Die Heimkehr des Highlanders
lässt. Wahrscheinlich hat dein Unterbewusstsein frühere Träume in deinem unruhigen Schlaf aktiviert.«
»Ja, vermutlich hast du recht.« Joan setzte sich wieder. »Ich werde Ewan auf keinen Fall von diesem Traum erzählen, er hat ohnehin ständig Angst, dass ich früher oder später wieder in meine alte Zeit möchte – vor allem, seitdem er dich und deine Identität kennt und weiß, dass Ceanas Hinrichtungsort im Wald nicht die einzige Möglichkeit ist, durch die Zeit zu reisen.«
»Hast du denn das Bedürfnis, zurück zu gehen?«
Wild schüttelte Joan den Kopf. »Nein! Aber meine Mutter zweifelt noch immer.«
»Gib ihr Zeit, es muss ein ziemlicher Schock gewesen sein, mit dir plötzlich in spirituellen Kontakt zu kommen. Und als ich dann auch noch auftauchte und sie bat, mit mir in die Höhle zu gehen, muss sie an ihrem Verstand gezweifelt haben.«
Nachdenklich spielte Joan mit den Bändern an ihrem Blusenausschnitt. »Ich denke, sie macht sich weniger Gedanken um sich selbst als um die Gewissheit, was im Jahre 1746 geschehen wird. Mir wäre es auch lieber, wenn ich nicht wüsste, was passiert.«
»Du hast Angst um deinen Mann, das ist verständlich. Aber die Geschichte kann man nicht ändern … falls du mit diesem Gedanken spielen solltest.«
»Unsinn, nicht eine Sekunde denke ich daran.« Ihr unsteter Blick verriet ihm, dass sie flunkerte. »Aber zu wissen, dass Ewan als Jakobitenanhänger in eine Schlacht ziehen wird – wahrscheinlich sogar als Clanführer – die nur dazu dient, die Ansprüche des Hauses Stuart auf den Thron zu erkämpfen, macht mich krank, Robin.«
Er nahm ihre Hände, lächelte freundschaftlich und erwiderte: »Was geschehen soll, wird geschehen. Du kannst nichts daran ändern, in wenigen Jahren wird Bonnie Prince Charles aus Frankreich herüber gesegelt kommen und die schottischen Lairds einzeln aufsuchen, um sie zu überreden, mit ihren Männern für seinen Vater James VIII. zu kämpfen.«
»Und selbstverständlich werden Dòmhnall und Ewan ihre Bereitschaft zusichern«, versetzte Joan mit unglücklicher Miene.
Er hielt weiter ihre Hände. »Vielleicht überdenkt Dòmhnall bis dahin seine Leidenschaft für James Stuart.«
»Hach!« Trocken lachte Joan auf. »Eher fallen Weihnachten und Ostern auf einen Tag! Du solltest mal hören, mit welcher Begeisterung er von den heimlichen Jakobitentreffen erzählt.«
Das Gespräch wurde durch Màiris Eintreten unterbrochen, die Donny auf dem Arm hatte. Sie reichte Robin den Jungen scheinbar unbekümmert, doch ihr war nicht entgangen, dass eine unangenehme Spannung in der Luft lag.
Robin, der wie üblich völlig hingerissen von seinem Patensohn war, hielt ihn hoch in die Luft, bis er vor Freude jauchzte.
Er liebte den Jungen wie sein eigenes Kind, auch wenn er vom Alter her sein Großvater hätte sein können. Wäre sein Leben im einundzwanzigsten Jahrhundert anders verlaufen, hätte er gerne eigene Kinder gehabt. Hier, im Alter von fast zweiundsechzig Jahren, genoss er es einfach, mit seinem Patenkind zu toben.
Màiri ließ sich weder von Robins Toberei mit dem Baby noch von Joans krampfhaftem Lächeln irritieren, sondern setzte sich ihrer Schwägerin gegenüber und fragte ungewohnt scharf: »Was ist los, Sèonag? Irgendetwas ist passiert, und ich will auf der Stelle wissen, was es ist.«
Für einen Augenblick nahm sich Joan vor zu schweigen, um Màiri nicht unnötig zu beunruhigen. Doch von früheren Begebenheiten wusste sie, dass Màiri nicht lockerlassen würde. Und sie erfuhr, was sie erfahren wollte.
Màiris braune Augen weiteten sich vor Schreck. Joan hatte ihr weder ihren Traum, noch das Auftauchen von Anna und Milford verheimlicht.
»O mo chreach 19 !
19 Um Gottes Willen!
»Woher könnten sich Milford und Anna kennen?«, fragte Joan.
»Ganz einfach«, kombinierte Màiri. »Ich hörte neulich Brian Ferguson sagen, seine Tochter sei bei ihrer Tante in Kingussie gut aufgehoben und er wolle Anna nicht wiedersehen, weil sie nur Scherereien mache. Verstehst du?«
Irritiert schüttelte Joan den Kopf.
»Kingussie ist ein Bergdorf, ganz in der Nähe befinden sich die Kasernen von Ruthven, in die Hauptmann Milford strafversetzt wurde«, ergänzte Màiri, »verstehst du jetzt?«
Wie elektrisiert richtete sich Joan auf. »Die beiden müssen sich kennengelernt haben, Màiri«, sie beugte den Oberkörper vor, »wenn Milford Anna in den Wäldern von Barwick entdeckt hat, könnte er auch Ewan auflauern, vielleicht sogar mit Anna
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