Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder
–, dann wird das, was wir tun, Frucht bringen. Wenn wir aus unserem Ego heraus handeln, werden wir vieles tun. Aber es wird keinen Segen bringen. Es kommt nicht viel dabei heraus, obwohl wir ständig arbeiten.
Jesus hat die Menschen so tief berührt, weil er eine bildhafte Sprache hatte. Er hat mit seinen Worten Bilder angesprochen, die tief in der Seele des Menschen schlummern, die archetypischen Bilder von Heil und Heilung, von Frieden und Paradies, von Himmel und Licht, von Freiheit und Erlösung. Seine Worte wie das vom Splitter im Auge des anderen und vom Balken, den wir in unserm Auge übersehen, sind sprichwörtlich geworden. Es sind Bilder, die sich tief in unsere Seele einprägen. Wenn so ein Bild einmal ausgedrückt worden ist, dann wirkt es weiter in den Herzen der Menschen. Das Bild vom Haus, das wir auf den Felsen bauen, oder vom Berg, der zusammenstürzt, wenn wir glauben, das Bild des blinden Führers, das Bild von den Pharisäern als übertünchte Gräber, all diese Bilder haben sich tief in unsere Seele eingeprägt und bestimmen seither unser Denken und Fühlen.
Worte, die eine logische Schlussfolgerung ausdrücken, gehen meist an uns vorüber. Doch wenn in einem Wort ein Bild sich in uns einbildet, dann halten wir inne, dann geht uns etwas Neues auf, dann verwandelt sich etwas in uns. Auch theoretische Vorträge erreichen unser Herz nicht. Doch wenn der Redner in Bildern spricht, dann wirken diese Bilder in uns nach. Das können auch Beispiele sein, die ein Vortragender uns erzählt. Wenn wir von einem Beispiel hören, dann sehen wir sofort etwas Konkretes. Was wir gehört haben, bildet sich in uns ein. Das Wort »Beispiel« kommt nicht von »spielen«, sondern von »bispel«, das aus der Dichtkunst stammt. »Spell« ist eine bedeutungsvolle Rede, eine Fabel, eine Sage, in der etwas Wesentliches vom Menschen zum Ausdruck kommt. Es ist heute nicht anders als zur Zeit Jesu: Nur dann werden wir wirklich tief in unserer Seele berührt, wenn ein Bild uns trifft.
ÜBUNG:
Setze dich aufrecht hin und schließe die Augen. Lass deinen Atem in dir kommen und gehen. Stelle dir das Bild der Vertreibung der Händler aus dem Tempel vor. Du kannst dieses Bild mit deinem Atem verbinden. Beim Einatmen stellst du dir vor, dass Jesus in den Tempel deines Leibes eintritt. Und beim Ausatmen stellst du dir vor, wie Jesus die Händler aus dir vertreibt, wie du alles aus deinem Leib abfließen lässt, was da an innerem Lärm in dir ist, an innerem Unrat, an Chaos, an Sorgen, Ängsten, Neid, Eifersucht, an Gedanken, in denen du dich mit anderen vergleichst. Alle innere Unruhe lässt du mit jedem Ausatmen immer wieder los. Du stellst dir vor, dass Jesus selbst diese
Unruhe aus dir heraus treibt. Und bei jedem Einatmen kannst du dir vorstellen, dass Jesus mit seiner Herrlichkeit, mit seinem Licht, mit seiner Liebe mehr und mehr deinen Leib erfüllt und durchdringt und verwandelt. Wenn du das eine zeitlang so meditiert hast, kannst du einfach das Bild des Tempels in dich einbilden. Stelle dir vor: Ich bin jetzt dieser Tempel, ich bin voll von der Herrlichkeit Gottes, von seiner Schönheit und Liebe. Du brauchst gar nicht mehr auf den Atem zu achten. Du sitzt einfach nur da und bist der Tempel Gottes. Vielleicht erfährst du in dir auf einmal eine große innere Weite und einen tiefen Frieden. Du bist voll von Licht und Liebe. In diesem Tempel kannst du ausruhen und den Frieden genießen, der davon ausgeht.
Auferstehungsbilder, Zukunftsbilder
Am zentralen Geheimnis von Ostern kann man verdeutlichen, wie sehr wir darauf angewiesen sind, Wahrheiten in Bildern auszudrücken – und wie hilfreich das ist. Da gibt es etwa das Bild vom Phoenix, der aus der Asche emporsteigt. Von Phönix, dem ägyptischen Sonnenvogel, berichtet Ovid in den Metamorphosen, dass er alle 500 Jahre sich verbrennt und dann jung aus der Asche wieder emporfliegt, der Sonne entgegen. Die Kirchenväter haben das als Bild für die Auferstehung Jesu gesehen. Für Christen kann dieses Bild noch heute heilsame Kraft entfalten, insofern es zeigt, dass wir immer wieder Verbrauchtes, altgewordene und ausgediente Lebensmuster verbrennen müssen, um durch die Auferstehung Jesu mit dem jungen Leben in uns in Berührung zu kommen und beflügelt der Sonne entgegen zu gehen, der wahren Sonne, Christus.
Paulus gebraucht im 1. Korintherbrief 5,6 – 8 ein anderes Bild. Er sieht das Geheimnis von Ostern auf dem Hintergrund des
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