Die Heimkehr des Highlanders
Donny ist ein kräftiger Junge, unser ganzer Stolz.« Sie blickte sich suchend in der Kate um. »Sag uns, was du über den Winter brauchst, damit deine Kinder nicht hungern müssen.«
Die Grants waren wie alle, die auf dem Gebiet von Glenbharr lebten, nicht nur Mitglieder des MacLaughlin Clans, sondern auch Pächter von Grund und Boden. Die Pacht wurde gewöhnlich in Form von Ernteerträgen wie Hafer und Rüben oder Lammfleisch und Schaffellen an den Laird bezahlt – außerdem hatten alle Bauern einen Eid auf Dòmhnall schwören müssen. In Kriegs- und Krisenzeiten hatten sie dem Laird beizustehen, im Gegenzug sorgte Dòmhnall dafür, dass jedes Mitglied des Clans unter seinem Schutz stand und niemals hungern musste.
Früher hatte Ealasaid sich darum gekümmert. Nachdem die Frau des Laird krank geworden war, hatte Màiri das übernommen, und inzwischen half Joan ihr dabei.
Sinan stellte ein Liste der Dinge zusammen, die ihre Kinder dringend benötigten, und die Frauen versprachen, das Gewünschte zu besorgen.
Laute Schritte und raues Männerlachen erklang plötzlich von draußen, und Sekunden später betrat Malcolm Grant mit Ewan und Peader die Kate. Auch der Hausherr machte sich höflich mit Marion bekannt, die allmählich unter Platzangst zu leiden begann. Es überstieg ihre Vorstellungskraft, wie eine neunköpfige Familie so beengt leben konnte.
»Die Männer sind wirklich fleißig«, sagte Ewan stolz zu seiner Frau. »Die Mauer geht mir bereits bis zur Schulter und wenn es nicht plötzlich Frost gibt, könnte in diesem Jahr sogar noch das Dach errichtet werden.« Mit einem dankbaren Nicken nahm er den Bierkrug entgegen, den Sinan ihm reichte.
Malcolm grinste breit, so dass seine beachtliche Zahnlücke deutlich zu sehen war. »Ich glaube, die Sasannach haben es aufgegeben, uns dort oben vom Hügel aus bei der Arbeit zuzuschauen. Bei dem Nebel sehen sie sowieso nichts und kriegen höchstens einen kalten Hintern. Die nächste Hausdurchsuchung werden sie sicher erst im Frühjahr machen, bis dahin sollten wir mehr Waffen besorgen.«
Malcolm gehörte zu den Männern, mit denen Ewan Breitschwerter, Musketen und Schwarzpulver über einen Mittelsmann in Baile a’Coille besorgte und im Clan verteilte. Vor den Engländern musste das streng verborgen bleiben. Außer dem sgian dubh , einem kleinen messerähnlichen Dolch, der von den Männern im Strumpf getragen wurde, waren, aus Angst vor den kampflustigen Highlandern, keine Waffen erlaubt.
Die Hausdurchsuchungen der Engländer erfolgten regelmäßig. Allerdings wurde dabei nie eine Waffe gefunden. Die findigen Schotten versteckten sie sicher in Waldhöhlen oder ausgehöhlten Baumstämmen. Die Clanführer hatten dabei nur ein nachsichtiges Lächeln für die Sasannach übrig.
In Joan kroch wieder diese kalte Angst empor, als Malcolm und Ewan sich wegen der nächsten Schmuggelaktion besprachen. Die Aktion war gefährlich, denn an allen Wegen lungerten Soldaten, die vorbeiziehende Fuhrwerke und Reiter kontrollierten. Wurde jemand beim Schmuggeln von Waffen erwischt, landete er wegen Hochverrat am Galgen.
Die Männer lachten unbekümmert, und wieder einmal machte sich Joan klar, dass sie aus einer doch recht friedlichen Zeit kam. Als die Sprache dann noch auf Hauptmann Robert Milford kam, spürte sie, dass dieser gefährliche Engländer nicht für immer aus Ewans Leben verschwunden war, auch wenn er jetzt in England war.
Auf Marions Schoß war eines der kleineren Kinder der Grants geklettert. Auch wenn sich die Pächter mit Ewan und den Seinen zwanglos unterhielt, und man zwanglos miteinander umging, so war man sich bewusst, wen man vor sich hatte und behandelte alle Mitglieder der MacLaughlins voller Respekt. Das wurde sogar schon den Kleinsten beigebracht. Der kleine Grant betrachtete sie ehrfurchtsvoll.
Behutsam strich Marion über dessen wilden Blondschopf. Der hölzerne Gegenstand, den der Kleine in der Hand trug, war ein Spielzeugschwert. Auch Màiris Söhne hatten solche kleinen ungefährlichen Schwerter, und es dämmerte ihr, dass sie wohl mit solchem Spielzeug bereits auf Kämpfe im späteren Leben vorbereitet werden sollten.
»Nehmt noch einen Schluck, bevor ihr euch auf den Heimweg macht«, bot Malcolm an. Die Männer ließen sich das nicht zweimal sagen und reichten ihm ihre Krüge. »Wenn du morgen zu den MacGannors reitest, richte Crìsdean aus, dass ich neulich ein paar Leute in Baile a’Coille sagen hörte, dass etliche Wegelagerer im Grenzgebiet
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