Die Heimkehr Der Tochter
du das dicke Seil ins Wasser geworfen und ,Schlange!' gerufen hast", erinnerte sich Nan und versetzte ihm einen spielerischen Puff. „Mir ist beinah das Herz stehen geblieben."
Jacob grinste. „Ja, da hätte ich fast jemand übers Wasser laufen sehen. Du warst eher am Ufer, als das Seil sinken konnte. Und als du gesehen hast, was es war, hast du mich sofort schnell bis nach Haus gejagt."
Während alle lachten, schob Jo Beth ihren Stuhl zurück und sprang auf. „Ich muss gehen."
„He, warum so eilig, Kleines?" fragte Dan und kam die Stufen zur Terrasse herauf. „Ich bin gerade erst gekommen."
Lily sah auf ihre Uhr und runzelte die Stirn. „Warum gehst du so früh? Es ist genügend Zeit. Die Schule fängt erst in gut einer Stunde an."
„Die Theatergruppe hält vor der Schule ein Vorsprechen ab für unsere erste Aufführung in diesem Jahr. Ich will mich nicht verspäten."
Sie wollte losstürmen, doch Jacob hielt sie zurück.
„Nun mal langsam. Eine Minute. Hast du die Bewerbungen fürs College ausgefüllt?"
Jo Beth verdrehte die Augen. „Noch nicht", erwiderte sie in diesem gereizten, gelangweilten Ton, den nur Teenager zu Stande bringen.
Maggie starrte sie verblüfft an, die Gabel auf halbem Weg zum Mund. Sie hatte sich seit ihrer Rückkehr an schnippische Bemerkungen ihrer Schwester gewöhnt, sie war jedoch verblüfft, dass Jo Beth diesen Ton auch gegenüber ihrem Vater anschlug, besonders angesichts seines Gesundheitszustandes.
„Junge Dame, ich habe dir ausdrücklich gesagt, ich möchte, dass du heute diese Anmeldungen abschickst. Wie oft habe ich dich schon darauf hingewiesen, dass du dich früh anmelden musst, wenn du auf ein gutes College gehen willst. Du bist ohnehin spät dran. Du hättest dich schon im Sommer um diese Sache kümmern müssen."
Jo Beth machte ein bockiges Gesicht. „Es ist gleichgültig, ob ich angenommen werde oder nicht. Ich gehe nicht aufs College, das wäre eine reine Zeitverschwendung. Sobald ich im nächsten Frühling die Schule hinter mir habe, gehe ich nach New York und werde Schauspielerin."
„Jo Beth!" japste Lily.
Nan zog eine Braue hoch und sah interessiert zwischen ihrem Bruder und ihrer jüngsten Nichte hin und her. Oh, oh, was ist denn das? drückte ihre Miene deutlich aus.
Dan nahm die Kaffeekanne vom Tisch und stand wieder auf, obwohl er sich gerade erst gesetzt hatte. „Ich bitte Ida Lou, die noch einmal zu füllen", sagte er und ging zum Haus, womit er sich diplomatisch dem aufziehenden Familiengewitter entzog.
Maggie hielt den Kopf gesenkt, den Blick auf den Teller gerichtet. Sie bezog selbst genügend Flakfeuer von ihrem Vater und hatte nicht vor, sich auch noch in die Schlachten ihrer Schwester verwickeln zu lassen.
„Du wirst nichts dergleichen tun!" entgegnete Jacob streng. „Das ist kindischer Unfug. Du gehst aufs College und machst einen Abschluss in Betriebswirtschaft. Dann kommst du nach Haus und lernst das Familienunternehmen von der Pike auf kennen, damit du es eines Tages übernehmen kannst."
Maggie hob verblüfft den Kopf. Er wollte Jo Beth den Job geben, von dem sie immer geträumt hatte? Der Job, für den sie all die Jahre so hart gearbeitet hatte? Das war nicht fair!
„Nein! Das werde ich nicht tun! Ich kenne mich nicht aus mit dem Geschäft. Ich will es auch nicht kennen lernen. Die blöde Firma ist mir egal!"
„Jo Beth, so darfst du nicht reden! Du regst deinen Daddy auf."
„Tut mir Leid, Mom. Ich möchte niemand aufregen, am wenigsten dich, Daddy, aber ich werde meine Träume nicht opfern, um dir zu gefallen. Wenn du möchtest, dass jemand die Firma übernimmt, lass es Maggie machen. Sie hat den Grips in der Familie, und ihr liegen solche Sachen. Mir sind sie zuwider."
Jo Beth..."
„Nein. Du kannst sagen, was du willst, ich werde Schauspielerin! Ich werde am Theater und vielleicht in Filmen auftreten, was nützt mir da ein blöder Collegeabschluss?"
Jacobs Faust krachte auf die Glasplatte des Tisches, dass Porzellan und Gläser tanzten und einige fast umkippten. „Das reicht! Du kannst dir diese Dummheiten aus dem Kopf schlagen! Ich gestatte es nicht!"
„Du kannst mir da nicht reinreden. In wenigen Wochen bin ich achtzehn. Dann kann ich machen, was ich will, und du kannst mich nicht daran hindern!"
Damit wandte sie sich ab, sprang die Terrassenstufen hinunter und hinterließ verblüfftes Schweigen. Maggie und die anderen sahen sie über den taubedeckten Rasen marschieren und in der großen, für sechs Autos
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