Die Heimkehr Der Tochter
da irgendetwas schrecklich schief." Maggie berichtete rasch, was Lily ihr erzählt hatte. „Ich werde also hier bleiben und versuchen, einiges herauszubekommen. Hoffentlich kann ich Schritte einleiten, damit die Firma aus den Miesen kommt."
„Hm. Das könnte schwierig werden. Jacob wird es nicht gern sehen, wenn du deine Nase in die Geschäfte von Malone Enterprises steckst. Und dieser verschlagene Martin schon gar nicht."
„Ich weiß. Ich werde es so diskret wie möglich anstellen. Aber ob es Daddy und Martin nun gefällt oder nicht, ich werde dem Problem auf den Grund gehen."
Nach einer langen Pause sagte Nan ruhig: „Wenn du auf zu viel Widerstand stößt und Jacob sich halsstarrig zeigt, ist dir hoffentlich klar, dass dir keine Wahl bleibt. Dann musst du es ihm sagen."
Maggie massierte sich mit den Fingerspitzen die pochenden Schläfen. „Ich weiß, ich weiß. Allerdings möchte ich darauf nur im absoluten Notfall zurückgreifen. Ich bin noch nicht so weit, diese Hürde zu nehmen."
„Nun ja, aber bereite dich besser vor, Liebes. Die Zeit wird kommen, wo du beichten musst. Und glaube mir, es wird nicht angenehm. Jacob wird aus der Haut fahren, wenn er erfährt, dass dir siebenundvierzig Prozent der Aktien an Malone Enterprises gehören."
Maggie verzog das Gesicht und massierte die Schläfen fester. „Das ist mir klar."
Als sie ihrer Tante damals den Aktienanteil an Malone Enterprises abgekauft hatte, schien alles so einfach gewesen zu sein.
„Vielleicht solltest du die Flucht nach vorn antreten, Jacob alles sagen und es hinter dich bringen", schlug Nan vor. „Du weißt schon, überrumple ihn. Lass ihm keine Chance zur Gegenwehr."
„Das halte ich für keine gute Idee." Maggie schauderte bei der bloßen Vorstellung einer solchen Konfrontation mit ihrem Vater.
Die plötzliche Erkenntnis, dass vielleicht mehr von ihrer Mutter in ihr steckte, als sie ahnte, ließ sie schmunzeln.
„Also, wenn du entschlossen bist, dort zu bleiben, komme ich mit dem Flieger zu euch und helfe dir gegen Jacob. Solange er glaubt, dass mir immer noch einundvierzig Prozent der Firma gehören, muss er mir zuhören. Wenn ich darauf bestehe, dass du die Firmenleitung übernimmst, kann er nichts dagegen machen, außer eine Aktionärsversammlung einberufen und einen Krieg innerhalb der Familie riskieren. Er und ich, wir haben denselben Aktienanteil. Zumindest glaubt er das."
„Tante Nan, das ist sehr lieb von dir, aber du musst das nicht tun. Ich will nicht der Anlass für Streit zwischen dir und Daddy sein. Er wäre sicher sehr ärgerlich, wenn du dich für mich einsetztest."
„Unfug. Du bist für mich wie eine Tochter, Kind. Außerdem, wenn die ganze Sache ins Kochen kommt, was früher oder später passiert, will ich da sein, um meinen Teil der Schelte abzukriegen. Wir haben diesen Plan gemeinsam ausgeheckt. Du hättest nicht so viele Anteile, wenn ich dir meine Aktien nicht verkauft hätte."
„Ich weiß, aber..."
„Ich komme zu euch, und damit hat sich's. Du brauchst in deiner Ecke des Rings jemand zur Unterstützung, und wir wissen beide, dass du dich auf Lily nicht verlassen kannst. Außerdem möchte ich noch einige Zeit mit meinem törichten Bruder verbringen. Er ist blind, was dich betrifft, aber ich liebe ihn trotzdem."
Nachdem das Gespräch beendet war, legte Maggie auf, ging versonnen einige Minuten im Raum herum und ließ sich schließlich in den Schaukelstuhl am Erkerfenster sinken. Den Kopf gegen die hohe Rückenlehne gelegt, schaukelte sie leicht. Die Lider halb gesenkt, begann der Raum hinter ihren dichten Wimpern zu verschwinden. Sie seufzte.
Nichts entwickelte sich so, wie sie es geplant hatte. Als das Familienunternehmen vor anderthalb Jahren in Schwierigkeiten geraten war und Jacob seine Schwester Nan um ein Darlehen gebeten hatte, schien das eine einfache Lösung zu sein.
Ihr Vater hatte bereits so viel er konnte aus seinem Privatvermögen in die Firma gesteckt, und seine Bitte an Nan war nur vernünftig gewesen. Sie war die zweite Großaktionärin, und ihr verstorbener Mann Edward Endicott hatte sie finanziell abgesichert zurückgelassen. Deshalb hatte Jacob sich in dieser Notlage an seine Schwester gewandt.
Was ihr Vater nicht wusste, war, dass Nans gesamtes Erbe in einer komplizierten Treuhandgesellschaft festgelegt war, aus der sie ihr Einkommen bezog. Ihre Aktien waren der einzige Besitz gewesen, den sie zu Geld machen konnte, und die wiederum durften nur an einen direkten Abkömmling der
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