Die Heimkehr des Highlanders
normalen Umständen wäre er weitergeritten, doch dieses Paar, das sich an einem für einen Streit ungewöhnlichen Ort zankte, hatte sein Interesse geweckt.
Als er näher kam, stieg er ab und verbarg sich im Gestrüpp, er konnte einen Mann entdecken, der nach englischer Manier gekleidet war, auffallend war das tiefschwarze Haar, das er zu einem Zopf gebunden trug. Er hatte etwas Dämonisches an sich, das Robin nicht näher definieren konnte.
Aber auch das Äußere der Frau war auffallend: Ihr hüftlanges Haar glänzte golden und man hätte sie als schön bezeichnen können, wenn nicht die hässliche rote gezackte Narbe auf ihrer linken Wange gewesen wäre.
Worüber sich die beiden stritten, konnte Robin nicht verstehen, dafür war er zu weit vom Ort des Geschehens entfernt. Näher heran wagte er sich aus Angst vor Entdeckung nicht.
Der Mann packte die Frau hart am Arm, woraufhin sie vor Schmerz aufschrie und ihm immer wieder mit ihren Fäusten wütend auf die Brust hieb.
Robin vermutete, dass es sich um einen Streit unter Liebenden handelte. In gebückter Haltung schlich er zurück zu seinem Pferd, das geduldig am Wegrand gewartet hatte. Erst als er sich wieder in den Sattel schwang, bemerkte er, dass er sich ganz in der Nähe der Höhle befand, die ihn einst in die Vergangenheit gebracht hatte.
Kopfschüttelnd wand er sich ab, und als die dicken Mauern von Glenbharr Castle in Sicht kamen, hatte er die Szene im Wald schon wieder vergessen.
Joan sah müde aus, fand Robin, als er sie kurz darauf begrüßte. Unter ihren Augen lagen dunkle Ringe und ihre Haut war unnatürlich blass. Auf Robins besorgte Frage erklärte sie, dass Donny ihr des Nachts den Schlaf raube.
»Und außerdem vermisse ich Ewan », setzte sie hinzu, holte ein Tablett voller Köstlichkeiten aus der Küche und fuhr sich über die müden, brennenden Augen.
»Er ist vor drei Tagen zu seinem Freund Mìcheal aufgebrochen und ich hoffe, er lässt sich nicht zu viel Zeit mit der Heimkehr.«
»Das wird er gewiss nicht, Joan. Dein Mann kann doch gar nicht lange ohne dich existieren«, gab Robin zurück. »Die meisten verheirateten Paare sind zwar froh, wenn sie den Partner öfter mal nicht sehen, aber bei euch ist das anders, wie wir alle wissen.«
Er stippte ein Stück Weißbrot in den Milchbecher, dann fiel ihm doch wieder das seltsame Paar aus dem Wald ein und er schilderte den Vorfall beiläufig.
Er bemerkte, dass Joan noch bleicher dabei wurde und ihre Augen sich unruhig bewegten. Mit gerunzelter Stirn fragte er: »Kennst du diese Leute etwa?«
»Ich fürchte, ja. Die Beschreibung passt auf Hauptmann Robert Milford und Anna Ferguson; sie war hinter Ewan her und als sie ihn nicht bekam, wollte sie sich an mir rächen und mich umbringen. Doch das Attentat misslang und ihr Vater Brian – er ist Dòmhnalls Verwalter – schickte sie fort. Seitdem hat niemand mehr etwas von ihr gehört und gesehen.«
Robin zerbröselte die Reste des Brotes auf seinem Teller. »Dieser Milford … er ist doch jener Soldat, dem Ewan seinen Aufenthalt im Kerker von Fort George zu verdanken hat, nicht wahr?«
Joan nickte »Ja, aber angeblich wurde er nach seiner Genesung nach England zurückgeschickt. Trug der Mann eine Uniform?«
»Nein, helle Kniebundhosen, einen langen feinen Gehrock und auf dem Kopf einen Dreispitz – wie es in England gerade modern ist. Auffallend ist das Muttermal an seiner Wange. Kennen sich der Hauptmann und diese Anna Ferguson?«
»Nicht, dass ich wüsste.« Nervös stopfte Joan eine Locke zurück unter die Haube. »Aber ich traue beiden das Allerschlechteste zu.« Sie brach ab, erinnerte sich wieder an ihren nächtlichen Traum und erzählte ihn Robin zögernd.
»Der Traum ist ganz unverständlich!« Robin schüttelte den Kopf. »Ceanas sterbliche Überreste liegen auf St. Cait, das hast du mir selbst erzählt.«
Unruhig sprang Joan auf, verschränkte die Arme vor der Brust und begann, in dem Besuchersalon, in dem sie sich befanden, umherzuwandern.
»Natürlich haben wir sie begraben«, stieß sie hervor. »Ich war selbst dabei, als Ewan ihr Grab aushob. Gemeinsam haben wir ihre Gebeine hineingelegt.« Sie blieb dicht vor ihm stehen, »… dieser Traum war so plastisch wie die Träume, die ich früher hatte. Irgendetwas muss dort oben auf dem Friedhof geschehen sein.«
Robins Miene besagte, dass er Joans Sorgen als Hirngespinst abtat und genau das sagte er ihr. »Du hast doch vorhin erwähnt, dass Donny dich nachts kaum schlafen
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