Die Heimkehr des Highlanders
Hufgetrappel und Männerstimmen vernahm. Um sich zu verstecken, war es zu spät – im nächsten Augenblick ritten aus dem Wald englische Soldaten.
Ewan war zu verduzt, um zu fliehen. Wie angewurzelt blieb er stehen. Die Sasannach hatten ihn nun ebenfalls entdeckt und ritten mit neugierigen Mienen näher.
»Wer seid Ihr?«, fragte einer von ihnen und musterte Ewans breacan feile ausgiebig. »Wollt Ihr plündern?«
Ewan reckte seine mächtige Gestalt, trotz schmutziger Kleidung und unordentlichem Haar war er sich seiner hohen Herkunft bewusst.
»Mein Name ist Ewan MacLaughlin of Glenbharr«, sagte er mit fester Stimme und wies mit einer Kopfbewegung hinter sich zu der Ruine. »Könnt Ihr mir verraten, was hier geschehen ist?«
Zu seiner Verblüffung begannen die Soldaten zu lachen. Der Sprecher ritt nahe an Ewan heran, betrachtete ihn einige Sekunden aus zusammengekniffenen Augen und sagte dann: »Macht Ihr etwa Witze? Die MacLaughlins sind Jakobiten, nicht wahr?«
Verstockt schwieg Ewan, die Sasannach durften nicht wissen, dass seine Familie Anhänger von James Stuart waren.
»Nun denn.« Der Soldat machte ein Handzeichen, worauf die anderen drei Männer abstiegen und auf Ewan zuschritten. »Ihr habt Euch wegen zweier Dinge strafbar gemacht, MacLaughlin: Zum einen war Euer Clan an der Schlacht bei Culloden gegen die Armee des Königs beteiligt … und zum anderen sollte Euch inzwischen zu Ohren gekommen sein, dass das Tragen der Tartans unter Strafe verboten ist.«
Entsetzt wich Ewan einen Schritt zurück. Wovon redete dieser Engländer eigentlich? Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass sich die Soldaten von beiden Seiten näherten.
»Ich nehme Euch gefangen, im Namen des Königs«, hörte Ewan, und schon im nächsten Moment hoben die Männer ihre Musketen, die aufgesteckten Bajonetts glänzten unschuldig in der Morgensonne.
11. Kapitel
Auch in dieser Nacht hatte Joan schlecht geschlafen, stundenlang hatte sie sich ruhelos im Bett herum geworfen und als sie endlich in einen leichten Schlaf gefallen war, wurde sie wieder von Ceanas Weinen heimgesucht. Ignorieren half nicht, der kalte Nebel, der von der Stimme begleitet wurde, duldete kein Ausweichen. Ceana sagte nicht, wie in den Träumen vor Joans ersten Reise in die Vergangenheit, warum sie um Hilfe klagte, sondern schluchzte nur erbärmlich, als weine sie um jemanden.
In den ersten Träumen hatte die Stimme Joan etwas auf Gälisch zu vermitteln versucht, und weil sie damals kein Wort davon verstand, war sie schließlich in die Highlands gereist, in der Hoffnung, Aufschluss über diese mysteriösen Träume zu erhalten. Erst nach ihrer Rückkehr ins einundzwanzigste Jahrhundert hatte Joan verstanden, was ihre Urahne Ceana Matheson hatte mitteilen wollen, denn Màiri hatte ihr ein paar Brocken Gälisch beigebracht.
Ceana hatte gebettelt, dass man ihre Gebeine aus dem Erdloch holte und in geweihter Erde begrub, da sie unschuldig hingerichtet worden war und ihre Seele keine Ruhe fand. Deshalb hatte sie Joan in die Vergangenheit gelockt.
Seitdem waren die Träume verschwunden gewesen, bis vor wenigen Tagen. Was konnte Ceana diesmal wollen? Sie hatte ihren Willen doch bekommen und ihren Seelenfrieden gefunden.
Joan schreckte hoch, als sich in Ceanas Wehklagen Donnys Schreien mischte – die Gegenwart hatte sie wieder. Schnell schwang Joan die Beine aus dem Bett, hüllte sich gegen die nächtliche Kühle in ihr Schultertuch und beugte sich über die Wiege ihres Sohnes, dessen Gesicht vom Schreien rot angelaufen war.
Mit leisen beruhigenden Worten nahm Joan den Kleinen aus der Wiege, liebkoste ihn ausgiebig und nahm ihn mit in ihr Bett. Der Kleine beäugte seine Mutter. Im Schein der Kerze glich er Ewan so sehr, dass ihr Tränen über die Wangen liefen.
»Ob wir deinen Vater jemals wiedersehen werden?«, fragte sie mit erstickter Stimme, und erst Donnys unwilliges Strampeln erinnerte sie daran, dass er Hunger hatte. Rasch öffnete Joan ihr Nachthemd und ließ ihren Sohn trinken; der Kleine seufzte verzückt.
Traurig sah Joan zu der leeren Seite des Bettes. Wie groß und kalt doch alles wirkte, wenn Ewan nicht dort schlief, wenn sie nicht seinen gleichmäßigen Atem hören und die Wärme seines Körpers spüren konnte.
Später, als Donny wieder eingeschlafen war, lag Joan wach und grübelte weiter. Es stand außer Frage, dass Anna Ferguson und Robert Milford Ewan entführt und in diese Höhle verschleppt hatten. Anna war nach Robins Aussage tot, doch von
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