Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Heimkehr des Prinzen

Die Heimkehr des Prinzen

Titel: Die Heimkehr des Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Day
Vom Netzwerk:
eingelassen. Die Wände der Druse bestanden aus violettfarbenem Stein, der facettenreich aufblitzte und glänzte. Er strich Erin vorsichtig das Haar aus dem Gesicht und starrte Marie an. »Tu etwas«, drängte er und wollte schier verzweifeln beim Anblick von Erins stillem blassen Gesicht. Marie wollte etwas antworten, wobei ihr Verwirrung und Hilflosigkeit ins Gesicht geschrieben standen.
    Dann setzte die Musik ein.
    Ein einziger klarer und wilder Ton erklang aus den Wänden selbst. Dann folgte ein Chor weiterer Töne, die ihnen aus allen Ecken entgegenschallten. Bald schwoll die Musik vom Boden empor, von der Decke herunter und durch jedes Molekül in der Luft im Raum. Der Chor wurde zur Sinfonie – ein orchestrales Werk von verlockender Schönheit. Ven stand still, hielt Erins Hand in der seinen und betete unbeholfene Gebete zu mitleidlosen Göttern.
    Die Musik wurde zu Licht, und Licht wurde zu Musik, bis die beiden unzertrennlich miteinander verwoben waren. Das silbrige Licht, das Erin über Riley und das Baby verbreitet hatte, verstärkte sich tausendmal in dem engen Raum der Druse. Aus den Augenwinkeln sah Ven, dass Marie zu Boden gegangen war und an der Seite des Tischs kniete.
    Die wilde Musik durchflutete Ven, bis die Melodie jede Zelle seines Körpers durchdrungen hatte. Er konnte die Musik sehen; er konnte das Licht hören, er spürte den Rhythmus, der durch Erins Körper pulsierte. Und unter und über und um all das herum hörte er eine zarte Stimme, die gleichzeitig in seinem Bewusstsein und in seinen Ohren erklang, die Dichotomie zarter Macht.
    Du bist gerade erst zu mir zurückgekommen, Melodine. So schnell lasse ich dich nicht wieder gehen.
    Mit diesen Worten steigerte sich das Singen in einen wortlosen Triumph von Licht und Klang. Erins Körper begann von innen heraus zu glühen, bis er so hell schien, dass Ven seine Augen davor schließen musste. Er betete um Zuversicht – dafür, in seiner eigenen verdorbenen Seele ein Körnchen Glauben finden zu können. Endlich – endlich – gelang es ihm.
    Ich gebe sie dir, Poseidon, und auch dir, Göttin der Nereiden. Ich gebe sie euch. Nur um eines bitte ich euch, dass ihr, wenn ihr sie hierbehaltet, auch meine wertlose Seele bei euch aufnehmt.
    Das Leuchten, das gegen seine gesenkten Lider pochte, hörte abrupt auf, und die Musik endete unvermittelt, wie abgeschnitten. Er blinzelte, öffnete die tränenschweren Augen und sah nur Finsternis um sich, durch die das Licht zahlloser Juwelen ringsum funkelte. Seine Augen brauchten einen Moment, sich an das Dunkel zu gewöhnen, doch noch bevor er Erin erkennen konnte, fühlte er, dass ihre Hand die seine drückte, und das Gebet in seiner Seele wurde zum Dankgebet.
    Â»Danke«, zwang er sich zu sagen. »Danke, dass ihr diese mutige Frau für mich gerettet habt.«
    Erin sah zu ihm hoch, und ihre Augen glänzten heller als alle Juwelen in der Druse. »Hast du das gehört? Hast du die Musik gehört?« Sie atmete tief ein, und ihr Gesicht war hingerissen, als könne sie noch immer den Gesang der Edelsteine durch den Raum und ihre Gedanken hallen hören.
    Sie drückte seine Hand noch fester. »Ich habe dein Lied gehört, Ven«, sagte sie lächelnd, voll Erstaunen in ihren Augen. »Ich habe das Lied deiner Seele gehört.«
    Bevor er antworten konnte, fiel sie in einen gesunden Schlaf, und ihre Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Er presste die Lippen gegen den Puls, der nun so kräftig an der Seite ihres Halses schlug und wiederholte die einzigen Worte, die groß genug klangen, um die Dankbarkeit in seinem Herzen auszudrücken. »Danke. Danke.«
    Erin tauchte aus einem Traum auf, in dem Diamantencolliers, ein riesiger, leuchtender Rubin und Frauen in eng anliegenden, schuppenartigen Kettenhemden vorkamen. Sie versuchte, sich von diesen offensichtlichen Illusionen zu befreien. Doch die Augen zu öffnen verlangte fast mehr Kraft, als sie hatte, und ihr ganzer Körper fühlte sich an, als sei ein Zug darüber hinweggerollt. Sie spürte jeden Knochen und hatte Schmerzen an Stellen, die sie nie zuvor gespürt hatte.
    Endlich gelang es ihr, die Lider zu heben. Vens Gesicht füllte ihr Sichtfeld, und die blaugrünen Flammen waren in seine schwarzen Augen zurückgekehrt und flackerten heller als in ihrer Erinnerung. Erstaunlicherweise erschreckte sie das nicht, sondern ließ

Weitere Kostenlose Bücher