Die Heimkehr Der Tochter
Leid. Ich war nur erstaunt, das ist alles."
„Jacob ordnete an, dass weder ich noch die Mädchen dich je wieder sehen oder sprechen sollten. Als ich mich weigerte, schockierte mich das mindestens so sehr wie ihn. Ich machte ihm klar, dass ich seine Anweisung an Laurel und Jo Beth nicht außer Kraft setzen wolle, dass mich allerdings keine Macht auf Erden dazu zwingen könne, dich aufzugeben." Sie hob leicht trotzig das Kinn. „Ich habe ihm gesagt, dass ich eher ihn verlasse als eines meiner Kinder."
Maggie sah ihre Mutter verblüfft und gerührt an. Sie hatte gedroht, ihren Mann zu verlassen? Nie im Leben hätte sie geglaubt, dass sie dazu fähig wäre.
Mit Lily hatte sie nie über die Geschehnisse damals in der Laube gesprochen. Unangenehmes von ihr fern zu halten, war so sehr zum Reflex geworden, dass sie gar nicht mehr darüber nachdachte.
Jedoch hatte Lily bei ihrem ersten Besuch in New York das Thema einmal angeschnitten und geradeheraus gefragt, ob sie versucht habe, Martin zu verführen, um ihn Laurel wegzunehmen. Sie hatte mit Nein geantwortet, und Lily hatte es akzeptiert, ohne weiter nachzuforschen. Damit war die Sache für sie erledigt gewesen.
Eine Woge der Zuneigung zu ihrer Mutter überkam sie. Sich Jacob entgegenzustellen, zeugte von Mut und Liebe, was Maggie tief bewegte. Allerdings hatte sie nie in Frage gestellt, dass Lily sie liebte.
„Es gefiel Jacob nicht", fuhr Lily fort. „Danach war unsere Beziehung für lange Zeit angespannt. Aber ich hatte mich geweigert, und er akzeptierte schließlich meine Bedingungen. Ihm blieb keine Wahl. Seither haben wir kaum über dich gesprochen. Jedes Mal wenn ich einen Besuch in New York ankündige, um dich zu sehen, herrscht vor meiner Abreise und nach meiner Rückkehr unsicheres Schweigen zwischen uns. Wenn ich Jacob von dir und deinem Leben erzählen möchte oder auch nur deinen Namen nenne, reagiert er schweigsam und distanziert und wechselt das Thema. Ich habe gelernt, nicht mit ihm über dich zu reden."
Lilys Lippen bebten, und ihre Augen wurden erneut feucht. „Ich hätte das nicht so lange dulden dürfen, aber ich habe mich aus Angst vor neuem Streit immer gescheut, das Thema wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Sogar jetzt, wo ich weiß, dass ich ihn bald verlieren werde, kann ich keine Klärung herbeiführen." Sie verzog weinerlich den Mund.
„Ich sage mir, dass ich ihn nicht aufregen darf, weil er so krank ist. Und ich möchte nicht die knappe restliche Zeit mit Streitigkeiten verbringen. Der wahre Grund jedoch, warum ich ihn nicht dränge, sein Verhältnis zu dir zu bereinigen, ist der, dass ich mit heftigen Konfrontationen nicht umgehen kann. Es ist selbstsüchtig und feige von mir, ich weiß ... aber ich kann es einfach nicht."
Lily ließ den Kopf in die Hände sinken und weinte leise. „Es tut mir so Leid. Ich weiß, ich habe dich im Stich gelassen, du musst mich hassen."
„Ach, Mom, natürlich hasse ich dich nicht", tröstete Maggie, doch Lily beruhigte sich nicht. Maggie betrachtete den gesenkten Kopf der Mutter, die bebenden Schultern und seufzte, hin- und hergerissen zwischen Verärgerung und Mitleid. Ach was solls. Wenn sie Lily weiter böse war, hatte sie nur das Gefühl, sich an einem hilflosen Kätzchen zu vergreifen. Außerdem konnte ihre Mutter nichts dafür. Sie gehörte eben zu den Aggressionslosen auf dieser Welt.
Maggie tätschelte ihr den Arm. „Komm schon, Mom, nicht weinen. Dich trifft keine Schuld. Du kannst nichts dafür, dass du so sensibel bist. Außerdem bin ich schon ein großes Mädchen. Ich kann meine Kämpfe selbst ausfechten.
Lily schniefte einige Male, trocknete sich mit einer Serviette vom Tisch die Augen und rang um Fassung. „Ich weiß, aber..."
Jo Beth kam durch die Terrassentür gestürmt, das Gesicht strahlend. „Wessen Auto ist das da draußen?"
„Jo Beth, wenn du dich nicht beeilst, kommst du zu spät zur Schule", mahnte ihre Mutter sanft, doch das Mädchen ignorierte sie ganz einfach.
„Falls du die Viper meinst, die gehört mir", erklärte Maggie.
„Dir? Na klar, erzähl mir noch so einen. Als ob eine Au- tovermietung brandneue Vipers anbieten würde?"
„Vermutlich gibt es einige, die das tun, aber der Wagen ist nicht gemietet. Ich habe ihn gestern in Dallas gekauft. Ich habe den Händler angerufen, ehe ich New York verließ, und er war so freundlich, mit dem neuen Wagen samt Papieren am Flughafen auf mich zu warten."
Jo Beths Begeisterung verflüchtigte sich augenblicklich,
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