konnte.
Nicht nur die Erinnerung an unsere Spiele und das Verstehen dessen, was sie in uns ausgelöst haben, hilft uns, mit den inneren Bildern in Berührung zu kommen, die jetzt die Quelle in uns wieder strömen lassen. Es kann auch weiterführen, die frühen Berufswünsche wieder anzuschauen. Ein Mann war als Kind immer begeistert von der Eisenbahn. Er wollte unbedingt Lokführer werden. Er ist es nicht geworden. Doch das Bild, mit einer kleinen Lokomotive einen langen Zug zu bewegen, ist ihm geblieben. Er hat als Firmenchef viele Menschen bewegt. Er hat in seinem Leben etwas in Bewegung gebracht. Er ist nicht stehen geblieben. Manche meinten, sie würden sein Arbeitspensum nicht aushalten. Doch dieses Bild, etwas in Bewegung zu bringen, hat ihm Kraft geschenkt. Die innere Quelle ist nicht versiegt. Wer aus dieser inneren Quelle arbeitet, der braucht keine Angst zu haben, dass er sich erschöpft.
Allerdings kann das Bild auch zur Falle werden. Im Alter braucht es dann auch andere Bilder, die dieses ursprüngliche Bild ergänzen. Da ist etwa das Bild, dass die Quelle eingefasst werden muss, damit sie nicht versiegt. Wir müssen in einer neuen Lebensphase lernen, uns abzugrenzen, damit die Quelle noch lange fließen kann. Und es kommt nicht mehr darauf an, möglichst viel in dieser Welt zu bewegen. Vielmehr geht es nun darum, etwas zu sein, einfach da zu sein, ohne sich unter den Druck zu setzen, möglichst viel leisten oder bewegen zu müssen. Gerade indem der ältere Mensch einfach da ist, wird er zum Segen für die Menschen. So brauchen wir also im Alter andere Bilder, die unserem Wesen im Alter entsprechen.
ÜBUNG:
Setze dich still hin und schließe die Augen. Lass die Erinnerungen an deine Kindheit in dir aufsteigen. Was hast du gerne als Kind gespielt? Wohin hast du dich gerne zurückgezogen? Wo hast du dich wohl gefühlt? Wo konntest du dich stundenlang
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