Die Heimkehr des Prinzen
»Alaric hat sie alle so weit wie möglich geheilt, bevor er selbst nicht mehr konnte. Ich glaube, dieser Trick, den er da aus der Tasche gezaubert hat, hat ihn fast selbst das Leben gekostet, aber das würde er natürlich nie zugeben. Er hat gesehen, wie Quinn zu Boden ging, und dann ist er buchstäblich explodiert. Deine Freundin Gennae hier hat gesagt, dass er praktisch jeder Hexe in der Stadt Energie entzogen und sie mit seiner eigenen gebündelt hat, um diesen zerstörerischen Blitz durch das Lagerhaus zu senden. Die Energie hat ausgereicht, um jeden Vampir im Umkreis von vierhundert Metern zu verbrennen. Wir haben haufenweise geschmolzenen Vampirschleim um das ganze Gebäude herum gefunden. Offensichtlich hätten die Angreifer bald noch Verstärkung gekriegt.«
»Was ist mit deinem Freund? Daniel? Ist er umgekommen?«
Ven schüttelte den Kopf.
»Ich weià nicht so recht, ob man ihn einen Freund nennen kann. Ein wirklicher Freund hätte uns schon viel früher vor diesem Angriff gewarnt oder die Gefahr ganz und gar von uns abgewendet. Aber um deine Frage zu beantworten: Ich weià es nicht. Das Letzte, was ich von ihm gesehen habe, war, wie er mit meiner Kugel im Bauch zu Boden ging. Schwer zu glauben, dass er davonkommen konnte.«
Ãber sein Gesicht huschte ein dunkler Schatten, und Erin ergriff impulsiv seine Hand.
»Es ist ja nicht deine Schuld. Er hatte dich ja darum gebeten, ihn zu erschieÃen. Sicher hat er gewusst, in welcher Gefahr er sich befand.«
Der Ausdruck seiner Augen wurde kalt, und er entzog ihr die Hand und stand auf. »Für den Tod eines Vampirs fühle ich keine Schuld. Vor mehr als elftausend Jahren haben die Atlanter den Eid geschworen, ihre Art auszurotten, und den habe ich seither treu erfüllt. Wenn es dir so weit wieder gut geht, dann versuche ich jetzt, Jack aufzutreiben und frage ihn, ob er mir hilft, nach Christophe und Denal zu suchen. Ich brauche ihre Hilfe, um unsere Verwundeten zurück nach Atlantis zu schaffen.«
Sie nickte und sah ihm nach, als er wegging. Dabei dachte sie unwillkürlich, dass er den Tod eines Verbündeten wahrscheinlich sehr wohl bedauerte, ob er es zugab oder nicht, denn in einer Welt voller Feinde zählte wahrlich jeder einzelne Verbündete.
Ein altbekanntes leichtes Prickeln von Magie flackerte am Rand ihres Bewusstseins auf. Als sie sich umdrehte, sah sie Gennae mit dem Arm voller Decken quer durch den Raum auf sie zukommen, gefolgt von einer jungen Novizin, die ein Tablett mit Tassen und Bechern vor sich her trug. Gennae nickte Erin zu und fing dann an, die Decken zu verteilen. Bei jedem Patienten versicherte sie sich, dass er bequem lag und reichte zusammen mit der Novizin denen, die wach waren, etwas zu trinken.
Dann brachte Gennae einen dampfenden Teebecher zu Erin herüber.
»Trink das, Kind.« Sie reichte ihr den duftenden Tee und setzte sich vorsichtig an das FuÃende von Erins Couch. »Wie geht es dir? Dieser Krieger scheint sich als dein persönlicher Bodyguard zu betrachten. Ich konnte kaum in deine Nähe kommen.«
Sie runzelte indigniert die Stirn. »Als ob ich dir wehtun könnte. Er hat immer wieder gesagt: âºEs gibt Verräter unter uns, Lady, und ich weià nicht, ob Sie nicht auch einer sind.â¹ Dieser Typ, Alaric, musste ihm erst bestätigen, dass er mich gescannt hatte und dass ich definitiv kein Verräter bin. Die haben vielleicht Nerven!«
Erin unterdrückte ein Grinsen bei dem Gedanken, dass Gennae genötigt worden war, sich vor Ven und Alaric zu rechtfertigen. Sie kannte keine mächtigere Hexe als Gennae, aber hatte Ven nicht gesagt, dass Alaric von allen Hexen in Seattle Energie abgezogen hätte �
»Hast du es gemerkt?«
Sie wusste, die Frage war unverfroren, aber sie musste es plötzlich einfach wissen.
»Als Alaric von allen Hexen Energie abgezogen hat, hat er das auch bei dir getan?«
»Nein. Ich hatte einen Schutzschild verwendet, aber ich konnte es natürlich spüren.« Verärgerung und schlieÃlich ein wenig Verwirrung huschten über Gennaes normalerweise ausdrucksloses Gesicht. »Eine solche Macht habe ich bis jetzt nur einmal gefühlt, und zwar vor vielen Jahren bei einem Zauberer, der Todesenergie eingesetzt hat. Aber die Energie, die dieser Atlanter aufgerufen hat, war vollkommen frei von jeder dunklen Magie. Sie war kristallklar und kündete von einer uralten Macht,
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